Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Titel: Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
Vom Netzwerk:
fanden Platz in einem Weizenglas. „In der Küche steht Speis und Trank. Simon hat sich mit der Salatbar mächtig ins Zeug gelegt.“
    „Ja, echt klasse“, bestätigte Benedikt oder Otto mit vollem Mund. Simon Schweitzer war sich bei der Zuordnung der Namen nicht mehr sicher.
    „Komm, ich zeig’s dir.“ Herr Schweitzer streckte instinktiv die Hand aus, und Maria ergriff sie. Er war ein wenig über die eigene Courage erstaunt, aber es ist ja noch mal alles gut gegangen.
    „Die ganzen Salate hast du gemacht?“
    „Na ja“, druckste Simon Schweitzer ein bißchen herum, „Laura hat mir geholfen.“
    „Das sieht ja lecker aus. Ob man da einen Teller verschiedener Delikatessen zusammenstellen könnte?“
    „Klar, mach ich dir.“ Herr Schweitzer war die Aufmerksamkeit selbst. Eifrig schaufelte er je einen Löffel auf einen geblümten Porzellanteller. Was tat man doch nicht alles behufs der Minne.
    Auch Simon Schweitzer belud sich einen Teller, und dann ging man gemeinsam zu den anderen. In der Zwischenzeit hatten sich noch zwei Pärchen eingefunden. Die Stereoanlage dudelte etwas Vorderorientalisches, eine Oud bestimmte den Melodienlauf. Laura saß auf einem kleinen in Pastelltönen gehaltenen Läufer im Apache-Design und packte Geschenke aus. Als Sitzgelegenheiten benutzten Maria und Simon Schweitzer zwei umgedrehte Bierkästen. Die Menora stand auf der Fensterbank.
    „Ach, ist das schön.“ Laura hatte Marias Geschenk ausgepackt. Herr Schweitzer reckte den Hals, um besser sehen zu können. Es handelte sich um einen Fotoband mit Werbepostern aus den Siebzigern, passend zu Lauras Geburtsjahr, aufgeschlagen bei einer Waschmittelreklame, die eine bis zum Horizont gespannte Wäscheleine weißer Bettlaken zeigte. Simon Schweitzer, der den Schriftzug nicht entziffern konnte, tippte auf Weißer Riese. Es sei erwähnt, daß er seiner Angebeteten wegen des erlesenen Geburtstagsgeschenks einen ausgesuchten Geschmack attestierte, der hier aber nur mal nebenbei bekräftigt worden war, hatte Maria ihren Sinn für Ästhetik ja schon insofern unter Beweis gestellt, als daß sie ihn anhimmelte. Meinte Herr Schweitzer.
    Was die Sozialisation des Homo sapiens und das sich daraus ergebende Verhalten in der Gruppe anging, hielt sich Simon Schweitzer für einen Experten von Format. Interessiert beobachtete er, wie die drei Mädels ohne männliche Begleitung die beiden Verzauberten Otto und Benedikt in Beschlag nahmen. Die angewandte Gestik der drei legte den Schluß nahe, daß es sich um Balzverhalten handelte. Oh je, das kann ja heiter werden, dachte Herr Schweitzer. Die zwei Pärchen unterhielten sich untereinander, und Laura war sehr um den Schönling Claudio bemüht. Soweit die momentane Konstellation.
    „Magst du auch ein Bier?“
    „Ja, gerne.“ Simon Schweitzer nahm die Teller und ging in die Küche.
    Kurz darauf kam er mit zwei Flaschen einer kürzlich wegen Dilettantismus des Vorstandes pleite gegangenen Frankfurter Traditionsbrauerei wieder. Auch hatte er einen Briefumschlag dabei, den er Maria reichte. „Hier. Das restliche Geld von Karin Schwarzbach. Sie hatte es meinem Schwager, der ist Detektiv, als Bezahlung für die Suche nach ihrem Mann gegeben.“ Herr Schweitzer setzte sich auch auf den Boden, der Bierkasten drückte zu stark ins reichlich vorhandene Sitzfleisch, und außerdem gab man sich dadurch cooler. Das war als ausgleichendes Element wichtig, gleichsam man auch eindeutig nicht mehr zu den Jüngsten gehörte.
    „Bist du auch Detektiv?“
    Was war denn das für eine Frage? Sah er vielleicht so aus? „Nein. Ab und zu mach ich ein paar Botengänge für Hans“, spielte Simon Schweitzer die Sache raffiniert herunter.
    „Aber von irgendwas mußt du doch leben“, bohrte Maria weiter.

Er fühlte sich ein wenig unwohl, aber es leuchtete ihm auch ein, daß Maria schließlich ein Recht hatte, sich zu erkundigen, mit wem sie sich da einließ. „Mieteinnahmen“, Herr Schweitzer nickte mit dem Kopf Richtung Untermieterin, „und festangelegtes Geld aus horrenden Aktiengewinnen mit einer Chipfirma aus dem Silicon Valley.“ Wenn er mal keine großartige Partie war. Mit ein bißchen Fantasie ließ sich daraus doch eine Beziehung machen.
    Maria ließ nicht locker: „Du kennst dich an der Börse aus?“
    Er lachte. „Nein. Nicht die Spur. Ein Freund von mir hat mir mal was empfohlen. Ist schon länger her.“
    „Kann dein Freund mir auch mal einen Tip geben?“
    „Geht nicht. Er ist tot.

Weitere Kostenlose Bücher