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Silvermind (German Edition)

Silvermind (German Edition)

Titel: Silvermind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.S. Nightsoul
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ausgerechnet für Lora täte, wäre ihm alles egal gewesen. Aber da sie beide ein und denselben unfähigen Vater hatten, konnte Ray die Verantwortung nicht abschieben.

    Er stellte dem Gast das Bier vor die Nase, drehte sich zu der verspiegelten Wand und räumte die Flaschen zurück auf ihre Plätze. Kurz schloss er die Augen. Wie hätte er sich auf Nero verlassen können? Auf einen wildfremden Menschen, der ihm mehr gedroht, als ihm wirklich ein attraktives Angebot gemacht hatte. Ray hätte vertrauen müssen, aber das konnte er nicht von jetzt auf gleich. Dazu brauchte er Zeit, die er nicht hatte. Zudem hasste er es, auf Risiko zu spielen. Bis jetzt hatte er dabei immer verloren. Es hing zu viel daran, als dass er es wagen könnte …

    Das Handy in seiner Hosentasche vibrierte. Er fluchte leise. Der Anruf kam höchst ungünstig. Hastig sah Ray über die Schulter, scannte den Barbereich und nahm schließlich das Telefonat entgegen.

    „Ja?“

    „Ray, hier ist Dean. Wo zum Teufel bist du?“

    „Ich arbeite.“

    „Hier warten alle auf dich, verdammt.“

    „Tut mir leid, ich hab´s verpennt. Sag ihnen einfach, dass ...“

    „Vergiss es. Bewege deinen Arsch auf der Stelle hier her, sonst schleife ich dich persönlich von dort weg.“

    „Du hast keine Ahnung, wo ich bin.“

    „Ich finde dich, da sei dir sicher.“

    „Dean.“

    „Arsch her, jetzt, sofort !“

    Damit legte sein Freund auf. Ray steckte das Handy weg und zuckte zusammen, als ihn jemand an der Schulter antippte.

    „War das ein Privatgespräch?“ Es war sein neuer Chef. Ray fluchte gedanklich.

    „Ja. Meine Schwester liegt im Krankenhaus. Ein schwerer Unfall“, log er und setzte eine tieftraurige Miene auf.

    „Und da war dir die Arbeit wichtiger?“

    „Tut mir leid. Ich will den Job nicht verlieren wegen diesem Anruf. Ich mache gleich weiter.“ Sein Chef runzelte die Stirn, dann klopfte dieser ihm kumpelhaft auf die Schulter.

    „Passt schon, Junge. Hau ab. Gute Besserung für deine Schwester. Ich hoffe, sie kommt schnell wieder auf die Beine.“

    Ray fiel ein Stein vom Herzen. Er atmete zittrig ein, dankte seinem Chef und band sich die Schürze ab. Hastig zog Ray sich in der Umkleide um. Zügig eilte er in die Nacht hinaus. Als er auf die Uhr schaute, fing er an zu laufen …

    ***

    Außer Atem kam Ray bei der alten Fabrikhalle an, durchstreifte die Gänge und hechtete die Treppe hinunter, die zur Bühne führte. Auf der letzten Stufe stolperte er, konnte sich gerade noch fangen, sodass er nicht den Boden küsste. Schnaufend stützte er sich auf den Knien ab und blickte zu den Jungs, die ihn bereits erwarteten.

    Er las ehrliche Begeisterung in den Gesichtern der Bandmitglieder, bis sein Blick auf Nero fiel. Der stand mit verschränkten Armen an einen Tisch gelehnt. Sah ihn kalt, mit der Spur glühender Wut, an.

    „Da wir ja jetzt vollzählig sind, können wir anfangen. Wir spielen das erste Set, normaler Durchlauf“, wies Nero die Gruppe. Ohne Ray eines weiteren Blickes zu würdigen, stieß Nero sich vom Tisch ab. Ray stand auf. Angespannt trat er zu Zeno, Blair und Mark, die ihn freundschaftlich begrüßten. Dean hielt sich im Hintergrund, schien ebenfalls wie Nero drauf zu sein.

    „Sorry. Ich war verhindert“, meinte Ray und schob die Hände in die Hosentaschen.

    „Kein Ding. Nimm Neros Verhalten nicht persönlich. Der hat den ganzen Tag bereits schlechte Laune. Schön, dich endlich dabei zu haben“, entgegnete Mark. Ray nickte. Er nahm die Zettel entgegen, die der Bassist ihm reichte. Mit einem kurzen Blick überflog er die Songtexte und die Noten. Dann reichte er sie zurück.

    „Die brauchst du“, sagte Mark verwirrt. Erneut hielt dieser Ray die Blätter entgegen.

    „Nein. Ich kenne euer erstes Set, ebenso alle Strophen, die jeweiligen Einsätze und die Akkorde. Ich kann es.“

    „Na, wenn das so ist … dann ab nach oben mit dir.“

    Ray war mit einem Satz auf der Bühne, sah sich suchend um und ging zu Nero, der bei den Gitarren stand. Er würde nach der Probe mit dem Kerl reden müssen. Es tat ihm leid, dass er nicht rechtzeitig gekommen war, seinen Chef angelogen hatte, aber immerhin hatte Ray auch gute Gründe dafür. Zudem musste er Nero klar machen, dass er keine verdammte Puppe war, die man nach Belieben in irgendeine Richtung drängen konnte oder die folgsam Befehle entgegen nahm.

    Wenn die Zusammenarbeit funktionieren sollte, dann musste Nero das einsehen. Zudem war Ray niemand, den man als

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