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Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Titel: Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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geschnallt, daß Otto und Benedikt irgendwie anders waren und auf ihr gemeinhin erotisierendes Getue so überhaupt nicht eingingen. Es gestalteten sich neue Gruppierungen. Nur Maria und Simon Schweitzer schwänzelten ständig umeinander. Selbst Laura hatte von dem pomadenhaarigen Kasper abgelassen und kümmerte sich endlich auch um andere Gäste.
    Später, zur mitternächtlichen Stunde, wurde ein Gassenhauer nach dem anderen aufgelegt und das Volk begann, erst zögerlich, doch dann immer wilder, in der Mitte von Lauras Zimmer abzuhotten. Jene, die sich noch unterhalten wollten, waren vor der Lautstärke in die Küche geflohen. So auch Maria und Simon Schweitzer, wobei erstere auf des zweiteren Schoß saß, doch zu weiterem war man noch nicht übergegangen, auch wenn Otto und Benedikt mit ihrem Liebesgeflüster und Abgegrapsche dazu geradewegs inspirierten. Aber Herr Schweitzer täuschte ein Muster an Wohlerzogenheit vor, obwohl seine Hintergedanken eine gänzlich andere Richtung eingeschlagen hatten. Er legte sich gerade den weiteren Modus operandi bezüglich Maria zurecht, als ein Joint die Runde machte. Er hatte nicht gesehen, wer ihn gedreht hatte. Plötzlich war er da, aus dem Nichts. Simon Schweitzer nahm ihn entgegen, befeuchtete mit ein wenig Spucke fachmännisch den oberen Rand und hielt ihn Maria hin, da er nicht wußte, wie seines Liebchens Meinung zum Drogenkonsum im allgemeinen ausfiel, und wie sie auf ein Konsumieren seinerseits reagieren würde. Aber es gestaltete sich wieder einmal einfacher als er gedacht hatte. Maria nahm einen kleinen Zug, und damit hatte sich das Problem erledigt. Simon Schweitzer hielt es für geboten, sich ebenfalls mit einem kleinen Zug zu begnügen, obzwar er gerne ausschweifender inhaliert hätte. Ja, es gelüstete ihn geradezu danach. Doch als Erzpfiffikus verschob er dies auf später. Der Wahrnehmung beraubte Sinne würden ihn in der Liebesangelegenheit auch nicht weiterbringen.
    „Hast du Lust auf einen Spaziergang?“ fragte Herr Schweitzer unvermittelt. Sein heutiges Horoskop hatte ihm Erfolg bei Eigeninitiative versprochen.
    „Natürlich, Simon. Tolle Idee.“
    Es war eine lauschige Nacht, wie geschaffen zum Lustwandeln. Die Quecksilbersäule stand bei moderaten fünfundzwanzig Grad Celsius. Hand in Hand ging man zum Main und durchschritt Lichtkegel um Lichtkegel der heimeligen Straßenlaternen. Am Schaumainkai wurde man fast Opfer eines außergewöhnlichen samstagnachtfiebrigen Verkehrsrowdys. Rentner 2002 hatte auf der Heckscheibe gestanden. Das war halt das Leben mit all seinen Begleiterscheinungen. An der Uferpromenade stellte man fest, daß noch mehr Pärchen das mediterrane Klima für einen Spaziergang nutzten. Und wo viele der Romantik frönten, war selbige bald abgenutzt. Gewieft dirigierte er Maria zur hübsch illuminierten Dreikönigskirche. Man setzte sich auf die Seitentreppen des vom Dombaumeister Denzinger in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts erbauten Sakralbaus. Linker Hand befand sich der klassizistische Pumpenbrunnen mit den Heiligen Drei Königen auf der Spitze. Hier, wo einst Löher ihre Felle und Häute gegerbt hatten, war man abseits des Getümmels.
    „Weißt du, daß ich dich ganz schön gern hab?“ eröffnete Maria von der Heide den nun folgenden zweistündigen Flirt, bei dem man sich sehr nahe kommen sollte. Alles lief nach Herrn Schweitzers Plan, gleichwohl er eigentlich von Maria ausgeheckt worden war. Sie waren doch recht kongruent, die Pläne der beiden. Allerdings wollte man es der Begierde zum Trotz auch nicht zu weit treiben, da ja morgen noch ein Candlelightdinner ausstand, bei dem dann kulminieren konnte, was kulminieren wollte.
    So brachte Herr Schweitzer später seine Angebetete noch zum Taxistand am Lokalbahnhof, wo man sich liebevoll verabschiedete.
    „Nur immer rangehen. Genau Simon, du alter Lustmolch“, schrie die dicke Gertrud, an die er so überhaupt nicht gedacht hatte. Stinkbesoffen hing sie auf der Bank an der Bushaltestelle. Er ignorierte sie.
    Die Party lag in den letzten Zügen als Herr Schweitzer nach Hause kam. Lediglich Laura, ein Heteropärchen und eins der herrenlosen Mädels saßen in der Küche um den Tisch und hatten sich in Hitze geredet. Herr Schweitzer war sehr froh, den Geck Claudio absent zu wissen.
    Er ging in sein Zimmer, holte die Blubber und das Dope aus dem Tal von Baalbek und gesellte sich wieder zu den anderen. Zweimal machte die Wasserpfeife noch die Runde, und eine halbe Stunde

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