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Silver Linings (German Edition)

Silver Linings (German Edition)

Titel: Silver Linings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quick
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Bruder, was mich überrascht. Beide tragen sie grüne Auswärtstrikots mit der Nummer 18 und dem Namen Stallworth auf dem Rücken – das von Ronnie ist so ein nachgemachtes Billigteil mit aufgebügelten Zahlen, aber das von Jake ist echt. Dad sitzt in seinem Sessel und hat sein McNabb-Trikot-Imitat mit der Nummer 5 an.
    Als ich rufe: «Eagles vor!», steht mein Bruder auf, dreht sich zu mir um, hebt beide Arme in die Luft und sagt: «Ahhhhhhhhhhhhh!», bis Ronnie und mein Dad ebenfalls aufstehen, mich ansehen, die Arme heben und «Ahhhhhhhhhhhhhhh!» sagen. Dann hebe ich die Arme und schreie mit, und dann skandieren wir alle vier zusammen den Eagles-Ruf. Dabei bilden wir die Buchstaben flugs mit dem ganzen Körper – «E!-A!-G!-L!-E!-S! EAGLES!» – strecken beide Arme und ein Bein aus, um ein E zu bilden, legen die Fingerspitzen hoch über dem Kopf zusammen, um ein A zu symbolisieren, und so weiter.
    Als wir fertig sind, kommt mein Bruder um die Couch herum, legt einen Arm um meine Schulter und singt den Schlachtgesang, den ich im Kopf habe und mitsinge. «Fly, Eagles, fly! On the road to victory!» Ich bin so glücklich darüber, mit meinem Bruder zu singen, dass ich nicht mal böse bin, weil er den Arm um mich gelegt hat. Wir gehen singend um die Couch: «Fight, Eagles, fight! Score a touchdown one, two, three!» Ich schaue meinen Dad an, und der sieht nicht weg, sondern fällt mit großer Begeisterung mit ein. Ronnie schlingt einen Arm um mich, und dann bin ich zwischen meinem Bruder und meinem besten Freund. «Hit ’em low. Hit ’em high. And watch our Eagles fly!» Ich sehe, dass meine Mom dazugekommen ist und zuschaut, und sie hat wieder eine Hand an den Mund gehoben, wie sie das immer macht, wenn sie lachen oder weinen muss. Ihre Augen blicken glücklich, daher weiß ich, dass sie hinter der vorgehaltenen Hand lacht. «Fly, Eagles, fly. On the road to victory!» Und dann nehmen Ronnie und Jake ihre Arme von meinen Schultern, damit sie wieder mit dem Körper die Buchstaben bilden können. «E!-A!-G!-L!-E!-S! EAGLES!» Wir sind alle rot im Gesicht, und mein Vater schnauft schwer, aber alle sind richtig fröhlich, und zum ersten Mal fühle ich mich wirklich wie zu Hause.
    Meine Mom serviert das Essen auf Tabletts, und dann fängt das Spiel an. «Ich soll keinen Alkohol trinken», sage ich, als Mom Budweiser-Flaschen verteilt, aber mein Vater sagt: «Bei Eagles-Spielen darfst du Bier trinken.» Mom zuckt die Achseln und lächelt, als sie mir ein kaltes Bier in die Hand drückt. Ich frage meinen Bruder und Ronnie, warum sie nicht auch Baskett-Trikots tragen, wo Baskett doch unser Mann ist, und sie erzählen mir, dass die Eagles Donté Stallworth verpflichtet haben und dass Donté Stallworth jetzt unser Mann ist. Da ich mein Baskett-Trikot trage, bleibe ich dabei, dass Baskett unser Mann ist, worauf mein Vater Luft durch die Zähne zischen lässt und mein großspuriger Bruder sagt: «Das werden wir ja sehen», was aus seinem Mund ziemlich seltsam klingt, wo er doch derjenige ist, von dem ich das Baskett-Trikot überhaupt habe und der mir noch vor zwei Wochen versichert hat, dass Baskett unser Mann sei.
    Meine Mutter ist wie immer nervös, während sie sich das Spiel ansieht, weil sie weiß, dass mein Vater eine Woche lang schlechte Laune haben und sie ständig anschnauzen wird, falls die Eagles verlieren. Ronnie und Jake fachsimpeln über einige Spieler und schauen sich immer wieder auf ihren Handys die neusten Infos über andere Spiele und Spieler an, weil sie beide Fantasy-Football spielen, ein Computerspiel, bei dem man Punkte bekommt, wenn man Spieler aussucht, die Touchdowns und Raumgewinne erzielen. Und ich schiele hin und wieder zu meinem Vater rüber, sorge dafür, dass er sieht, wie ich mitfiebere, weil ich weiß, dass er nur bereit ist, mit seinem psychisch gestörten Sohn im selben Raum zu sitzen, solange der die Eagles mit vollem Einsatz anfeuert. Ich muss zugeben, es ist ein gutes Gefühl, mit meinem Vater im selben Raum zu sitzen, auch wenn er mich hasst und obwohl ich ihm noch nicht so ganz verziehen habe, dass er mich oben auf dem Speicher getreten und ins Gesicht geschlagen hat.
    Die ersten Punkte gehen an die Houston Texans, und mein Dad flucht ganz schön laut und so heftig, dass meine Mutter schließlich unter dem Vorwand, frisches Bier für uns zu holen, aus dem Zimmer geht und Ronnie auf den Fernseher starrt und so tut, als hätte er nicht gehört, wie mein Vater schreit: «Wo bleibt

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