Sina auf heißer Spur
anfängt, dann könntest du dich doch bei den Fischers vorstellen.â
âGlaubst du, die brauchen auch einen Praktikanten?â
âDie suchen eine Putzhilfeâ, sagte Hannah. âIch hab zufällig mitbekommen, dass Frau Fischer im Supermarkt ein Stellenangebot aufgehängt hat.â
âDas ist ja wohl der Gipfel! Das sagst du nur, weil ich Türkin bin. Ich und eine Putzstelle! Hey, ich geh genau wie du aufs Gymnasium und meine Noten sind sehr viel besser als deine, wenn ich dich daran erinnern darf!â
âSchon gut, Aylaâ, mischte sich jetzt Juliana ein. âNatürlich sind diese Vorurteile bescheuert, das wissen wir doch alle. Aber die Fischers denken genau so: Türkin ist gleich dämlich, ist gleich Putzfrau. Das müssen wir ausnutzen. Und ehrlich gesagt fällt mir auch nicht ein, wie wir sie sonst überprüfen könnten.â
âDie nehmen mich doch ohnehin nicht. Ich bin viel zu jung.â
âWenn du billig bist, hast du die besten Chancenâ, widersprach Hannah. âDie beiden sind so was von knauserig. Das Alter ist denen egal, wenn sie nur Geld sparen können.â
âUnd wenn die Lunte riechen, weil sie mich wiedererkennen? Immerhin reite ich schon seit drei Jahren auf ihrem Nachbargrundstück.â
âNie und nimmer erkennen die dich!â, rief Hannah. âDie haben doch keine von uns jemals richtig angesehen. Frau Fischer grüÃt mich nie zurück, wenn ich sie auf der Post oder im Supermarkt treffe. Die ist viel zu sehr mit ihren eigenen gehässigen Gedanken beschäftigt.â
âSuperâ, sagte Tori zufrieden. âGenauso machen wir es. David bewirbt sich in Roberts Grafikbüro, Sina kümmert sich um Viktor und Ayla stellt sich bei den Fischers vor.â
âUnd du?â, fragte Sina bissig. âWas machst du, auÃer uns rumzukommandieren?â
âIch komm auch noch an die Reihe. Wartâs nur ab.â
Wart du nur ab, dachte auch Sina. Irgendetwas total Unangenehmes fällt mir für dich schon ein. Wir werden ja sehen, wer zuletzt lacht.
Drei Tage Regenwetter
Der Regen trommelte ein Schlagzeugsolo auf das Dach des Schuppens. Die sechs Mädchen hockten auf der Bank unter dem Vordach, die Knie ans Kinn gezogen, und starrten trübsinnig auf die Tropfen, die in den Pfützen auf dem Hof tanzten. Vor zwei Tagen hatten die Herbstferien angefangen und gleich am ersten Ferientag war das sonnige Spätsommerwetter einem heftigen Dauerregen gewichen. Natürlich trafen sich die Freundinnen trotzdem auf der Sunshine Ranch.
âWas sollten wir auch sonst machen?â, fragte Myriam. âZu Hause rumsitzen ist noch schlimmer.â
âZu Hause rumsitzen ist auf jeden Fall besser als das, was mir blühtâ, sagte Ayla düster.
Nach einigem Hin und Her hatte sie sich überreden lassen, sich bei den Fischers als Putzhilfe vorzustellen. Prompt hatte sie den Job bekommen. Obwohl die Suchanzeige schon seit mehr als zwei Wochen im Supermarkt hing, hatte sich bisher niemand gefunden, der für den Dumpinglohn arbeiten wollte, den die Fischers zahlen wollten.
âDrei Euro fünfzig die Stunde!â, schimpfte Ayla. âDas ist die totale Ausbeutung.â
âDu machst es ja nicht wegen des Geldesâ, tröstete Juliana sie.
âHa, haâ, sagte Ayla.
âUnd was ist mit David? Hat er seinen Praktikumsjob schon angefangen?â, erkundigte sich Myriam.
âSeit heute Morgen ist er in Roberts Agentur. Ich bin gespannt, was er erzähltâ, antwortete Sina. Sie hatte sich mit David um halb sieben in der Eisdiele verabredet, damit er berichten konnte.
Sei bloà pünktlich!, hatte David gesagt.
Sina schielte auf ihre Armbanduhr. Es war gerade mal vier. Noch zweieinhalb Stunden. Dennoch hatte sie jetzt schon ein kribbeliges Gefühl im Bauch.
âUnd du?â, fragte Tori. âBist du mit Viktor weitergekommen?â
âNoch nichtâ, sagte Sina. Sie hatte auch keinerlei Anstalten gemacht, sich Viktor zu nähern. Irgendetwas in ihr sträubte sich dagegen. Dabei wäre es gar nicht schwer gewesen, sich an ihn ranzumachen. Obwohl sie ihm vor Kurzem in der Eisdiele eine Abfuhr erteilt hatte, lächelte er sie immer an, wenn sie sich auf dem Schulhof trafen.
âWird langsam Zeit, dass du in die Puschen kommstâ, meinte Tori.
Das warâs. Jetzt reichte es. Sina hatte endgültig genug von Toris
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