Silvermind (German Edition)
andere an meiner Stelle ebenfalls getan hätte, Ray“, erklärte der. Ray riss sich los. Die Worte hallten in ihm nach, verursachten ihm leichte Übelkeit.
„Tut mir leid, mir kommt es gerade so vor, als würdest du das alles abschwächen, zu einer Lappalie erklären.“
„Nein, so war das nicht gemeint. Ich habe meinem Handeln keine große Bedeutung beigemessen. Du hingegen schon. Was mich ehrt, aber nicht notwendig war. Mir sollte der Dank nicht gebühren. Ich weiß, wie ich zu dir war und es teilweise noch bin.“
„Tja …“ Ray wusste nicht, was er sagen sollte. Er hätte das alles genauso gut am Telefon klären können. Nero wollte nichts von alldem hören. Schade, dass Ray es nicht früher gewusst hatte. „Dann war dieses Treffen umsonst“, meinte er mehr zu sich selbst als zu Nero. Die Kellnerin brachte ihre Gläser, doch der Durst war Ray vergangen. Er legte die Hände ums Glas und hielt es fest. Das Schwitzwasser lief über seinen Daumen. Er musste schlucken.
„Nein, ich habe mich gefreut, dass du angerufen hast.“ Ray musste das Schnauben unterdrücken, das er gerne von sich gegeben hätte. „Sicher“, meinte er leise, spöttisch.
„Du bist verletzt“, stellte Nero fest. Beide wussten, dass damit nicht die offensichtlichen Wunden gemeint waren. Ray war es tatsächlich, aber das zugeben?
„Nein.“
„Das wollte ich nicht, dich verletzen“, beharrte Nero, die Stimme entschuldigend.
„Es hat keinen Zweck.“
„Was?“
„Mit dir zu reden. Ich war der Meinung, eine Aussprache wäre eine gute Idee. Aber du willst weder meinen Dank noch meine Entschuldigung annehmen. Ich wollte den Anfang machen, damit wir in Zukunft miteinander auskommen. Doch egal was ich tue, es ist falsch. Selbst, als ich auf deine Annäherungsversuche einging, war es nicht richtig. Sag mir eines, was verflucht willst du von mir? Du kannst dich nicht beklagen, dass ich zu wenig für die Band tun würde. Ich habe mich reingehängt, alles Menschenmögliche getan. Das, was du anfangs wolltest, habe ich dir geliefert: einen gut gemachten Job. Ich hasse Spielchen und das, was zwischen uns läuft, geht mir auf den Sack!“
Ray atmete tief ein. Mit den Händen hatte er unwillkürlich das Glas hart gedrückt. Seine Fingerknöchel stachen weiß hervor. Er sah Nero nicht an. Stattdessen löste er eine Hand und fuhr sich über den Mund. Ungläubig schüttelte er den Kopf. Er war ein absoluter Idiot. Genau das hatte er vermeiden wollen. Aber es ließ sich nicht zurücknehmen. Es war die schonungslose Wahrheit seiner Gedanken, die er Nero offenbart hatte. Ray nahm einen Schluck vom Getränk. Mittlerweile waren die Eiswürfel fast geschmolzen.
„Ich weiß es nicht“, meinte Nero ruhig, was Ray verwundert den Kopf heben ließ. Er hatte mit einem Wutanfall gerechnet. „Ich denke, dass ich dir nicht das geben kann, was du brauchst“, ergänzte er. Ray hob eine Augenbraue. Es war ihm unverständlich, warum Nero darauf zu sprechen kam. Ihm ging es nicht darum.
„Weder habe ich verlauten lassen, dass ich etwas brauche noch war je die Rede davon, dass ich Ansprüche stelle. Erklär mir, wie du auf diesen Gedanken kommst. Weil wir ein bisschen im Dunkeln rumgemacht haben? Falls du besorgt warst, dass ich mir darauf etwas einbilden könnte, war die Abfuhr unbegründet gewesen. Ich bin erwachsen. Ich habe mit fremden Männern mehr als das getan, was zwischen uns gelaufen ist und nie etwas verlangt. Da fange ich bei dir nicht damit an. Es ist okay, wenn du das nicht willst. Aber ich möchte dich daran erinnern, dass ich nicht angefangen habe. Sei ehrlich zu dir selbst.“
„Es liegt nicht daran, dass ich dich nicht will, Ray.“
„Ist mir gleich, welche Gründe du hast. Unterstell mir nur nichts, dass ich nie gesagt habe. Mir geht es zudem überhaupt nicht darum, Nero. Ich will, dass wir miteinander klarkommen. Aber ich scheine deiner nicht würdig, dass du es für nötig hältst. Tut mir leid, ich kann dir nicht mehr geben, als ich wert bin. Der Preis wurde bei mir ziemlich niedrig gehalten.“
„So etwas habe ich nicht einmal ansatzweise gedacht. Ich beurteile die Menschen nicht nach Status.“
„Dann erklär mir, warum du es für mich so schwer machst. Egal was ich tue, für dich ist es nie genug. Woran liegt das wohl?“ Herausfordernd schaute Ray ihn an. Nero schüttelte den Kopf, schien um Beherrschung zu ringen, was dem nicht leicht fiel.
„Hör auf. Das stimmt überhaupt nicht. Ich weiß, dass
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