Silver Dragons 02 - Viel Rauch um Nichts-neu-ok-26.12.11
den Mund
zu bewegen. Je trockener die Maske wurde, desto mehr spannte sich meine Haut,
was das Ganze nicht gerade einfach machte.
„Die Gefährtin eines Wyvern!« Sally betrachtete
mich nachdenklich.
»Was machst du denn dann hier?«
Ich seufzte. »Das ist eine lange Geschichte, zu
lang, um sie dir jetzt zu erzählen. Die Kurzfassung ist, dass ich an Magoth
gebunden war, als mein Zwilling mich erschaffen hat. Weil ich eine
Doppelgängerin bin, musste ich für ihn Dinge stehlen, die er haben wollte.
Eines Tages begegnete ich dann Gabriel er ist der Wyvern der silbernen Drachen
und wir entdeckten, dass ich seine Gefährtin bin. Magoth kam dahinter und
verlangte von mir, ich solle ein unendlich wertvolles Artefakt, das
Lindwurm-Phylakterium, stehlen. Ich weigerte mich und gab es stattdessen
Gabriel.«
Ihr traten fast die schlammgrünen Augen aus dem
Kopf. »Du hast dich geweiger t? Du wurdest zum Dibbuk?«
Ich nickte.
»Heiliger Bimbam! Aber... du lebst ja noch. Und
bist heil. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass Magoth mir gesagt hat, du
hättest eingewilligt, seine Gemahlin zu werden. Warum sagt er das denn? Und
warum lässt er dich leben ohne ewige Qualen, wenn du zum Dibbuk geworden bist?«
»Magoth ist eben ein bisschen... anders«, sagte
ich, wobei ich ein spöttisches Lächeln kaum unterdrücken konnte. »Er weiß
wahrscheinlich, dass es für mich die größte aller Qualen bedeutet, seine
Gefährtin zu werden.«
»Findest du ihn denn nicht attraktiv?«, fragte sie
und schüttelte ungläubig den Kopf. »Er sieht fantastisch aus!«
»Doch, er ist ausgesprochen attraktiv. Welche Frau
könnte seiner dunklen Glut widerstehen? Die Frauen des letzten Jahrhunderts
konnten es jedenfalls nicht. Du weißt doch sicher, dass er ein Stummfilmstar
war, oder?«
»Na ja, er kommt mir irgendwie bekannt vor.« Sie
überlegte einen Moment lang, dann nannte sie einen Namen.
»Das ist er. Wenn er seine Haare glatt zurückkämmt,
sieht er seiner Filmfigur noch ähnlicher. Aber trotz seines attraktiven Äußeren
verursacht sein Inneres mir Albträume.« Ich fasste sie am Ärmel. »Sally, ich
weiß, dass du dich hier in Abbadon aufhältst, weil du dich auf die freie
Dämonenfürsten-Stelle beworben hast, aber ich glaube nicht, dass du verstehst,
was hier vor sich geht und wie Dämonenfürsten wirklich sind. Sie mögen aussehen
wie Menschen, aber sie haben den letzten Rest an Menschlichkeit schon vor
langer, langer Zeit verloren, und Magoth unterscheidet sich darin in nichts von
den anderen, abgesehen davon, dass er vielleicht ein noch größerer Idiot ist.«
»Das ist schon in Ordnung.« Sie tätschelte meine
Hand und wandte sich dann zu dem schwarz verhängten Spiegel in dem Zimmer, das
Magoth mir (widerwillig) zugewiesen hatte. »Ich mag meine Männer ein bisschen
dumm. Dann sind sie viel leichter zu handhaben.«
Ich starrte sie ungläubig an. »Ich weiß zwar nichts
von dir, außer dass es dir wichtig ist - aus Gründen, die ich absolut nicht
nachvollziehen kann die vakante Position eines Prinzen von Abbadon zu erlangen,
aber abgesehen davon glaube ich, dass du Magoths wahre Natur völlig
unterschätzt. Er ist manipulativ, gierig, egozentrisch, äußerst skrupellos, und
er verleiht dem Wort ›diabolisch‹ eine völlig neue Bedeutung. Kurz gesagt, er
ist alles Böse, was du dir nur vorstellen kannst... und noch viel mehr.«
»Meine süße May... singst du der zauberhaften Sally
etwa ein Loblied auf mich? Wie liebenswürdig von dir.«
Die leicht amüsierte Stimme behagte mir gar nicht.
Mit Magoth in normaler (sprich: böser) Laune konnte ich umgehen, aber der zu
Scherzen aufgelegte, vergnügte Magoth war besonders gefährlich.
»Ich erzähle ihr nur die Wahrheit über dich«,
erwiderte ich vorsichtig und drehte mich zu ihm um. Als Sterblicher war Magoth
ein unglaublich gut aussehender Mann gewesen, mit Haaren und Augen schwarz wie
die Sünde und einer verführerischen Art, der alle Frauen über die Jahrhunderte
hinweg erlegen waren... sofern sie seine Aufmerksamkeiten überlebten.
Dämonenfürsten konnten zwar ihre Gestalt nach Belieben verändern, aber Magoth
hatte die seine immer behalten, da sie für seine Zwecke hervorragend geeignet
war.
Mit lässiger Anmut lehnte er am Türrahmen, ein
böses Funkeln in den Augen, die Haare zurückgekämmt, sodass er wieder aussah
wie der Schauspieler, der er vor etwa neunzig Jahren gewesen war.
»Darf ich eintreten?«, fragte er und zog leicht die
Augenbrauen in die Höhe,
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