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Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Titel: Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Dreißig
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schöner Tag, um im Klassenzimmer zu hocken. Ich denke, wir gehen in den Schulgarten und säen Weizen aus.« Der Meinung schlossen sich die Erstklässler jubelnd an. Der Lehrer musste sie ermahnen, ganz leise zu sein, sonst wären sie vor lauter Freude die Treppe hinuntergetobt, ohne auf die übrigen Klassen Rücksicht zu nehmen. So aber schlichen sie jetzt wie die Mäuschen hinter Herrn Martin her - oder jedenfalls so, wie diese Erstklässler sich Mäuschen vorstellten.
    Im Schulgarten war bereits ein Feld vorbereitet worden. Die Kinder brauchten die umgegrabene Erde nur noch mit der Hacke zu bearbeiten, dass der Boden schön locker wurde, und sie dann glatt zu harken. Das war noch mühsam genug.
    Dann bekam jeder Schüler ein Stückchen Feld zugeteilt. Dort durfte er mit dem Zeigefinger Löcher bohren und in diese ein paar Weizenkörner streuen. Die Erstklässler taten es mit Hingabe. Die Löcher wurden wieder gut verschlossen. Herr Martin zog einen langen Gartenschlauch heran und besprengte die Saat. Dann sangen die Kinder das Lied von dem Bauern, der im Märzen die Rösslein anspannt.
    »Jetzt müssen wir den Weizen ruhen lassen«, sagte Herr Martin endlich. »Aber bald werden wir herkommen können und nachschauen, ob sich schon grüne Spitzen zeigen. Und noch eine kleine Weile später sind dann auf einmal die grünen Halme da, und dann dauert es gar nicht mehr lange, bis wir das Korn ernten können.« Die Erstklässler folgten Herrn Martin zurück ins Schulhaus. Am Wasserhahn im Flur wuschen sich alle die Erde von den Händen, und Simsala war insgeheim froh, dass sie es nicht mit Limonade zu tun brauchten. Sie hatten sich kaum wieder auf ihre Plätze begeben, da klingelte es zur Pause.
    »Ist die Stunde schon vorbei?«, wunderte sich Herr Martin und blickte prüfend auf den kleinen Zauberer. Aber der war wirklich nicht Schuld daran, dass es geläutet hatte.
    »Also springt in die Pause«, rief der Lehrer, »Rechnen müssen wir halt morgen wieder.« Die Kinder stürmten hinaus.
    Simsala aber mochte nicht in die Pause gehen. Herr Martin schrieb ins Klassenbuch, dann blickte er auf. »Na, Simsala, gibt es noch etwas?« Der Junge nahm den Lehrer bei der Hand. »Können wir schnell noch einmal bei meinem Feld vorbeischauen?« bettelte er. »Ob sich die grünen Spitzen schon zeigen.«
    »So schnell geht das nicht, Simsala«, lächelte Herr Martin, »nächste Woche frühestens lohnt es sich nachzusehen.« Simsala blickte ihn zweifelnd an.
    »Also komm«, entschied da der Lehrer, »du kannst dich selbst überzeugen. Das ist sowieso das Beste.« Den kleinen Zauberer an der Hand, lief er hinüber zum Schulgarten. Ruhig lag das Feld, das die Erstklässler soeben bearbeitet hatten, Sonne, Wind und Regen preisgegeben. Nur an einer Ecke hatte sich etwas verändert. »Sehen Sie?« Beglückt deutete Simsala auf ein paar wenige grüne Spitzen, die dort hervorlugten, wo er seine Saat der Erde anvertraut hatte. »Sie kommen schon.« Er hockte sich am Feldrand nieder und betrachtete liebevoll die zarten Blättchen. Dann sprang er auf und rief: »Jetzt können wir wieder gehen.«
    Er hüpfte fröhlich voraus. Herr Martin folgte ihm kopfschüttelnd.
    In der nächsten Stunde hatten sie Musik. Weil alle so fleißig mitmachten, erlaubte Herr Martin, dass sie - »Aber nur ganz leise!« - noch einmal wie ein echtes Blasorchester tätäräen durften. Die Erstklässler waren selig. Danach erzählte ihnen der Lehrer eine Geschichte, und dann durften sie nach Hause gehen. »Halt. Ich habe die Hausaufgaben vergessen«, rief Herr Martin, als alle schon ihre Ranzen auf dem Rücken hatten. Die Gesichter der Schüler verdüsterten sich etwas. Aber der Lehrer achtete nicht darauf.
    »Malt mir zu Hause ein Bild«, sagte er, »wie ihr meint, dass der Weizen aussehen wird, der auf unserem Feld wächst.«
    Dann ließ er sie laufen.
    »Wir müssen noch mal nachschauen gehen«, sagte Sim-sala zum Lehrer, als die anderen Kinder fort waren/und griff entschlossen nach seiner Hand. »Müssen wir das?«, fragte Herr Martin überrascht zurück. »Hast du so wenig Geduld, Simsala? Du musst doch der Sonne etwas Zeit lassen. Die kann nicht so schnell zaubern wie du.«
    »Vielleicht doch«, erwiderte der Junge knapp. Sie gingen zum Schulgarten.
    Und siehe da: Die grünen Spitzchen auf Simsalas Feld waren tatsächlich seit der Pause tüchtig weitergewachsen und hatten sich zu prächtigen Sonnenblumen entfaltet, die mit schweren Köpfen freundlich zu Simsala

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