Silver Dragons 01 - Ein brandheisses Date
was ich sagen wollte.
»Gabriel, du weißt, dass ich eine Doppelgängerin bin«, sagte ich, als das Taxi wegfuhr. Er wollte mich sanft zur Haustür schieben, aber ich blieb stehen.
»Das ist mir nicht entgangen«, erwiderte er und zeigte seine Grübchen.
»Ich weiß nicht, wie viel du über Doppelgänger weißt – nicht viel, nehme ich an, da es nur eine Handvoll von uns gibt. Aber Doppelgänger können nicht nur zum Schatten werden.«
»Ach ja?«
»Wir können auch in die Schattenwelt eindringen.«
Gabriel zog die Augenbrauen hoch. »Schattenwelt?«
»So nennen wir Doppelgänger eine Art Ebene, die parallel zu unserer Realität existiert. Es ist schwer zu beschreiben, wie sie aussieht, aber die Dinge sind darin ein wenig … anders.«
»Ah, du redest vom Jenseits.« Gabriel nickte. »Ich dachte, das sei das Reich von Elfen und Feen.«
»Sie machen auch den größten Teil der Population aus. Als Doppelgängerin gehöre ich jedoch zu den anderen, die es ebenfalls betreten können, trotz der Tatsache, dass ich an Magoth gebunden bin.«
»Ich verstehe, aber was hat das mit unserer Situation zu tun?«
»Ich weiß nicht, wo Cyrene ist, weil ich fast nichts von dem, was sie gesagt hat, verstanden habe. Das bedeutet, dass ich ihrer Spur folgen muss.«
Als intelligenter Mann begriff Gabriel sofort, worauf das Ganze hinauslief. »Und das kannst du nur, wenn du dich im Jenseits aufhältst.«
»Ja. Und ich kann dich nicht mitnehmen.«
Er zog die Augenbrauen hoch. »Du hast doch gerade gesagt, dass auch andere dieses Jenseits betreten können.«
»Manche Personen, ja. Elfen zum Beispiel können jemanden hineinbringen, aber Doppelgänger …« Ich seufzte. »Wir sind ja selbst nur Schatten, deshalb können wir auch leicht hinein und wieder hinaus, aber wir können eben niemanden mitnehmen. Ich kann höchstens Cys Spur folgen und dich anrufen, wenn ich sie gefunden habe. Ich hätte dich natürlich gerne dabei, aber ich weiß nicht, wie ich das machen soll.«
»Wie willst du ihre Spur verfolgen?«, fragte er.
»Wie? Oh … sie ist ein Elementarwesen und hinterlässt überall eine schwache Spur. In unserer Welt ist sie nicht sichtbar, aber in der Schattenwelt bleiben solche Spuren länger erhalten. Und da noch nicht allzu viel Zeit vergangen ist, müsste ich sie eigentlich aufspüren können.«
»Interessant.« Er warf mir einen neugierigen Blick zu. »Hinterlassen Drachen auch Spuren?«
Ich lächelte. »Drachenspuren glitzern wie … na ja, sie glitzern im Jenseits. Und ich will dich ja nicht beleidigen, aber du …« Ich fuhr mit der Hand über seinen Nacken und zeigte ihm anschließend meine Handfläche, auf der es leicht funkelte. »Du verlierst Schuppen. Ziemlich viele sogar.«
»Ich weiß nicht, ob ich beleidigt sein oder dir den Vorschlag machen soll, meine Schuppen über deinen nackten Körper zu reiben«, sagte Gabriel mit blitzenden Silberaugen. »Nur zu, mein kleiner Vogel, begib dich ins Jenseits!«
Ich blickte mich um. Niemand war in der Nähe. »Ich rufe dich, sobald ich sie gefunden habe. Versprochen.«
Gabriel schwieg und schaute zu, wie ich in die Schattenwelt verschwand und mich dort die Straße entlang auf den Weg machte.
21
Die Spur war vor mir auf dem Boden, schwach zwar, aber trotzdem sichtbar, als sei Cyrene mit nassen Füßen über einen trockenen Boden gegangen. Auch andere Elementarwesen hatten Spuren hinterlassen – London war der Hauptsitz für zahlreiche Anderwelt-Gruppen –, aber es war nicht schwer, Cyrenes herauszufinden.
Ich war noch nicht weit gegangen, als es zwischen meinen Schulterblättern unangenehm zu prickeln begann. Ich fuhr herum, um zu sehen, wer mir folgte, und starrte den Mann, der hinter mir stand, mit offenem Mund an. »Wie ist dir das denn gelungen?«, fragte ich und stieß ihn vor die Brust, um mich zu vergewissern, dass er keine Täuschung war.
Meine Hand ging durch den Brustkorb hindurch, als wenn dort nichts wäre. »Okay. Wie ist es dir gelungen, in die Schattenwelt zu gelangen, Gabriel?«
»Jenseits, Schattenwelt, Traumreich … unterschiedliche Bezeichnungen für das Gleiche«, antwortete er und zeigte seine Grübchen. »Ich habe dir doch erzählt, dass meine Mutter eine Schamanin war.«
»Du hast gesagt, deshalb könntest du gelegentlich meine Gedanken lesen. Aber das erklärt noch lange nicht, warum du ein … Schatten oder ein Bild oder was auch immer bist. Du bist nicht wirklich hier, nicht wahr?«
»Nein. Ich bin in Drakes Haus.
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