Silver Dragons 02 - Viel Rauch um Nichts-neu-ok-26.12.11
zurücktrat. »Besäße ich auch die Fähigkeit, dich nach Akasha zu
verbannen?«
»Akasha!«, keuchte Sally. »Du würdest den lieben
Magoth in den Limbo schicken? May, Liebes, ich weiß ja, dass dir das alles genauso
neu ist wie mir, aber du kannst doch keine Witze über so etwas...«
»Niemand hat diese Macht«, schnitt Magoth ihr das
Wort ab. Seine Augen funkelten vor Vergnügen. Er hob mein Kinn und strich mit
seinem eiskalten Daumen über meine Lippen.
»Aisling doch.«
Magoth zuckte zurück und kniff die Augen zusammen.
»Aisling Grey, die Fürstin?«
»Die ehemalige Fürstin«, stellte ich klar, da ich
von der Geschichte gehört hatte, wie es Aisling gelungen war, ihrer ungewollten
Mitgliedschaft im Club der Fürsten von Abbadon zu entkommen. »Durch einen Trick
war sie dazu verleitet worden, einen von euch Dämonenfürsten zu vernichten,
woraufhin Bael sie diese Position einnehmen ließ.«
»Sie wurde ausgestoßen und exkommuniziert«,
antwortete er, aber seine Nüstern blähten sich, und er machte keine Anstalten
mehr, mich zu berühren. »All ihre Macht wurde ihr genommen.«
»Nur die Macht als Fürstin von Abbadon. Ich weiß
das, weil Aisling eine gute Freundin von Gabriel ist«, erklärte ich. »Und von
mir.«
Magoth musterte mich einen Moment lang eindringlich
und versuchte, all meine Schutzschichten zu durchdringen, um tief in meine
Gedanken vordringen zu können, aber ich hatte in den letzten sechs Wochen, seit
ich zum Dibbuk geworden war, gelernt, meine wahren Gedanken zu verbergen. Trotzdem
entspannte er sich und schenkte mir ein aufrichtiges Lächeln.
»Deiner Freundin dürfte es schwer fallen, mich nach
Akasha zu schicken. Ein solches Unterfangen könnte nur auf ihre Kosten
ausgeführt werden, und ich glaube, der Drache, an den sie gebunden ist, würde
ein solches Opfer nicht erlauben. Nein, meine süße May, ich fürchte deine
Freunde nicht mehr, als ich dich fürchte.«
»Mich?« Ich stieß ein leises, bitteres Lachen aus.
»Ich bin doch keine Gefahr für dich.«
»Nein, in der Tat nicht - wäre es anders, stündest
du hier nicht unversehrt vor mir«, erwiderte er. Der Wahrheitsgehalt dieser
Feststellung ließ mich frösteln. »Die reizende Sally hat mir jedoch etwas in
Erinnerung gerufen, das ich vergessen hatte - in der Doktrin stehen viele
Gesetze, die unser Dasein bestimmen, aber eines davon ist besonders
zweckdienlich.«
»Welches?«, fragte ich misstrauisch.
»Oh, ich weiß!« Sally wedelte mit der Hand, um
seine Aufmerksamkeit zu erlangen. »Mir ist gerade wieder eingefallen, was ich
eben sagen wollte. Es steht im Abschnitt über die Gefährten: So wie der
Gefährte Zugang zu der Welt des Dämonenfürsten hat, erlangt der Dämonenfürst
Zugang zur Welt des Gefährten. Sozusagen ein Abkommen auf Gegenseitigkeit.«
Entsetzen überfiel mich. In den letzten hundert
Jahren hatte Magoth weder die Macht noch die Möglichkeit besessen, einen Fuß in
die Welt der Sterblichen zu setzen, wofür ich zutiefst dankbar war. Hätte ich
auch nur einen Augenblick lang in Erwägung gezogen, seine Gefährtin zu werden,
so hätte mich die Vorstellung, dass er dadurch Zugang zur Welt der Sterblichen
bekam, auf der Stelle davon abgebracht.
»Genau«, sagte Magoth. Das Entsetzen, das ich
verspürte, musste wohl durch die engen Maschen des Netzes geschlüpft sein, mit
dem ich meine Emotionen umgab, denn er legte den Arm um mich und versuchte,
mich an sich zu ziehen. »Mach nicht so ein entsetztes Gesicht, süße May! Wir
werden viel Spaß miteinander in der Welt der Sterblichen haben! Chaos, Zerstörung,
vielleicht sogar ein paar altmodische Vergewaltigungen... es wird sein wie
früher, als ich in der sterblichen Welt nach Belieben ein und aus gehen
konnte.«
»Ich kann die Götter, denen ich zu tiefstem Dank
verpflichtet bin, weil du fast ein Jahrhundert lang dazu nicht in der Lage
warst, gar nicht alle aufzählen«, sagte ich und löste mich fröstelnd aus seiner
kalten Umarmung.
»Komm. Wir kümmern uns sofort um diese
Angelegenheit.«
Magoth packte mich am Handgelenk und begann, mich
aus dem Zimmer zu zerren. »Wir wollen den anderen Fürsten offiziell verkünden,
dass du meine Gemahlin werden wirst in... wie lange brauchst du, um dich auf
die Zeremonie vorzubereiten?«
»Tausend Jahre?«, entgegnete ich. Ich spürte ein
vertrautes Prickeln, das sich von meinen Zehen nach oben ausbreitete.
»Ich glaube, ich werde wieder gerufen, nur damit du
Bescheid weißt.«
Er ließ meine Hand los und
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