Silvermind (German Edition)
Bühne gehört, nicht in eine Band. Deswegen hat er dich nicht genommen. Momentan sieht es so aus, als würden wir nie einen Ersatz für Neo finden.“
„Und da soll ich als Notnagel herhalten?“, meinte Ray verächtlich. Davon hielt er nicht viel.
„Nein. Du sollst dem Idioten verdammt noch mal klarmachen, dass du in einer Band nicht untergehst. Dass du das, was du dir vornimmst, bis zum bitteren Ende durchziehst. Der Kerl zweifelt daran, ob du es schaffst, dem Druck standzuhalten. Du bist nicht der Typ, der wegläuft, Ray.“
„Ich laufe niemandem hinterher, Zeno. Außerdem war es nicht gelogen, als ich sagte, dass ich nicht in die Band will. Ich wollte lediglich das Versprechen gegenüber Dean halten. Das habe ich getan.“
„Du bist ein verfluchter Narr, wenn du das nicht nutzt. Du hast alle von der Band auf deiner Seite. Mehr als auf dich oder Nero einreden können wir nicht.“
„Ray ...“, meinte Dean leise und schaute gequält zu ihm. In den blauen Augen stand ehrliches Bedauern, leiser Schmerz. Ray wusste, was sein Freund von ihm wollte. Aber er konnte es nicht. Weil Ray es nie schaffen würde, sich ganz zu lösen, sich zu befreien. Nicht nur Roger hielt ihn gefangen, auch die Verantwortung gegenüber Lora. Mit einem Fuß würde er immer in dem Käfig bleiben, aus dem er versuchte, auszubrechen.
„Ich habe nichts mehr.“ Ray bezog sich auf den verlorenen Job, dem fehlenden Halt im Leben. Selbst zwischen Dean und ihm klaffte Distanz.
„Vielleicht klingt es unmoralisch. Aber genau deswegen solltest du riskieren“, erwiderte Dean. Ray sah ihn einen Moment lang an.
„Vielleicht. Aber ich bleibe dabei. Ich laufe niemandem hinterher. Wenn jemand etwas von mir will, soll derjenige selbst auf mich zukommen.“
Damit nickte er den beiden zu. Er schaute nicht zurück, als er ging, sondern steuerte zielstrebig auf die Skaterbahn zu, bei der Lora stand und sich mit ein paar Jungs unterhielt. Die nächsten Tage würden zeigen, ob sein Leben eine Wende nahm.
***
Kapitel 7 – Nero
„Scheiße!“, fluchte Nero lauthals. Mit der flachen Hand schlug er gegen die Wand. Mark, der sich mit im Raum befand, sah verwundert zu ihm auf. Bis eben war es vollkommen still gewesen.
„Was ist?“, fragte der nach. Nero schüttelte unwirsch den Kopf.
„Was wohl!“
„Spucke es aus.“
„Wir haben keinen Ersatz. Immer noch nicht.“
Nero hatte geglaubt, dass sie jemanden finden würden, der die Lücke füllte, die Neo hinterlassen hatte. Bislang war die Suche erfolglos geblieben. Diejenigen, die vor einer Woche beim Casting erschienen waren, hatten ihn nicht überzeugt. Der Einzige, der vom Können her geeignet gewesen wäre, und über alle anderen herausragte, war allerdings nicht für ein Bandleben geschaffen. Nero wollte sich aber nicht mit mittelmäßigen Künstlern zufriedengeben.
Mittlerweile hatten sie einen weiteren Auftritt gespielt. Langsam merkte Nero, dass es höchste Zeit wurde, jemanden zu finden. Besonders für ihn war das von Bedeutung, denn momentan blieb die ganze Arbeit an ihm hängen. Zudem brauchte er stimmliche Unterstützung.
Allerdings hatte er keine Ahnung, wo er jemanden finden sollte. Mit seiner These, sie würden Ersatz finden, hatte er sich ins eigene Fleisch geschnitten. Es war bei Weitem nicht so.
„Das weiß ich“, meinte Mark stumpf. Dafür erntete der von Nero ein tiefes Knurren.
„Lass deine blöden Sprüche. Die helfen kein bisschen weiter.“
„Mh, ich wüsste ja, wie wir das Problem lösen könnten. Aber du willst ja nicht“, grinste Mark süffisant. Damit brachte er Nero noch mehr auf die Palme. „Du läufst gerade Gefahr, deinen Kopf zu verlieren, Kerl.“
„Wieso versuchst du es nicht einfach mit Ray? Der Typ ist einmalig.“
Mark ging nicht auf Neros Stimmung ein. Momentan tanzte ihm jeder seiner Kollegen auf der Nase herum. Jeden Tag bekam er den dezenten Hinweis, dass er den Kerl ansprechen sollte. Nero weigerte sich strikt.
„Er passt nicht“, beharrte er und tigerte in dem kleinen Aufenthaltsraum herum. Flüchtig ließ er den Blick über Boden und Tisch schweifen. Dieser Raum war eindeutig eine Müllhalde.
„Dann sag du mir, wen du sonst nehmen willst, du Großkotz. Du warst der Meinung, dass wir jemanden finden würden. Wir wollten die ganze Zeit diesen Einen. Es kann sich nicht alles um dich drehen, verdammt!“, stieß Mark aus und stand vom Stuhl auf. Die Spannung innerhalb der Band wurde immer größer. Leider
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