Silver Linings (German Edition)

mir hinunter, betrachte die hellbraune Khakihose, die meine Mutter mir neulich bei Gap gekauft hat, weil sie meint, ich sollte nicht in Jogginghosen zu meinen Arztterminen erscheinen, und obwohl die Hose nicht so cool ist wie mein neues Eagles-Trikot, sieht sie einigermaßen gut aus. Also höre ich mit einem Achselzucken auf, mir Sorgen darum zu machen, was ich zu dem Abendessen bei Veronica anziehen soll.
    Cliff versucht, mich dazu zu bringen, dass ich über Kenny G rede, aber jedes Mal, wenn er Mr. Gs Namen ausspricht, schließe ich bloß die Augen, summe einen einzelnen Ton und zähle im Geist bis zehn.
    Dann sagt Cliff, er weiß, dass ich meiner Mutter gegenüber tätlich geworden bin, sie in der Küche geschüttelt und auf dem Speicher gestoßen habe, und das macht mich tieftraurig, weil ich meine Mom sehr liebe und sie mich von dem schlimmen Ort gerettet hat und sogar die ganzen Papiere unterschrieben hat, die erforderlich waren – und doch kann ich nicht wirklich bestreiten, was Cliff gesagt hat. Schuldgefühle füllen meine Brust, bis ich es nicht mehr aushalte. Ehrlich gesagt, ich breche zusammen und weine – schluchze – mindestens fünf Minuten lang.
    «Ihre Mutter geht ein großes Risiko ein, weil sie an Sie glaubt.»
    Daraufhin muss ich noch mehr weinen.
    «Sie möchten doch ein guter Mensch sein, nicht wahr, Pat?»
    Ich nicke. Ich weine. Ich möchte ein guter Mensch sein. Ehrlich.
    «Ich werde Ihre Medikamentendosis erhöhen», sagt Dr. Patel. «Möglicherweise werden Sie sich dadurch ein bisschen schlapp fühlen, aber es könnte Ihre tätlichen Ausbrüche eindämmen. Sie müssen begreifen, dass nicht Ihr Wunsch, sondern allein Ihre Taten Sie zu einem guten Menschen machen können. Und wenn Sie erneut so einen Schub haben, müsste ich wohl die Empfehlung aussprechen, Sie für eine intensivere Behandlung zurück in die neurologische Klinik zu bringen, was …»
    «Nein. Bitte. Ich werde brav sein», sage ich schnell, weil ich weiß, dass Nikkis Rückkehr zu mir unwahrscheinlicher wird, wenn ich rückfällig werde und wieder an den schlimmen Ort muss. «Vertrauen Sie mir.»
    «Das tue ich», erwidert Dr. Patel mit einem Lächeln.

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    Ich weiß nicht, wie so was läuft
    Nachdem ich im Keller ein paar Gewichte gestemmt habe, ziehe ich meinen Müllsack über und laufe zehn Meilen. Hinterher dusche ich, sprühe ein bisschen von dem Eau de Cologne meines Vaters in die Luft und gehe durch den Sprühnebel, so wie Mom mir das beigebracht hat, als ich auf der Highschool war. Ich rolle etwas Deo in die Achselhöhlen, und dann ziehe ich meine neue Khakihose und mein Hank-Baskett-Trikot an.
    Als ich meine Mutter frage, wie ich aussehe, sagt sie: «Sehr attraktiv. Sehr, sehr attraktiv. Aber meinst du wirklich, du solltest das Eagles-Trikot zu einem Abendessen tragen? Du kannst doch eins von den Gap-Hemden anziehen, die ich dir gekauft hab, oder leih dir ein Polohemd von deinem Vater.»
    «Das geht schon so», sage ich und lächele zuversichtlich. «Dr. Patel hat gesagt, das Shirt wäre o.k.»
    «Wirklich?», sagt meine Mutter lachend, und dann holt sie einen Blumenstrauß und eine Flasche Weißwein aus dem Kühlschrank.
    «Was ist damit?»
    «Gib das Veronica und bestell ihr ein Dankeschön von mir. Ronnie ist dir immer ein guter Freund gewesen.» Und dann sieht Mom aus, als würde sie gleich wieder losweinen.
    Ich gebe ihr einen Kuss zum Abschied, nehme die Blumen und den Wein und gehe die Straße runter und durch den Knight’s Park zu Ronnies Haus.
    Ronnie öffnet die Tür in Hemd und Krawatte, wodurch mich der Verdacht beschleicht, dass Dr. Patel sich doch geirrt hat und ich nicht gut genug angezogen bin. Aber Ronnie wirft einen Blick auf mein Shirt, sieht nach, welcher Name auf dem Rücken steht – wahrscheinlich, um sich zu vergewissern, dass ich kein veraltetes Freddie-Mitchell-Trikot trage –, und sagt: «Hank Baskett ist unser Mann! Wo hast du denn zu Beginn der Saison schon das Shirt her? Das ist super!», und ich fühle mich gleich sehr viel besser.
    Wir folgen dem würzigen Duft durch das elegante Wohnzimmer und das elegante Esszimmer in die Küche, wo Veronica gerade Emily füttert, die sehr viel älter aussieht als ein neugeborenes Baby, wie ich überrascht feststelle.
    «Hank Baskett ist da», sagt Ronnie.
    «Wer?», fragt Veronica, doch dann lächelt sie, als sie die Blumen und den Wein sieht. «Pour moi?»
    Sie starrt kurz auf meine geschwollene Wange, spricht mich