Silver Dragons 02 - Viel Rauch um Nichts-neu-ok-26.12.11
dienen«, sagte Fiat. Er sprang vom Tisch und trat mit
vorgetäuschter Lässigkeit zu seinem Onkel. »Du wirst die Sippe zerstören, du
wirst alle davontreiben, aber dann wird es zu spät sein. Glaubst du etwa, es
macht mir etwas aus, ein Ouroboros zu sein?« Sein Lachen klang hart, und er
warf Gabriel einen Blick zu. »Uns wird es gut gehen. Denn wir werden nicht
allein sein. Hast du dich niemals gefragt, wer hinter den Taten der letzten
zwei Monate steckt, alter Freund?«
»Ich wusste es«, flüsterte ich und griff nach
meinem Dolch.
»Ich habe dir doch gesagt, dass er sie entführt
hat.«
Gabriel
hielt mich mit einem Blick zurück und wandte sich an Fiat. Seine gelassene
Miene verriet nichts von seinem inneren Aufruhr. Ich spürte jedoch, wie sich
das Drachenfeuer in ihm aufbaute und hinausdrängte. »Was willst du damit sagen,
Fiat?«
Fiat
lachte wieder und warf affektiert den Kopf in den Nacken. »Wie ich schon sagte
- ich werde nicht allein sein. Und ich werde auch nicht vergessen, was heute
hier passiert ist. Mein Gedächtnis reicht weit zurück, Gabriel. Und meine Freunde,
meine alten Freunde, erinnern sich sogar noch besser als ich.«
Bastian
machte eine Bewegung auf Fiat zu, als wolle er ihn schlagen, besann sich jedoch
eines Besseren. Ich packte meinen Dolch fester und überlegte, ob ich in die
Schattenwelt gleiten und Fiat folgen konnte, ohne dass Gabriel etwas merkte.
»Nein«, zischte Gabriel, der offensichtlich meine
Gedanken gelesen hatte. »Er macht uns nur etwas vor, mein kleiner Vogel.«
»Nun gut. Ihr habt eure Wahl getroffen. Was
geschehen ist, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.« Bastian blickte die
stehenden Drachen mit festem Blick an. »Eure Familien werden wegen eurer Taten
nicht zu leiden haben, aber ihr sollt wissen, dass ihr vom heutigen Tag an aus
der Sippe ausgestoßen seid.«
Fiat
verdrehte die Augen und wandte sich direkt an Kostya.
»Ich werde meinen Freund ganz herzlich von dir grüßen, ja?«
Kostya
schob Cyrene von seinem Schoß und stand langsam auf. Drohend kniff er die Augen
zusammen. »Du lügst.«
»Ach
ja?« Fiat lächelte. Er sah aus, als wolle er noch etwas sagen, änderte jedoch
seine Meinung. »Wir gehen«, sagte er zu seinen Gefolgsleuten, und das taten
sie. Als sie weg waren, schien die Luft um einige Grade wärmer zu werden, aber
vielleicht kam das auch nur daher, dass die Spannung nachließ. Ich blickte
zwischen Kostya, Drake und Gabriel hin und her.
»Habe ich ihn gerade richtig verstanden?«, fragte
ich.
»Was hat er gemeint? Wer ist sein Freund? Und warum
hat er dich angeschaut?«, fragte Cyrene Kostya.
»Er
lügt«, wiederholte Kostya und wechselte einen Blick mit seinem Bruder. Drake
wirkte nicht besonders überzeugt.
»Worüber lügt er?«, fragte Cyrene und zupfte Kostya
am Hemd. »Von wem hat er geredet?«
»Sein Name kam mir ein bisschen häufig vor«, sagte
ich.
»Seid ihr wirklich sicher, dass er tot ist?«
»Oh!« Cy rang nach Luft und riss die Augen auf.
»Ihr redet über diesen Baltic, oder? Der, der versucht hat, Kostya zu töten.
Aber ich dachte, er hätte ihm den Kopf abgeschlagen?«
»Das habe ich auch«, sagte Kostya und wandte sich
an Gabriel. »Ich ersuche hiermit den Weyr in aller Form, ein sárkány einzuberufen, um die Anerkennung der schwarzen Drachen...«
Plötzlich
ging das Licht aus. Sofort wurde ich zum Schatten, doch bevor ich Gabriels Hand
ergreifen konnte, wurden die Flügeltüren am Ende des Ballsaals aufgestoßen, und
vier dunkle Silhouetten feuerten aus vier Maschinengewehren Salven in den Raum.
Der
gesamte Saal war in Aufruhr, weil jeder versuchte, sich vor dem Kugelhagel in
Sicherheit zu bringen. Wir mochten ja alle unsterblich sein, aber es tat trotzdem
weh, von einem Schuss getroffen zu werden. Gabriel rief meinen Namen, und seine
Hand schloss sich fest um meinen Arm, als er mich zur Seite zerrte und zu Boden
warf, um mich mit seinem Körper zu decken. Die Leute an der Tür warfen
irgendwelche kleinen Gegenstände in den Saal. Ich hatte gerade noch Zeit, mich
zu fragen, ob es Bomben waren, als bereits laute Explosionen den Saal
erschütterten und Rauch sich auszubreiten begann.
»Rauchbomben?«, flüsterte ich Gabriel zu und packte
ihn fest am Ärmel, damit ich ihn in der Dunkelheit und dem Chaos nicht verlor.
»Bleib hier«, befahl er. »Beschütz das
Phylakterium.«
Das
hatte ich ganz vergessen. Ich fuhr mit der Hand an meinen Hals und zog das
große Medaillon heraus, um mich davon zu
Weitere Kostenlose Bücher