Silver Linings (German Edition)
deine Scheißverteidigung, du drittklassiges, überbezahltes Arschloch! Das sind die Texans, nicht die Dallas Cowgirls. Die verfickten Texans! Gottverdammt noch mal!»
«Ruhig bleiben, Dad», sagt Jake. «Wir schaffen das.»
Mom verteilt die Bierflaschen, und Dad trinkt eine Zeitlang ruhig vor sich hin, aber als ein Pass von McNabb abgefangen wird, beginnt mein Vater, mit dem Finger auf den Fernseher zu zeigen und noch lauter zu fluchen. Er sagt Dinge über McNabb, bei denen mein Freund Danny durchdrehen würde, denn Danny sagt, nur Schwarze dürfen das N-Wort benutzen.
Zum Glück ist Donté Stallworth tatsächlich unser Mann, denn als McNabb anfängt, ihm Pässe zuzuwerfen, gehen die Eagles in Führung, und Dad flucht nicht mehr, sondern lächelt wieder.
In der Halbzeit überredet Jake meinen Dad, mit uns nach draußen zu kommen, und dann werfen wir vier uns auf der Straße den Football zu. Einer unserer Nachbarn kommt mit seinem Sohn raus, und wir lassen ihn mitspielen. Der Junge ist höchstens zehn, und von seinem Garten aus kriegt er den Ball kaum bis zu uns geworfen, aber weil er ein grünes Trikot trägt, spielen wir ihn immer wieder an. Er lässt den Ball jedes Mal fallen, aber wir feuern ihn trotzdem an. Der Junge grinst über beide Ohren, und jedes Mal, wenn einer von uns zu seinem Dad rüberschaut, nickt der uns dankbar zu.
Jake und ich sind am weitesten auseinander, und wir werfen lange Pässe die Straße runter, und oft müssen wir sogar noch weiter laufen, um den Ball zu fangen. Keiner von uns lässt ein einziges Mal den Ball fallen, denn wir sind ausgezeichnete Sportler.
Mein Dad steht die meiste Zeit nur dabei und trinkt sein Bier, aber wir werfen ihm ein paar leichte Bälle zu, die er einhändig fängt und dann lässig Ronnie zuwirft, der ihm am nächsten steht. Ronnie hat einen schwachen Arm, aber weder Jake noch ich sagen das laut, weil er unser Freund ist und wir alle Grün tragen und die Sonne scheint und die Eagles gewinnen und wir so voll mit warmem, gutem Essen und eiskaltem Bier sind und es eigentlich unwichtig ist, dass Ronnie es sportlich nicht mit uns aufnehmen kann.
Als Mom ruft, dass die Halbzeit fast zu Ende ist, läuft Jake zu dem kleinen Jungen rüber. Mein Bruder hebt die Hände und schreit: «Ahhhhhhhhhhhhh», bis der Vater des Jungen mitmacht. Der Kleine begreift schnell, streckt die Hände in die Luft und brüllt mit, und dann machen wir alle den Eagles-Schlachtruf – buchstabieren EAGLES mit Armen und Beinen –, ehe wir in unsere jeweiligen Wohnzimmer zurücklaufen.
Donté Stallworth bleibt auch in der zweiten Hälfte unser Mann. Er holt fast 150 Yards heraus und einen Touchdown, während Baskett nie vernünftig angespielt wird und nicht mal einen einzigen Pass fängt. Mich ärgert das überhaupt nicht, weil am Ende des Spiels etwas Komisches passiert.
Als die Eagles 24:10 gewonnen haben, stehen wir alle auf, um gemeinsam den Schlachtgesang der Eagles zu singen, wie wir das immer machen, wenn unser Team ein Pflichtspiel gewinnt. Mein Bruder legt die Arme um Ronnie und mich und sagt: «Komm her, Dad.» Mein Dad ist ein bisschen betrunken von dem vielen Bier und so glücklich über den Sieg der Eagles – und über die Tatsache, dass McNabb über dreihundert Yards geworfen hat –, dass er sich zu uns stellt und einen Arm auf meine Schulter wirft, was mich zunächst erschreckt, nicht weil ich mich nicht gern anfassen lasse, sondern weil mein Vater seit vielen Jahren nicht mehr seinen Arm um mich gelegt hat. Das Gewicht und die Wärme seines Arms geben mir ein gutes Gefühl, und während wir den Schlachtgesang singen und anschließend wieder E-A-G-L-E-S skandieren, sehe ich, wie meine Mutter uns aus der Küche beobachtet, wo sie Geschirr spült. Sie lächelt mich an, obwohl sie schon wieder weint, und ich frage mich, wieso, während ich singe und skandiere.
Jake fragt Ronnie, ob er ihn nach Hause fahren soll, und mein bester Freund sagt: «Nein, danke. Hank Baskett geht noch ein Stück mit mir spazieren.»
«Ich?», sage ich, weil Ronnie und Jake mich das ganze Spiel über Hank Baskett genannt haben – deshalb weiß ich, dass er eigentlich mich meint.
«Klar», sagt er, und auf dem Weg nach draußen nehmen wir den Football mit.
Als wir im Knight’s Park sind, werfen wir uns gegenseitig den Ball zu, aber nur aus sechs Metern Entfernung, weil Ronnie einen schwachen Arm hat, und nachdem der Ball ein paarmal hin- und hergeflogen ist, fragt mich mein bester Freund, was
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