Silver Dragons 01 - Ein brandheisses Date
hatte, dass ich wieder sprechen konnte.
»Würde es gegen die Drachen-Etikette verstoßen, wenn ich dich in einem Taxi leidenschaftlich küsse?«, fragte ich ihn.
Er lächelte. »Keineswegs.«
»Gut. Ich glaube nämlich nicht, dass ich mich noch länger beherrschen kann«, erklärte ich. Als seine Lippen meine berührten, schoss Feuer durch mich hindurch. Da ich nicht vorhatte, einem erschrockenen Taxifahrer zu erklären, warum der Rücksitz seines Autos in Flammen aufging, kontrollierte ich das Drachenfeuer und gab es an Gabriel zurück.
»Du schmeckst so gut«, murmelte er und versuchte, mich auf seinen Schoß zu ziehen. »Du schmeckst nach kühlem Wasser auf dem Grunde eines Stroms. Du schmeckst nach Nachtluft, weich und duftend und geheimnisvoll. Dein Geschmack macht mich wild. Ich möchte bei dir sein, in dir sein, aller Welt zurufen, dass du mir gehörst, und zugleich möchte ich dich verstecken, damit dich niemand außer mir zu Gesicht bekommt. Du gibst mir das Gefühl, unbesiegbar zu sein, mein kleiner Vogel.«
»Du bist unbesiegbar«, flüsterte ich und knabberte an seiner Unterlippe. »Du bist mein edler Ritter, der für mich diesen lästigen heiligen Georg erschlägt.«
Er lächelte, seufzte aber zugleich frustriert, weil er merkte, dass der Taxifahrer uns im Rückspiegel beobachtete. Züchtig setzte ich mich wieder neben Gabriel.
»Den heiligen Georg?«, fragte er.
»Na ja, er heißt eigentlich Porter und ist kein Heiliger, aber ich kann dir sagen, dass er nun eindeutig zu weit gegangen ist.«
»Du meinst, der Erpresser hat deinen Zwilling gekidnappt?«
»Kannst du dir sonst jemanden vorstellen, der so etwas Verrücktes tun würde?«
Gabriel schüttelte den Kopf. »Nein. Anscheinend will er Druck auf dich ausüben, indem er Cyrene als Geisel hält.«
»Genau. Er hat sich wahrscheinlich gedacht, ich brauche einen kleinen Anstoß, um ihm das Phylakterium wieder zu besorgen.«
»Du hättest mir von Anfang an davon erzählen sollen. Ich hätte mich für dich um ihn gekümmert«, sagte Gabriel mit unerschütterlichem Selbstvertrauen.
Ich warf ihm einen tadelnden Blick zu. »Ganz sicher nicht! Hältst du mich für so schwach, dass ich mit einem kleinen Erpresser nicht selbst fertig werde? Ich kann mich schon alleine um ihn kümmern!«
Gabriel grinste. »So ein grimmiger kleiner Vogel.«
»Ich mag ja klein sein, aber mit mir ist nicht zu spaßen«, erwiderte ich und wies mit dem Kinn auf meine Wade, an der der Dolch befestigt war.
»Daran zweifle ich nicht, aber solange ich in deiner Nähe bin, brauchst du das nicht zu beweisen. Was hast du denn mit dem Diebesfänger Porter vor?«
»Ich habe noch nicht darüber nachgedacht. Zuerst muss Cyrene in Sicherheit sein.«
»Ich kümmere mich um ihn«, erklärte Gabriel. »Wir werden deinen Zwilling retten und dann dafür sorgen, dass dieser Diebesfänger dich nicht wieder behelligt. Und danach können wir uns wichtigeren Dingen zuwenden.«
»Apropos …« Ich ergriff seine Hand. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie viel es mir bedeutet, dass du bereit bist, auf das Phylakterium zu verzichten, nur um meinem Zwilling zu helfen, aber es gibt ein kleines Problem.«
Er fuhr mit dem Daumen über meine Lippen. »Es gibt kein Problem. Und ich verzichte auch nicht auf das Phylakterium.«
»Du lässt Drake allein nach Paris fahren. Wenn er es – hoffentlich – zuerst bekommt, dann wird er es vermutlich behalten. Er wird es natürlich nicht wie sein Bruder gegen dich verwenden, aber ich habe angenommen, dass es dich doch ärgert, dass Drake es bekommt.«
»Noch ist nicht Mittag«, antwortete er lächelnd.
»Was hat denn die Tageszeit damit zu tun?«
»Der Tresorraum des Au-delà liegt im Suffrage House, in dem Gebäude, in dem du auch eingesperrt warst. Es wird streng bewacht, wie du dir denken kannst, aber tagsüber ist der Schutz noch größer, da ja alle Angestellten dort sind.«
»Ach so. Dann wolltest du also gar nicht tagsüber einbrechen?«
Er schüttelte den Kopf. »Das wäre Wahnsinn. Wir werden es heute Abend versuchen – und in der Zwischenzeit kann ich mich um das Problem mit Cyrene kümmern.«
Mein Schuldgefühl ließ ein bisschen nach, aber was ich als Nächstes sagen musste, fiel mir ebenso schwer. »Das war leider nicht das einzige Problem, Gabriel. Ich … oh, wir sind ja schon da.«
Das Taxi hielt vor Drakes Haus. Ich nutzte die wenigen Sekunden, in denen wir ausstiegen und Gabriel den Fahrer bezahlte, um mir zurechtzulegen,
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