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Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Titel: Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Maria ein bißchen auf die Pauke hauen, denn schließlich würden seine weitreichenden Beziehungen die Sache nun voranbringen. Janina, die erst abgewartet hatte, ob die Getränke bei den anderen Verhaltensstörungen bewirkten, nippte vorsichtig an ihrem Glas Wasser und glaubte, den Geschmack von Strychnin auf der Zunge zu spüren, gleichwohl ihr der Strychningeschmack völlig fremd war.
    Es war ein junger Schnösel, der dann zu Tür hereinkam und sich als Bundeskriminalamtsmitarbeiter vorstellte. Erneut mußte Simon Schweitzer die Zusammenhänge erklären.
    „Und Sie sind also die gesuchte Janina Blaszczyk?“ fragte der Mann vom BKA Janina, nachdem Herr Schweitzer geendet hatte.
    Sie nickte.
    „Gut. Dann möchte ich Frau Blaszczyk, Frau Schwarzbach und …“
    „Maria von der Heide.“
    „… Frau von der Heide bitten, mit mir zu kommen. Es müssen Aussagen aufgenommen werden, und ich denke, in zwei, drei Stunden sind sie alle wieder zu Hause.“
    Nein. Das konnte nicht sein, so fern bürokratischer Tradition arbeitet keine deutsche Behörde, da muß ein Mißverständnis vorliegen, überlegte Herr Schweitzer.
    Die drei Damen und der Bundeskriminalamtler standen auf. „Na, dann wollen wir mal“, sagte Simon Schweitzer.
    Und wurde prompt zurechtgewiesen: „Nein, Sie brauchen wir dabei nicht.“
    Das war nicht fair. Wo wären sie denn ohne den Herrn Schweitzer? Würden immer noch einem polnischen Hausmädchen hinterherjagen, welches tatsächlich friedlich und ahnungslos im Bett schlummert, oder, noch wahrscheinlicher, würden wieder immense Steuergelder für eine filmreife Festnahme derselbigen zum Fenster hinauswerfen. Und jetzt grenzte man ihn einfach aus, trennte ihn brutal von seiner Herzensdame Maria von der Heide. Was für ein Name. Seufzend blickte er der knallengen Jeans Marias hinterher, die sich noch einmal umdrehte und ihm vorschlug, sich morgen doch wieder im Weinfaß zu treffen. Simon Schweitzer fragte sich, ob man ein Rendezvous mit Ortsangabe, aber ohne Uhrzeit als Rendezvous bezeichnen konnte, beleuchtete das Problem von allen Seiten und kam zu dem Schluß, daß man das durchaus könne.
    „Deine neue Freundin?“ fragte Odilo Sanchez, als sie alleine waren.
    „Wer?“
    „Die mit der knallengen Jeans.“
    Das mißfiel Herrn Schweitzer. Die knallengen Jeans hatten ausschließlich ihm aufzufallen. Maria hatte sie ja, und da war er sich ganz sicher, extra wegen ihm angezogen und auf keinen Fall wegen Odilo, den sie beim Ankleiden ja noch gar nicht gekannt hatte. „Wie kommst du drauf?“
    „Na, der stand doch die Kopulationsfreude ins Gesicht geschrieben.“
    Diese Ausdrucksweise konnte und wollte Simon Schweitzer nicht gutheißen. Da wurde ja jedes Taktgefühl außer acht gelassen, er hätte sich dem Thema sensibler genähert. Er sagte: „Ach, ist mir gar nicht aufgefallen.“
    Jetzt meldete sich auch Polizeimeister Funkal zu Wort: „Komm Simon, mit der hast du doch was. Kann ich dir nicht verdenken, ist ja schließlich ein ganz heißer Ofen, die Frau von der Heide.“
    „Na ja, man kann’s ja mal probieren. Bin doch kein Kostverächter.“ Wie ein Chamäleon beherrschte Herr Schweitzer eine jede Situation. Der Rest des Abends ging getränketechnisch auf ihn, man mußte sich ja zumindest mit einem Teil der Staatsmacht gutstellen.
    Daheim, Laura schlief schon, setzte Simon Schweitzer noch einen Tee auf und baute sich ein Pfeifchen, bestehend aus den Zutaten Dipayal Charras und seiner Neuerwerbung aus dem Tal von Baalbek. Es ergab eine hervorragende Dröhnung. Er blickte durch die Regentropfen an der Fensterscheibe auf die mosaikförmig erleuchteten Bürotürme Frankfurts. Unregelmäßig aufblitzende Bremsen der wenigen Autos, die noch unterwegs waren, durchzogen die Straßen, und Scheinwerfer spiegelten sich im nassen Asphalt und auf den Straßenbahnschienen der Schweizer Straße, die Sachsenhausen auf der Nordsüdachse spaltete. Herr Schweitzer legte die Stirn an die Scheibe und ließ die angenehme Kühle wirken. Er dachte an Karin und die ganze Misere, in der sie sich befand. Wäre sie damals bei Guntram Hollerbusch geblieben, anstatt auf die Scheinwelt Klaus-Dieters hereinzufallen, ihr Leben wäre wohl angenehmer verlaufen. Der Pfarrer wäre vielleicht kein Pfarrer geworden, oder vielleicht war die Ehe in der Gemeinde des Barmherzigen Heilands von Nazareth und Umgebung ja erlaubt, er wußte es nicht. Und Maria brauchte sich nicht um Karin zu kümmern. Und wie sollte das überhaupt

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