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Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Titel: Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Dreißig
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und stürmten weiter.
    Zum Glück kam just in diesem Augenblick Karl, der Hausmeister, aus dem Heizungskeller und hörte, was die Kinder riefen. Er schnappte ein kleines blondzopfiges Mädchen, das eben an ihm vorbeilaufen wollte, bei der Schulter und fragte: »Was schreit ihr da?« Ruth rief, indem sie sich freizumachen suchte: »Wir sollen Simsalas fliegenden Teppich finden, den jemand aus dem Gebüsch geklaut hat. Herr Martin hat's gesagt.«
    »So renn doch nicht gleich weg, dummes Ding«, brummte der Hausmeister und schnappte sich die Kleine, die eben wegschlüpfen wollte, aufs Neue, »der Teppich hängt doch unten im Heizungskeller auf der Leine.« Da hatte es Ruth plötzlich nicht mehr eilig wegzukommen. Stattdessen schrie sie: »Alle herkommen! Ich hab' ihn!«
    So sah Karl sich im Nu von einer Schar von Erstklässlern umringt, die alle den Teppich sehen wollten. »Na, dann kommt mal mit«, brummte er, schlufte zurück zum Heizungskeller, und die Kinder polterten ihm nach. Frau Reinicke war unten dabei, den kleinen Teppich zu reinigen, den Trudel gefunden hatte, als sie die weggeworfenen Papiere auf dem Schulgrundstück auflas. Sie hatte ihn dazu über eine Leine gehängt und bearbeitete ihn eben heftig mit dem Teppichklopfer, als die Kinder hereingetobt kamen.
    »Da ist er ja«, riefen sie durcheinander, aber keines wagte, den Zauberteppich anzufassen.
    »Wer ist da?«, fragte Frau Reinicke überrascht und unterbrach das Teppichklopfen.
    »Na, Simsalas fliegender Teppich«, tönte es ihr entgegen, als hätte sie das eigentlich selbst wissen können. »Wenn ihr mich zum Narren halten wollt«, schimpfte Frau Reinicke erbost und drohte den Kindern mit dem Klopfer.
    »Nichts für ungut, Frau Reinicke«, sagte da Herr Martin. Er war seinen Erstklässlern gefolgt und hatte auch Simsa-la mitgebracht, den er kopfüber in einer Mülltonne gefunden hatte.
    »Die Kinder wollen Sie wirklich nicht narren, gewiss nicht. Wir sind nur froh, dass wir Simsalas fliegenden Teppich wiedergefunden haben. Der Junge kommt sonst nämlich nicht nach Hause«, fügte er erklärend hinzu. Frau Reinicke schaute den Teppich an, als wollte der sie beißen.
    Der Lehrer aber wandte sich zu Simsala und sagte: »Das ist doch dein Teppich, oder?«
    Der kleine Zauberer musterte den Teppich. Er war sich, ehrlich gesagt, nicht ganz sicher, denn er hatte ihn sich am Morgen gar nicht aufmerksam angeschaut. »Er wird es schon sein«, erwiderte er endlich zögernd, »ich kann's ja mal ausprobieren.«
    »Au fein«, schrien die Erstklässler durcheinander, dass es im Heizungskeller nur so dröhnte, »mach uns vor, wie du fliegst, Simsala.« Und da war's eben geschehen.
    Eigentlich hatte Simsala seinem Vater ja versprochen, den Teppich nicht zu zeigen, aber nun hatten ihn alle gesehen. Und ob es überhaupt der richtige Teppich war, würden sie erst wissen, wenn er tatsächlich fliegen konnte. Schweren Herzens nahm der kleine Zauberer den ausgeklopften Teppich von der Leine und trug ihn hinaus auf den Schulhof. Die Erstklässler bildeten einen engen Kreis um ihn. Aber auch Herr Martin, Frau Reinicke undTrudel sowie Karl, der Hausmeister, guckten neugierig, was jetzt wohl geschehen würde.
    Drüben im Schulhaus drückten sich die Schüler der höheren Klassen an den Fensterscheiben die Nasen platt, und selbst ganz oben, dort, wo das Zimmer des Rektors war, hätte jemand hinter der weißen Gardine eine Gestalt herausspähen sehen, wenn jemand nach dort oben geschaut hätte - was niemand tat.
    Simsala hockte sich auf den kleinen Teppich, flüsterte kaum hörbar: »Mein Vater hat's eigentlich verboten«, und dann machte er mit der Rechten eine flinke Bewegung, als wollte er einen Teller durch die Luft werfen. »Ooooo«, rief es da vielstimmig auf dem Pausenhof, denn der Teppich hatte sich mit dem kleinen Zauberer wirklich in die Luft erhoben und schwebte dicht über den Köpfen der Erwachsenen langsam in einer großen Schleife dahin. Die Erstklässler hüpften vor Aufregung wie Gummibälle. »Toll«, riefen sie und klatschten begeistert in die Hände. Simsala freute sich über ihre Bewunderung. Er ließ den Teppich noch etwas langsamer und noch etwas niedriger fliegen.
    »Dürfen wir auch mal?«, begannen nun die Kinder zu betteln, aber Simsala schüttelte den Kopf. Dass er keine Kinder herauflassen würde, hatte er seinem Vater hoch und heilig versprochen. Da hörte er, wie ein Junge rief: »Ist ja lahm, der Teppich.«
    »Lahme Ente«, nahm ein anderer das

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