Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)
später löste sich die Restparty in Wohlgefallen auf. Simon Schweitzers Einschlafthema drehte sich um Maria von der Heide. Um nichts anderes.
Es war ein sonnenüberfluteter Spätmorgen. Herr Schweitzer benötigte mehrere Versuche, um zweifelsfrei wach zu sein und seinem Herzen am Tage des Herrn nicht allzuviel Schwerstarbeit zuzumuten. Sonst hauchte man ja beim Aufstehen noch seine Seele aus und bekam es noch nicht mal richtig mit. Vom Flur drangen Geräusche durch die Tür, Laura war also schon auf. Simon Schweitzer setzte sich auf und betrachtete seine Fußnägel, die dringend einer Kürzung bedurften. Ungelenk führte er einen Fuß zur Geruchsprobe in die Nähe der Nase. Schließlich schrieb man ja den Tag des alles entscheidenden Candlelightdinners, da wollte er sich von seiner besten Seite präsentieren. Und Fußschweiß konnte da sehr hinderlich sein. Aber es konnte Entwarnung gegeben werden, seine Füße stanken nicht. Und außerdem stand sowieso noch eine Ganzkörperpflege auf dem Programm.
Laura schleppte gerade einen Bierkasten mit Leergut zur Wohnungstür, als Simon Schweitzer den Flur betrat.
„Morgen“ und „Morgen“, muffelte man sich entgegen.
Herr Schweitzer ging in die schon picobello aufgeräumte Küche und bediente sich an der randvollen Kaffeemaschine. Hunger hatte er noch keinen, aber der Vitamine wegen würgte er einen Apfel runter. Er verspürte keine Lust, ans Wasserhäuschen zu laufen und sich eine Sonntagszeitung zu kaufen, wie es Brauch und Sitte war. Statt dessen begnügte er sich mit dem gestrigen Feuilleton seiner Hauspostille. Ein Spatz setzte sich auf die Fensterbank, grüßte tschilpend, legte den Kopf schief als bedenke er den Kücheninhalt samt Simon Schweitzer, tschilpte nochmals und empfahl sich.
Zur zweiten Tasse setzte sich seine Mitbewohnerin zu ihm.
„Na, gut geschlafen?“ fragte er heiter.
„Geht so. Aber ich habe gelesen, daß alte Menschen mit weniger Schlaf auskommen“, versuchte Laura sich angesichts des vollendeten dritten Lebensjahrzehnts in Galgenhumor.
„Das würde ich so nicht sagen. Sieh mich an, unter acht Stunden läuft da nichts.“
„Dann besteht ja noch Hoffnung.“
„Wer war eigentlich dieser …“, Simon Schweitzer wollte schon Schönling sagen, überlegte es sich aber anders, „dieser Claudio?“
„Ach, bloß ein Kunde, der am Freitag zufällig ins Büro kam. Ein eingebildeter Fratzke.“
Gut so. Ihm fiel ein Stein vom Herzen. Herr Schweitzer war sich eigentlich sicher, Laura richtig eingeschätzt zu haben, aber beim weiblichen Geschlecht blieb erfahrungsgemäß immer ein Restzweifel zurück. Zumal in Extremsituationen wie Torschlußpanik. „Genau, ein eingebildeter Fratzke. Treffender kann man diesen Claudio nicht beschreiben.“ Um ein wenig von der Misanthropie abzurücken, fügte er hinzu: „Aber die anderen waren echt sympathisch.“
So ging das noch zehn Minuten. Laura erläuterte Simon Schweitzer ihre Beziehung zu den jeweiligen Gästen, Herr Schweitzer hörte aufmerksam zu und gab den ein und anderen Kommentar ab.
„Aber deine Maria ist auch nicht ohne. Ich glaube, sie will was von dir. „So, wie die dich angeguckt hat.“
Der abrupte Themawechsel hatte ihn auf dem falschen Fuß erwischt. „Ja, äh, soweit sind wir aber noch nicht. Vielleicht morgen.“
„Morgen?“
„Nun, äh, Maria hat mich für heute abend zum Essen eingeladen.“
„Na, dann ist ja alles paletti. Du darfst dich jetzt nur nicht mehr blöd anstellen.“
So einfach ist das also heutzutage, nur nicht blöd anstellen. Man hat schon Pferde vor der Apotheke kotzen sehen, dachte Herr Schweitzer. „Ich werde mir Mühe geben.“
Er hatte sich gerade die Zähne geputzt und wollte in die mit Schaumbad lockende Badewanne steigen, als es an der Tür klingelte.
Es war das Auge des Gesetzes in der Person Funkals. „Tag Simon.“ POM Frederik Funkal war es offensichtlich peinlich. Er wußte nicht wohin mit seinem Dienstausweis. Er fand es affig, sich seinem Kneipenkumpanen den Vorschriften gemäß vorzustellen und auszuweisen.
An der grün-beigen Uniform erkannte Herr Schweitzer, daß es dienstlich war. „Was führt dich her?“ erlöste er den Polizisten aus seinem Dilemma.
„Tja, ich soll dich zu einer Vernehmung abholen.“
„Jetzt?“
„Ja.“
Aha, dachte Simon Schweitzer, Seltsames geht vor sich in diesem, unserem Lande. „In fünf Minuten, wäre das okay?“
„Klar. Laß dir Zeit.“
„Sag mal, soll ich auch Schlafanzug und
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