Silvermind (German Edition)
er sich den Gefühlen, die seinen Körper durchströmten.
Als Nero von ihm abließ, beugte der sich zu Rays Ohr. Dessen Atem kitzelte ihn auf der Haut.
„Betrachte das als kleine Entschuldigung für das Ende im Keller, okay? Ich will dich. Wenn ich könnte, würde ich dich nehmen, auf jede erdenkliche Weise. Aber das, was ich dir geben kann, brauchst du nicht.“
„Woher willst du wissen, was ich brauche?“
„Ich weiß es einfach. Mach dir darum keinen Kopf.“ Nero löste sich gänzlich von ihm, nahm einen halben Meter Abstand. Ray war durcheinander. „Soll ich dich bei Dean absetzen?“, fragte Nero, doch Ray schüttelte den Kopf.
„Nein, ich laufe. Trotzdem danke.“ Er musste die Dinge, die er mit Nero besprochen hatte, sacken lassen, brauchte Zeit, das alles nachzuvollziehen.
„Okay, dann sehen wir uns morgen.“
„Ja.“ Mit einem letzten Nicken ging Nero. Ray schaute ihm hinterher, bis er um die Ecke verschwand. Ray wusste selbst nicht, was er brauchte, wie sollte es dann ein anderer wissen? Damit drehte er sich der untergehenden Sonne zu …
***
Kapitel 17 – Nero
Es war vier Uhr morgens, als sie aufgebrochen waren. Das war vor knapp drei Stunden gewesen. Seitdem saßen sie im Tourbus Richtung Berlin. Sie würden in der Hauptstadt beginnen, dann weiter nach Westen ziehen, durch Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Von Bayern aus war ein Abstecher nach Österreich geplant. Anschließend würden sie weiter nach Zürich und Baden-Württemberg fahren. Schließlich in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfahlen auftreten. Das waren die Bundesländer, in denen sie dreiviertel ihrer Konzerte gaben. Später würden sie nach Niedersachsen gehen und ihr Abschlusskonzert in Hamburg haben. Insgesamt würden es achtzehn Auftritte sein. Es war eine verhältnismäßig große Tour, die viel Stress beinhaltete, aber ebenso Spaß.
Nero war müde. Er hatte die Nacht kaum geschlafen, hatte sich Gedanken um den ersten Auftritt gemacht. Jetzt lag er in seinem Schlafabteil, den Blick an die Decke gerichtet. Von der Sitzecke am anderen Ende des Busses konnte er die Stimmen der anderen vernehmen. Blair hatte zu einem Kartenspiel geladen, bei dem Nero nicht mitmachen wollte. Die Jungs waren bereits eine gute halbe Stunde dabei.
„Hey Nero, hast du echt keinen Bock?“, rief Mark ihm zu, der gleich danach fluchte.
„Hast dich wohl mit deinem Blatt verzockt, was?“, meinte Nero belustigt.
„Ja verdammt. Ray zieht mich ab. Zeno und Blair sind auch nicht besser. Komm du Arsch, ich brauche Unterstützung.“ Nero seufzte ergeben. Bei der Lautstärke würde er sowieso kein Auge zu tun. Zudem wären sie in anderthalb Stunden in Berlin. Er schwang sich aus der kleinen Koje und schlüpfte in seine Schuhe.
„Wo brennt´s denn?“, fragte er, als er bei Mark ankam und sich zu ihm setzte. Sie spielten Skat. Mark zeigte ihm das Blatt.
„Soll ich dazu noch was sagen?“
„Wenn du ohne System spielst, ist das kein Wunder, Mann. Lass mich mal.“ Nero beobachtete den Spielverlauf, sortierte die Karten auf der Hand. Die erste Runde verlor er zu Marks Verdruss.
„Beschwer dich nicht“, meinte Nero, als er aus dem Augenwinkel Ray dabei zusah, wie dieser die Karten mischte. Mark maulte neben ihm. „Du solltest gewinnen.“
„Du hattest ein schlechtes Blatt. Nächste Runde wird besser“, versicherte Nero. Es war auch so. Die folgenden zwei Runden gewann er, allerdings knapp. Ray war ein guter Spieler, mit einer durchdachten Taktik und einer schnellen Auffassungsgabe. Er machte es Nero nicht leicht. Zeno und Blair fluchten, während sie immer wieder verloren, Mark freute sich. Letztlich stiegen die beiden aus, da sie gegen Ray und ihn nicht ankamen.
„Ihr solltet mal in einem Team spielen, statt gegeneinander“, meinte Mark irgendwann belustigt, nachdem er sie eine Weile beobachtet hatte. Nero hob eine Augenbraue und warf seinem Kumpel einen Seitenblick zu.
„Das ist ein Spiel, Mark.“
„Ich weiß. Das meinte ich auch nicht. Ihr würdet besser miteinander klarkommen, wenn ihr nicht so stur wärt.“ Nero und Ray schnaubten zeitgleich. Daraufhin sahen sie sich an. Vielleicht waren sie sich in gewisser Weise ähnlich. Aber die Sache, die Mark ansprach, hatten sie bereits geklärt. Ein Grund mehr, warum Nero nicht gut geschlafen hatte.
„Kümmere dich lieber um deine Angelegenheiten. Ray und ich sind erwachsen.“
„Bei dir zweifle ich manchmal daran“, lachte Mark und erntete von
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