Silver Dragons 01 - Ein brandheisses Date
daimon ! Das ist Porter.«
»Der Diebesfänger?«, fragte Gabriel und blickte auf den toten Mann auf dem Fußboden. Der Griff eines Messers ragte aus seiner Brust.
Ich vermied es, in das verzerrte Gesicht zu blicken, und untersuchte den Messergriff, so gut es ging, ohne ihn zu berühren. Er war aus Silber, mit eingravierten Runen, die ich nicht entziffern konnte. Irgendetwas regte sich in meinem Hinterkopf. »Ich glaube, das habe ich schon einmal gesehen.«
»Wo?«
»Ich kann mich nicht erinnern. Es kommt mir einfach … bekannt vor.« Ich legte dem Mann zwei Finger an den Hals. Die Leiche fühlte sich kühl an. »Kein Puls.«
»Wenn er tot ist, wo ist dann dein Zwilling?«, fragte Gabriel.
Ich erhob mich und blickte mich im Zimmer um. In einer Ecke standen ein schmutziges Bett, ein Stuhl und ein dreibeiniger Tisch. Ein verdrecktes Waschbecken mit Rostflecken hing schief an der Wand gegenüber, unter einem Spiegel, der so gut wie blind war. »Das ist eine sehr gute Frage.«
Ich war aus der Schattenwelt getreten, um die Leiche des Diebesfängers zu untersuchen, schlüpfte jetzt aber wieder in sie hinein, um nach Zeichen von Cyrene Ausschau zu halten.
»Da«, sagte Gabriel und zeigte zum Fenster.
»Warum benutzt eigentlich nie jemand die Tür?«, grummelte ich und trat ans Fenster. Es war heruntergezogen, aber nicht von innen verriegelt. Und auf der Fensterbank war ein Fußabdruck. »Sieht so aus, als müssten wir auf die Feuerleiter.«
»Ich widerspreche einer Dame ja nur ungern, aber es gibt Situationen, in denen die Pflicht wichtiger ist als gute Manieren«, sagte eine Stimme hinter mir.
Ich fuhr herum. Savian, der Diebesfänger, stand in der Tür. Er blickte kurz auf Porter, bevor er fortfuhr: »Wie ich sehe, hatten Sie ein wenig Aufregung, Mei Ling. Wollen Sie nicht aus den Schatten treten, damit wir uns unterhalten können?«
Ich erstarrte. Es war zwar Tag, aber im Zimmer war es so dunkel, dass Savian mich eigentlich nicht sehen durfte, wenn ich mich nicht bewegte.
Bevor ich reagieren konnte, schoss er durch das Zimmer auf mich zu.
»Was ist? Du willst doch nicht etwa gehen, Mei Ling? Das kränkt mich jetzt aber wirklich«, sagte er und packte mich. Er stand so dicht bei mir, dass er mein Schattenbild sicher erkannte. »Ich dachte, zwischen uns gäbe es eine ganz spezielle Verbindung.«
Widerwillig löste ich mich aus dem Schatten und entwand meinen Arm aus seinem Griff.
»Nimm deine Hände von meiner Gefährtin!«, brüllte Gabriel. Er stürmte auf Savian zu, vergaß einen Moment lang, dass er ja nicht körperlich da war, und fuhr direkt durch ihn hindurch.
Savian blickte sich verwirrt um. »Was war das denn?«
»Ich bin kein Was!«, fuhr Gabriel ihn an. Er baute sich vor Savian auf und warf ihm einen finsteren Blick zu. »Ich bin der silberne Wyvern, und du hast gerade meine Gefährtin angefasst.«
Ich zog die Augenbrauen hoch. Es amüsierte mich, dass Gabriel so besitzergreifend war. »Ich wusste gar nicht, dass du im Hinblick auf mich so aufbrausend bist.«
»Aufbrausend?«, wiederholte Savian. »Wie soll ich das denn verstehen?«
Ich blickte ihn an. »Kannst du ihn nicht hören?«
»Wen hören?«, fragte Savian.
Ich blickte wieder zu Gabriel. »Wieso kann ich dich hören und er nicht?«
»Du bist meine Gefährtin, er nicht«, grollte er und fixierte Savian aus brennenden Augen. »Wer ist dieser Mann?«
»Darf ich vorstellen, Savian, der Diebesfänger, Gabriel Tauhou, Wyvern der Sippe der silbernen Drachen«, sagte ich und wies auf Gabriel. »Lassen Sie sich nicht von der Tatsache verwirren, dass Sie Gabriel weder hören noch sehen können – er ist in der Schattenwelt, aber er ist trotzdem hier. Äh … so in der Art.«
Savian blickte mich forschend an. »Ein Drache im Jenseits? Ich wusste gar nicht, dass das möglich ist.«
»Das scheint heute der Tag für Unmögliches zu sein«, erwiderte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. »Was wollen Sie? Das heißt, abgesehen davon, dass Sie mich wieder vor das Komitee zerren wollen?«
»Nun …« Er lächelte. Es war ein besonders charmantes Lächeln, das von Humor zeugte, und kurz ging mir durch den Kopf, dass ich den Mann hinter diesem Lächeln gerne kennengelernt hätte, wenn ich Gabriel nicht begegnet wäre. »Es geht um das kleine Angebot, das Sie mir gemacht haben.«
Ich erstarrte vor Entsetzen, als die Erinnerung zurückkam. »Das hat doch hiermit nichts zu tun«, sagte ich und warf Gabriel einen Blick zu.
»Ach,
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