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Silvy macht ihr Glück

Silvy macht ihr Glück

Titel: Silvy macht ihr Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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allerhand andere Touren ziehen, ohne Spur von Abstand. Nichtsdestotrotz, du kannst mich gern einen alten griesgrämigen Onkel nennen, aber ich finde wirklich, daß wir in der anderen Richtung ein bißchen zu weit gegangen sind im alten Norwegen. Wenn ich eine sechzehnjährige Tochter hätte, sie dürfte weiß Gott nicht mit Jungen auf eine Hütte zum Übernachten ziehen.“
    „Meine Tochter auch nicht.“
    „Fein, dann sind wir uns darüber einig, für den Fall, daß wir vielleicht mal eine gemeinsame Tochter haben. Jetzt bin ich hungrig. Und du?“
    „Wie ein Bär.“
    „Also komm.“
    Er reichte ihr die Hand, und so wanderten sie Hand in Hand wie zwei glückliche Kinder auf das Haus zu, mitsamt dem gefüllten Obstkorb.
    Die Suppe war inzwischen auch fertig, und sie konnten sich gleich zu Tisch setzen. Sylvi ahnte nicht, was in Francoises Suppe war, gut war sie jedenfalls, fremdartig im Geschmack, so unnorwegisch, so unnorwegisch wie ein Essen nur sein konnte. Zur Suppe aßen sie frisches Weißbrot. Das ganze Brot lag auf dem Tisch, und sie brachen davon kleine Stücke ab. Nachher bekamen sie Käse in großen Scheiben, den sie mit der Gabel verspeisten. Zum Essen tranken sie einen leichten, kühlen Wein, den Françoise aus einem großen Tonkrug einschenkte.
    Sylvi gefiel all dies: das einfache, schmackhafte Essen, die Stille, die freundliche Atmosphäre.
    Die Tür stand gastfrei offen. Niemand störte es, als ein paar Hühner in den Raum getrippelt kamen. Sie gackerten und hackten und trippelten herum, dann gingen sie wieder hinaus, ganz friedlich und selbstverständlich. Dann erklang ein Miauen im Hintergrund, und eine kleine graue Katze kam unter dem Bettvorhang in Sicht.
    „Ach, Grisette ist hungrig“, sagte Françoise.
    „Komm, Grisette, komm, Gri-Gri. – Sie hat Junge“, erklärte sie ihren Gästen, „da braucht sie eine Menge Milch.“
    Grisette schlabberte bereits, so daß die Milchtropfen spritzten.
    „Wo sind denn die Jungen?“ fragte Sylvi.
    „Im Bett. Sie trägt sie jeden Morgen hinauf und darf sie tagsüber da liegen lassen.“ Françoise zog die Vorhänge etwas zur Seite, und Sylvi entdeckte vier kleine hellgraue, samtweiche Wesen in einer Vertiefung der Bettdecke. Sie streichelte sie vorsichtig mit einem Finger.
    Ein warnender Laut kam von Grisette, die diese fremde Hand untersuchen mußte. Sie sprang hinauf und beschnüffelte aufmerksam Sylvis Hand, war aber augenscheinlich zufrieden mit dem Ergebnis, denn sie erlaubte, daß Sylvi die Jungen streichelte. Und als Grisette selbst im Nacken gekrault wurde, ließ sie sich herbei zu schnurren und schloß die Augen zu zwei schmalen Streifen.
    Friede und Harmonie. Stilles, bescheidenes, anspruchsloses Glück. Und Sylvi fühlte sich einbezogen, sie war so froh und frei von Wünschen. Ach, sie verstand Jörn, der an seinen freien Tagen lieber hierherkam, statt an einen Strand mit lärmendem Badeleben und lauten Orchestern zu ziehen.
    „Weißt du, Sylvi“, sagte Jörn später, als sie wieder im Auto saßen, „im Grunde wollte ich mit dir über vielerlei reden. Aber manchmal ist es besser zu schweigen und es sich nur wohl sein zu lassen. Und ich weiß keinen Ort, der sich besser zum Schweigen eignet als die Küche von Françoise. Verstehst du, was ich meine?“
    „Ja, das verstehe ich sehr gut.“
    „Manchmal kann man sich tatsächlich gut kennenlernen, ohne zu reden. Und ich finde, ich bin mit dir an diesem Nachmittag viel besser bekannt geworden, obwohl wir beinahe nichts gesagt haben.“
    „Ja, darin hast du recht.“
    „Es ist noch nicht sehr spät, wollen wir nicht noch ein bißchen Spazierengehen? Es ist so still und friedlich hier am Strand.“
    „Nun ja, vielleicht – ein wenig -.“
    Jörn nahm ihren Arm, und das war nett und gut, aber Sylvi fühlte nichts von der heißen Spannung, die sie gestern gefühlt hatte, gestern, als Jean… Lieber Himmel, war das erst gestern?
    Jean und Jörn. Jörn und Jean. Es begann, schwierig zu werden.
    „Glaubst du, daß du vielleicht am nächsten Donnerstag freibekommen kannst, Sylvi? Ich möchte dir so gern Mont-Saint-Michel zeigen.“
    „Ach ja, aber – aber – da war ich nämlich gestern.“
    „Gestern? Ja, aber meine Liebe, Frau Allen war doch gestern den ganzen Tag zu Hause?“
    „Ja, ich durfte mir den Wagen ausleihen.“
    „So.“
    Dieses kleine „so“ kam mit einer trockenen harten Stimme.
    „Ich nehme an, daß du gute Gesellschaft hattest.“
    „Ja, die hatte ich.“
    Sylvis

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