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Silver Linings (German Edition)

Silver Linings (German Edition)

Titel: Silver Linings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quick
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aber nicht darauf an, wofür ich ihr dankbar bin. Ich gebe ihr die Geschenke von meiner Mutter, und Veronica küsst mich auf die nicht geschwollene Wange.
    «Willkommen daheim, Pat», sagt sie, was mich überrascht, weil sie klingt, als meinte sie es ehrlich. «Ich hoffe, du hast nichts dagegen, aber ich habe noch jemanden zum Essen eingeladen», fährt Veronica fort. Sie zwinkert mir zu und hebt dann den Deckel von dem einzigen Topf auf dem Herd, aus dem ein warmer Duft nach Tomaten und Basilikum aufsteigt.
    «Wen denn?», frage ich.
    «Wirst du schon sehen», sagt sie, ohne aufzublicken, während sie die Soße umrührt.
    Ehe ich darauf reagieren kann, hebt Ronnie Emily aus ihrem Kinderstuhl und sagt: «Das ist Onkel Pat», was befremdlich klingt, bis ich mir klarmache, dass er mich meint. «Sag Onkel Pat hallo, Emily.»
    Sie winkt mir mit einem Händchen zu, und dann habe ich Emily im Arm. Ihre dunklen Augen studieren mein Gesicht, und sie lächelt, als wäre sie zufrieden damit. «Pap», sagt sie und zeigt auf meine Nase.
    «Da siehst du, wie schlau mein Mädchen ist, Onkel Pat», sagt Ronnie und streichelt das seidige schwarze Haar auf Emilys Kopf. «Sie kann schon deinen Namen sagen.»
    Emily riecht wie das Möhrenpüree, mit dem ihre Bäckchen beschmiert sind, bis Ronnie sie mit einem feuchten Tuch sauber wischt. Ich muss zugeben, dass Emily ein goldiges Kind ist, und ich verstehe plötzlich, warum Ronnie mir so viele Briefe über seine Tochter geschrieben hat – warum er sie über alles liebt. Auf einmal stelle ich mir vor, irgendwann mit Nikki Kinder zu haben, und das macht mich so glücklich, dass ich Emily einen Kuss auf die Stirn gebe, als wäre sie Nikkis Töchterchen und ich ihr Vater. Und dann küsse ich Emilys Stirn wieder und wieder, bis sie anfängt zu kichern.
    «Bier?», fragt Ronnie.
    «Eigentlich soll ich keinen Alkohol trinken, weil ich Medikamente nehme und …»
    «Bier», sagt Ronnie, und gleich darauf trinken wir Bier auf seiner Veranda, während Emily bei ihrem Vater auf dem Schoß sitzt und an einer Flasche nuckelt, die mit verdünntem Apfelsaft gefüllt ist.
    «Ist schön, ein Bier mit dir zu trinken», sagt Ronnie, und dann stößt er seine Flasche Yuengling Lager gegen meine.
    «Wer kommt sonst noch zum Essen?»
    «Veronicas Schwester, Tiffany.»
    «Tiffany und Tommy?», sage ich, weil ich mich an Tiffanys Mann auf Ronnies und Veronicas Hochzeit erinnere.
    «Bloß Tiffany.»
    «Wo ist Tommy?»
    Ronnie nimmt einen langen Zug aus seiner Bierflasche, schaut in die untergehende Sonne und sagt: «Tommy ist vor einiger Zeit gestorben.»
    «Was?», sage ich. Das hat mir kein Mensch erzählt. «Großer Gott, das tut mir leid.»
    «Bring einfach heute Abend nicht das Gespräch auf Tommy, okay?»
    «Klar», sage ich und trinke ein paar kräftige Schlucke. «Und wie ist er gestorben?»
    «Wie ist wer gestorben?», sagt eine Frauenstimme.
    «Hi, Tiffany», sagt Ronnie, und plötzlich steht sie bei uns auf der Veranda. Tiffany trägt ein schwarzes Abendkleid, Stöckelschuhe und eine Diamanthalskette, und ihr Make-up und die Frisur kommen mir zu perfekt vor, so als würde sie sich übertrieben anstrengen, attraktiv auszusehen, wie alte Damen das manchmal tun. «Du erinnerst dich doch an Pat, oder?»
    Ich stehe auf, und als wir uns die Hand schütteln, sieht Tiffany mir in die Augen, und auf einmal fühle ich mich richtig komisch.
    Wir gehen zurück ins Haus, und nach ein bisschen Smalltalk bleiben Tiffany und ich allein im Wohnzimmer sitzen, an beiden Enden der Couch, während Veronica das Essen fertig macht und Ronnie Emily ins Bett bringt.
    «Du siehst sehr hübsch aus heute Abend», sage ich, als das Schweigen peinlich wird.
    Bevor die Auszeit begann, machte ich Nikki nie Komplimente über ihr Aussehen, und ich denke, das hat ihr Selbstwertgefühl wirklich verletzt. Jetzt kann ich üben, wie man Frauen Komplimente über ihr Aussehen macht, damit es mir ganz natürlich über die Lippen kommt, wenn Nikki zurückkommt, obwohl Tiffany wirklich hübsch aussieht, auch wenn sie mit dem Make-up übertreibt. Sie ist ein paar Jahre älter als ich, hat aber einen fitten Körper und langes, seidiges, schwarzes Haar.
    «Was ist mit deiner Backe passiert?», fragt Tiffany, ohne mich anzusehen.
    «Missgeschick beim Gewichtestemmen.»
    Sie starrt bloß auf ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hat. Ihre Nägel sind frisch blutrot lackiert.
    «Wo arbeitest du denn zurzeit?», sage ich, weil ich das für eine

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