Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Titel: Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
Vom Netzwerk:
Zahnbürste mitnehmen?“ frotzelte er.
    „Weiß nicht.“ Der Polizeiobermeister betrachtete seine Schuhe. „Ich führ bloß Befehle aus.“
    „Komm doch rein.“
    „Laß mal. Ich warte hier.“
    „Wie du willst.“
    Fünf Minuten später war Herr Schweitzer soweit und folgte dem Polizisten. Auf dem Beifahrersitz saß Odilo Sanchez. „Grüß dich.“
    „Tag Simon.“
    In dem Moment trat Hausmeister Heinz Rybelka aus der Tür und verfolgte mit offenem Mund das Abfahren des Polizeiwagens. Simon Schweitzer hielt beide Hände hoch als hätte er Handschellen an und winkte ungelenk. Seine Miene verriet Bedauern darüber, die nächsten Jahre keinen netten Plausch mehr mit dem König der Nachbarschaft führen zu können und statt dessen sein Leben, oder was immer davon übrigblieb, im Kerker fristen zu müssen. Heinz Rybelka im gerippten Unterhemd winkte nicht zurück.
    „Hat einer von euch einen blassen Schimmer, was hier läuft?“ wollte Herr Schweitzer wissen.
    „Nein. Wir sind bloß Erfüllungsgehilfen vom BKA.“
    „Genau, die Drecksarbeit bleibt wieder mal an uns hängen“, bestätigte Odilo. „Am Freitag haben wir sogar unseren Pfarrer vernehmen müssen. Und das alles nur, weil die vom BKA zu doof sind Mörder zu fangen. Die wissen noch nicht mal, was bei einem Ball vorne und hinten ist.“
    Das war wohl das vielzitierte Vida loca, sinnierte Simon Schweitzer. Hier saß er nun, der arme Tor, wußte weder ein noch aus und hätte gerne mit jedermann aus der Schlange getauscht, die sich vor dem Eissalon auf der Schweizer Straße gebildet hatte, an dem sie gerade vorüberfuhren.
    „Aber mach dir nichts draus“, versuchte Frederik ihn zu beruhigen, „die haben mittlerweile das gesamte Stadtparlament im Verdacht. So wie ich das sehe, gibt es keinen Bürger Frankfurts, der dem Schwarzbach nicht gerne ans Bein gepinkelt hätte. Du wirst sehen, in einer Stunde wird man dich wieder nach Hause bringen.“
    Als man über die Untermainbrücke fuhr, registrierte Herr Schweitzer, daß dies aber nicht der Weg zum Sachsenhäuser Polizeirevier war. „Wo fahren wir eigentlich hin?“
    „Zum neuen Polizeipräsidium in der Adickesallee“, erklärte Odilo.
    Zehn Minuten später saß Simon Schweitzer in einem kargen Raum mit weißem Kalkanstrich, dessen Fenster auf den Hof gingen. Undeutlich nahm er den Geruch von frischer Farbe und Putzmittel wahr. Die Seite gegenüber der Fensterfront bestand aus zwei großen Glasscheiben zu beiden Seiten der Tür, die den Blick auf das gegenüberliegende Zimmer freigaben. Eine gertenschlanke Blondine schlenderte mit der weißen Dienstmütze unter dem Arm über den Flur. Mein lieber Herr Gesangsverein, dachte Herr Schweitzer.
    Eine Viertelstunde darauf saß er immer noch alleine an dem Tisch, ohne daß sich irgendwer hatte blicken lassen. Langsam wurde Simon Schweitzer stinkig, schließlich hatte er nicht ewig Zeit. Wenn die glaubten, er würde hier das große Muffesausen bekommen, so hatten sie sich aber exorbitant getäuscht. Nicht mit ihm. Er, Simon Schweitzer, würde hier nicht zu Kreuze kriechen, das war mal klar. Natürlich war das mit Schwarzbach ein bedauerlicher Vorfall, aber was sollte das mit ihm zu tun haben? Er ließ sich hier doch nicht wie ein Strauchdieb behandeln. Er nicht. Da sollten sie ihn aber noch kennenlernen. Er beschloß, noch maximal fünf Minuten zu warten und dann zu gehen.
    Die Zeit war fast abgelaufen, als ein Kümmerling mit blaugeäderter Nase durch die Tür schneite. „Guten Tag, Herr Schweitzer. Klein mein Name.“
    Das darf doch nicht wahr sein. Ein Mensch mit jämmerlichen Einsfünfundsechzig heißt auch noch Klein. Simon Schweitzer rang gar arg um Fassung. Aber er war auch auf der Hut. „Guten Tag“, sagte er mal vorsorglich.
    Der Kleine hatte ein Tonbandgerät mitgebracht und schloß es an, nachdem er eine Steckdose ausfindig gemacht hatte. Der unvermeidliche administrative Drang nach Dokumentation hatte also auch in den neuen Gebäudekomplex Einzug gehalten. „Sie können sich denken, warum Sie hier sind?“
    „Klaus-Dieter Schwarzbach“, erwiderte Herr Schweitzer kurz.
    „Exakt. Ich schalte jetzt das Tonbandgerät ein.“ Klick. „Ich möchte Sie darauf hinweisen, daß Sie keine Aussage machen müssen, die Sie selbst belastet, aber daß alles, was Sie sagen, auch gegen Sie verwendet werden kann.“
    Aha, soso, dachte Simon Schweitzer, nun geht’s ans Eingemachte.
    „Seit wann kannten Sie den Ermordeten?“
    Zu Beginn waren es die

Weitere Kostenlose Bücher