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Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Titel: Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Dreißig
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der Nase bohrte, plötzlich einen ganz goldenen Finger hervorzog und deshalb beinahe weinen musste. Aber Herr Martin blieb ganz ruhig und ließ sich nichts anmerken.) Simsala, das war deutlich zu sehen, bemühte sich redlich, ein ganz normaler Schuljunge zu sein. Dass trotzdem auch an diesem Tag etwas geschah, das eigentlich nicht hätte geschehen sollen, war wirklich nicht die Schuld des kleinen Zauberers.
    Was hätte er denn machen sollen, als er nach der Schule seinen kleinen fliegenden Teppich aus dem Gebüsch holen wollte und der verschwunden war? Natürlich versuchte Simsala zunächst, sich einfach einen anderen zu zaubern. Aber das war eben gar nicht so einfach, weil er den Trick noch nicht beherrschte. So war alles, was er zustande brachte, eine Fußmatte, auf der er gerade stehen konnte, die aber einfach nicht fliegen wollte. Er musste, um wieder nach Hause zu kommen, unbedingt den kleinen Teppich finden.

Wer hat den fliegenden Teppich gesehen?
    Aufgeregt rannte Simsala zum Schulhaus zurück. »Hilfe, Herr Martin«, rief er dabei laut, »jemand hat meinen Teppich gestohlen.«
    Einige Erstklässler, die noch auf dem Hof herumbummelten, hörten Simsala schreien und folgten ihm in die Klasse, wo Herr Martin den Jungen zu beruhigen suchte. »Simsala, was ist denn geschehen?«, fragte er freundlich. »Von was für einem Teppich redest du?«
    »Na, von dem im Gebüsch«, sprudelte der Junge hervor, »er ist weg, und jetzt kann ich nicht nach Hause. Und wenn ich nicht nach Hause komme, macht mein Vater sich Sorge, und das tut seinem Hals nicht so gut.« . Der Lehrer kam sich schrecklich dumm vor, denn er verstand kein Wort von dem, was Simsala da sagte. Er hatte keinen Teppich gesehen, und selbst wenn das Kind wirklich einen im Gebüsch versteckt hatte und der fortgekommen war, so sah er nicht ein, warum der kleine Zauberer heute nicht ohne seinen Teppich nach Hause gehen konnte.
    »Morgen können wir in den anderen Klassen fragen, ob jemand den Teppich gesehen hat«, schlug er Simsala vor, »ich verspreche dir, dass ich es nicht vergesse.«
    »Und wie soll ich dann heute nach Hause kommen?«, fragte Simsala erstaunt zurück.
    »Wie bist du denn hergekommen?«, fragte Herr Martin. »Ganz allein mit dem Teppich«, erwiderte der kleine Zauberer stolz, »aber zaubern kann ich mir noch keinen. Dazu bin ich noch zu klein.« Auf einmal ging dem Lehrer ein Licht auf. »War das«, fragte er langsam, »war das etwa - ein fliegender Teppich?«
    »Natürlich«, antwortete Simsala. »wie sollte er mich denn sonst nach Hause bringen?«
    Die Erstklässler, die dabeistanden, stubsten sich vor Aufregung mit den Ellbogen in die Seiten. Sie hatten ein Zaubererkind in der Klasse, das auf einem fliegenden Teppich in die Schule kam. Was waren sie doch für Kerle! »Kinder«, sagte Herr Martin jetzt ernst, »wir müssen suchen. Denn zur Feste Hokuspokus gibt es wahrscheinlich keine Straßenbahnverbindung, und Simsala kommt ohne seinen Teppich tatsächlich nicht nach Hause. Marsch. Wer den Teppich findet, braucht zur Belohnung keine Hausaufgaben zu machen.«
    Da rannten die Erstklässler auseinander, als wäre ein Wirbelsturm unter sie gefahren. Nur Simsala zögerte noch einen Augenblick. »Herr Martin«, murmelte er und sah seinen Lehrer bittend an.
    »Was gibt es denn noch, Simsala?«
    »Wenn ich den Teppich selbst finde, darf ich dann zur Belohnung Hausaufgaben machen?«, bettelte das Kind. Herr Martin fuhr ihm lächelnd über das strubbelige Haar.
    »Abgemacht, Simsala«, sagte er, »wenn du selbst deinen fliegenden Teppich findest, darfst du zur Belohnung Hausaufgaben machen.«
    Zufrieden rannte da der kleine Zauberer den übrigen Erstklässlern nach.
    Es gab ein heilloses Durcheinander in der Schule. Überall wurden Türen aufgerissen, kleine Köpfe steckten sich herein und riefen, ohne sich darum zu kümmern, was gerade für ein Unterricht gehalten wurde: »Hat jemand Simsalas fliegenden Teppich geklaut?« Und weil jeder Erstklässler auf eigene Faust suchte, konnte das in einer Klasse mehrmals hintereinander geschehen.
    Den Lehrern standen die Haare zu Berge. Natürlich hörte auch Rektor Häusler den Lärm im Schulhaus und beeilte sich, ihm ein Ende zu bereiten. »Was ist denn in euch gefahren, ihr kleinen Kobolde?«, schimpfte er laut durchs Treppenhaus. »Wollt ihr augen-blicks in eure Klasse zurückgehen?« Die Erstklässler aber schrien nur zurück: »Herr Martin hat gesagt, wir sollen Simsalas fliegenden Teppich suchen«,

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