Silver Dragons 02 - Viel Rauch um Nichts-neu-ok-26.12.11
an.
»Welchen Preis hast du denn für mich angesetzt,
wenn nicht Gold?«
Bael spielte mit einem beinernen Brieföffner, der
auf dem Schreibtisch gelegen hatte. »Mein Standardpreis ist immer das, was der
betreffenden Person am wertvollsten ist. In diesem Fall müsste die silberne
Gefährtin geopfert werden.«
»Pah«, sagte Chuan Ren. »Wir sind mit dem Preis
einverstanden. Nimm die Frau und lass mich gehen.«
Sie wandte sich zur Tür, als sei der Handel
beschlossene Sache.
»Ich bin mit dem Preis nicht einverstanden«, sagte
Gabriel.
Chuan Ren bedachte ihn mit einem bösen Schimpfwort.
»Du wagst es, meinen Gefährten so zu beleidigen«,
schrie ich.
Plötzlich war ich zu wütend, um noch diplomatisch
zu sein.
Chuan Ren fuhr herum. »Du wagst es, mit einer höher
stehenden Person so zu sprechen? Geh mir aus den Augen, bevor ich dir
beibringe, wie man mit einem Wyvern zu sprechen hat.«
»Da habe ich Neuigkeiten für dich - du bist nicht
mehr Wyvern. Jemand anderer führt jetzt die roten Drachen an.«
»May, es reicht«, wies Gabriel mich in die
Schranken. Er ergriff mich am Arm und zog mich zu sich heran. Sein
Gesichtsausdruck war seltsam, ein Mischmasch aus Erheiterung, Vorsicht und
Misstrauen.
»Was ist los?«, fragte ich ihn.
Seine Lippen zuckten. »Du hast geschrien. Ich habe
dich noch nie schreien hören.«
»Sie hat damit angefangen«, sagte ich und zeigte
auf Chuan Ren. Wieder stieß sie ein Schimpfwort aus, dieses Mal an meine
Adresse gerichtet, und da riss mir der Geduldsfaden.
Schon in der nächsten Sekunde hatte ich mich quer
durch den Raum auf Chuan Ren gestürzt, und meine roten Krallen bohrten sich
tief in das weiße Fleisch an ihrem Hals. »Ich bin die Gefährtin des silbernen
Wyvern. Wie kannst du es wagen, mir gegenüber einen solchen Tonfall
anzuschlagen?«
Feuer loderte in ihren Augen, als Silberschuppen
sich auf meinen Händen und Armen ausbreiteten. Sie wehrte mich ab, aber ich
packte ihre Haare und zog sie mit mir, und wir wälzten uns durch das Zimmer.
Sie knallte meinen Kopf auf Baels Schreibtisch, und
ich brüllte vor Wut laut auf. Feuer flammte um uns auf, als ich sie zu Boden
schickte. Sie schlug mit ihren Krallen nach meinem Gesicht, aber ich war zu
schnell für sie und rammte ihr meine Faust in die Kehle. Sie trat mir in den
Bauch und blies ihr Drachenfeuer auf mich. Ich wollte es ihr gerade gleichtun,
als Gabriel mich von ihr wegriss.
Ich beugte mich keuchend vornüber, mein ganzes Sein
darauf gerichtet, das Weibchen zu vernichten, das meinen Gefährten bedroht
hatte - und als dieser Gedanke in meinem Kopf klare Gestalt annahm, erstarrte
ich vor Entsetzen. Was tat ich hier? Ich kämpfte doch nie, außer wenn es um
Leben oder Tod ging.
Ich schrie auch nie - ein Leben in Magoths Diensten
hatte mich gelehrt, dass es weise war, mein Temperament im Zaum zu halten. Und
jetzt dachte ich nicht nur, ich handelte auch wie ein Drache.
»Ich glaube, mir wird schlecht«, murmelte ich und
wandte mich ab, um Chuan Ren nicht sehen zu müssen, die sich langsam
aufrappelte.
»So amüsant das Ganze ja sein mag, ich habe keine
Zeit für solche Spielchen«, sagte Bael. »Du hast meine Geduld schon genug
strapaziert. Bezahl den Preis für den Drachen oder verschwinde.«
»Deine Geduld kannst du in der Pfeife rauchen, wenn
du uns Chuan Ren nicht auslieferst«, sagte jemand, und zu meinem Entsetzen
stellte ich fest, dass ich das war.
Ich schlug mir die Hand vor den Mund. Gabriel warf
mir einen erschrockenen Blick zu. Am liebsten hätte ich mich Bael zu Füßen
geworfen und ihn um Verzeihung gebeten, zugleich aber spürte ich ein überwältigendes
Bedürfnis, ihm einen Fausthieb auf die Nase zu verpassen und seine Haare
anzukokeln.
Bael blickte mich überrascht an. »Ermutigt Magoth
seine Gattin, sich so zu benehmen?«
Ich holte tief Luft und hob das Kinn. »Magoth weiß,
dass ich hier bin, und ja, er hat zugestimmt, dass Chuan Ren freigelassen
wird.«
»Was du nicht sagst.« Baels Gesichtsausdruck wurde
berechnend. »Ich glaube, ich habe ihn unterschätzt. Er ist wohl klüger, als ich
gedacht habe. Er benutzt dich, um aus Abbadon ausgestoßen zu werden, damit er
seine Macht wiedererlangt.«
»Was?«, schrie ich entsetzt.
Gabriel runzelte die Stirn. »Meine Gefährtin bittet
nicht um Exkommunizierung von Magoth, sondern nur um die Freigabe des Wyvern
Chuan Ren.«
»Da bin ich anderer Meinung«, erwiderte Bael. Er
spielte immer noch mit dem Brieföffner. »Sie hat gefordert, dass ich
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