Sina auf heißer Spur
kam.
âSina!â, rief eine Männerstimme. âWas machst du denn um diese Zeit noch hier?â
Eine kräftige Gestalt stieg an der Fahrerseite aus.
Sinas Beine fühlten sich plötzlich an, als wären sie aus Teig.
Nun war alles aus.
Er war da.
Robert.
Letzte Gedanken
Warum begann sie nicht laut zu schreien? Warum versuchte sie nicht wegzulaufen? Sina hatte Mikes Kammer ja fast erreicht, noch zwei Schritte und sie wäre in Sicherheit gewesen. Aber sie konnte sich nicht rühren. Sie blieb einfach stehen und beobachtete, wie Robert auf sie zukam.
âWas ist denn, Sina?â
Was für eine Frage. Wenn sie nicht so auÃer sich vor Angst gewesen wäre, hätte sie laut gelacht. Robert hatte Sue gefesselt, geknebelt und in Dakotas Box gelegt, damit ihr eigenes Pferd die Drecksarbeit für ihn erledigte und sie zu Tode trampelte. Das war so böse, dass einem die Worte fehlten.
âSina!â Jetzt stand er direkt vor ihr, packte sie an den Schultern und schüttelte sie. âWas ist los? Verdammt noch mal, mach den Mund auf!â
Sie machte den Mund auf. Aber anstatt eines Hilferufes kam nur ein tonloses Krächzen heraus.
Robert schüttelte den Kopf und blickte sich um. âSue?â, rief er laut. âWo steckst du? Ist alles okay mit dir?â Und dann â noch lauter: âWashington! Hierher, Washington!â
Was sollte dieses Theater? Als ob Robert nicht genau wüsste, wo Sue war. Er selbst hatte sie schlieÃlich in den Stall gebracht! Und Washington hatte er vermutlich ebenfalls längst ausgeschaltet. Vielleicht lag er betäubt im Haus. Oder noch schlimmer â tot.
Sie hörte, wie Robert tief durchatmete. âWas ist geschehen, Sina?â, fragte er dann in einem sehr warmen, väterlichen Ton.
Das war zu viel. Plötzlich brodelte die Wut in ihr hoch und schwemmte ihre Angst weg.
âTu doch nicht soâ, fuhr sie ihn an. âIch weià alles! Ich hab die Mails gelesen, die du Sue geschrieben hast!â
Sein rundes Gesicht erschien so unschuldig und verständnislos. Aber darauf war sie lange genug hereingefallen!
âUnd dann hast du sie im Stall niedergeschlagen und gefesselt â¦â
âIch habe â was?â Er schnappte nach Luft, als hätte sie ihm einen Tritt in die Magengrube versetzt. Was für ein Schauspieler! âWas redest du denn da? Jemand hat Sue im Stall niedergeschlagen? Wo ist sie jetzt?â
Sie starrte ihn wortlos an.
Das genügte ihm. Er drehte sich um und hastete zum Stall.
Mist, Mist, Mist, dachte Sina. Verdammter Mist. Nun wusste er, dass sie Sue entdeckt hatte. Und jetzt würde er zu Ende bringen, was er vorhin nicht mehr geschafft hatte.
âMike!â Sie trommelte mit beiden Fäusten gegen die Tür der Kammer. âIch binâs, Sina! Mach auf, beeil dich!â
Er öffnete so schnell, als hätte er direkt hinter der Tür gestanden.
âSina. Was ist denn passiert?â, fragte er alarmiert. Seine blonden Locken standen in alle Richtungen ab.
âSueâ, stammelte sie. âRobert â¦â
Er starrte über ihre Schulter auf den Hof. Nun drehte sie sich ebenfalls um und sah, wie Robert aus dem Stall rannte, die immer noch bewusstlose Sue in den Armen.
âSie atmet kaum noch!â, schrie Robert Sina zu. âIch bringe sie ins Krankenhaus.â
âEr will sie umbringen!â, rief Sina. âDu musst sie retten, Mike!â
Mike reckte den Hals. Seine Augen waren weit aufgerissen, sie schienen ihm fast aus dem Kopf zu fallen. âWas tust du da, du Dreckskerl?â, schrie er laut. âFass sie nicht an! Sue, meine Sonne â¦â Dann unterbrach er sich, stieà Sina zur Seite und sprintete über den Hof. Aber Robert war schneller. Er schob Sue auf die Rückbank seines Wagens, stieg vorne ein, knallte die Tür zu und gab Gas.
Als er zurücksetzte, warf Mike sich ihm in den Weg. Ein paar Zentimeter vor ihm kamen die Reifen zum Stehen. Doch jetzt legte Robert den ersten Gang ein und raste vom Hof.
Mike rappelte sich wieder hoch. Einen Moment lang starrte er dem Wagen nach.
Dann wandte er sich Sina zu.
âKannst du mir bitte erklären, was hier abgeht?â, schrie er.
Sinas Gedanken ratterten in ihrem Kopf. Irgendwas stimmte hier nicht. Was hatte Mike gerade eben gesagt?
âSue, meine Sonneâ, murmelte sie leise.
Das kam ihr so vertraut vor. Und mit einem Mal
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