Sina auf heißer Spur
In Dakotas Box lag eine gefesselte Person, die stöhnte und ächzte. Und Dakotas Hufe waren nur wenige Zentimeter von ihrem Körper, ihrem Kopf entfernt!
Sina hielt den Atem an. Sollte sie das Licht anschalten? Aber vielleicht rastete Dakota dann richtig aus. Nein, sie durfte nichts riskieren.
âRuhigâ, flüsterte Sina. âGanz ruhig.â Sie wusste selbst nicht, ob sie mit dem stöhnenden Wesen, dem Pferd oder mit sich selbst sprach.
Dakota überzeugte sie jedenfalls genauso wenig wie sich selbst. Er warf den Kopf nach hinten, schüttelte die Mähne und lieà ihn wieder nach vorne schnellen. Wenn sie ihm jetzt in die Quere kam, würde er gnadenlos zubeiÃen, das wusste Sina.
Sie handelte instinktiv. Als der Pferdekopf wieder nach vorn schoss, griff sie blitzschnell zu. Sie packte den Colorado Ranger fest am Zaumzeug. âRuhig jetztâ, murmelte sie noch einmal.
Lass ihn spüren, wer der Herr ist, hatte Mike ihr geraten, als Sina vor einigen Wochen Probleme mit Janko gehabt hatte. Es darf nicht die Spur eines Zweifels daran geben, wer von euch beiden befiehlt und wer gehorchen muss.
âIch befehleâ, zischte Sina jetzt. âUnd du gehorchst.â
Mit der Rechten hielt sie Dakotas Zaumzeug, mit der Linken öffnete sie die Tür zur Box. Aufgeregt tänzelte Dakota heraus, immer wieder versuchte er den Kopf hochzureiÃen und Sinas festem Griff zu entkommen.
âAlles okay, alles in Ordnungâ, flüsterte sie.
Das war ein Witz. Nichts war okay, nichts war in Ordnung. Aber der Hengst schien ihr zu glauben, jedenfalls lieà er sich von ihr die Stallgasse hinunterführen in die leere Box am Ende des Ganges.
Die Blicke der anderen Pferde folgten Sina voller Verwunderung. Was war denn hier los, mitten in der Nacht?
Sie schloss die Box und rannte zurück zum Ausgang. Licht! Aber als sie auf den Schalter drückte, passierte gar nichts. Vielleicht war die Lampe durchgebrannt. Oder jemand hatte die Sicherung rausgedreht.
Sie hastete zurück zu Dakotas Box. Die gefesselte Person wand sich hin und her. Dieses Stöhnen war entsetzlich.
Sina kniete sich neben sie. Wenn es nur nicht so verdammt dunkel in der Box gewesen wäre, sie konnte ja kaum die Hand vor Augen erkennen. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis sie die Fesseln gelöst hatte, die die Handgelenke zusammenschnürten.
Jetzt griff die Person nach oben und riss sich ein Pflaster vom Mund.
âSina!â Die Stimme war so heiser, dass Sina sie zuerst gar nicht erkannte.
Erst als sich die Frau aufrichtete, erkannte Sina ihr Gesicht.
âSueâ, rief sie. âWas ist denn geschehen? Wer hat dich hier hereingebracht?â
â I donât know! â, keuchte Sue. âIch kann mich an nichts erinnern.â
âRobert?â, fragte Sina. âWar es Robert?â
â God, I feel terrible! â Die Ranchbesitzerin rieb sich benommen die Schläfen. Gemeinsam lösten sie und Sina ihre FuÃfesseln. Dann richtete Sue sich schwankend auf.
âLangsam!â Wenn Sue nur nicht so verdammt groà gewesen wäre. Es war wirklich schwer, sie zu stützen.
âWir dürfen keine Zeit verlierenâ, gab Sue zurück. â We gotta go! â
Wir müssen los.
âVorsicht, Sue!â
Zu spät! Sue machte eine unsichere Bewegung nach vorn, rutschte aus und begann zu taumeln. Sina versuchte sie aufzufangen, konnte jedoch nur noch verhindern, dass Sue mit ihrem Kopf gegen die Abtrennung der Box knallte.
â Shit â, ächzte Sue noch. Dann wurde sie ohnmächtig.
Ich muss einen Krankenwagen rufen, dachte Sina. Sie schob einen Haufen Streu zusammen und bettete Sues Kopf vorsichtig darauf, dann rannte sie nach drauÃen.
Als sie den Notruf wählte, reagierte ihr Handy mit einem schrillen Piepen.
âIhr Akku ist fast leerâ, verkündete das Display. Mist, sie hatte das Handy seit Tagen nicht aufgeladen. Wenn sie Pech hatte, dann schaltete es sich jetzt gleich aus â¦
Sie hatte Pech. Ein letztes kraftloses Piepen. Dann wurde das Display dunkel.
Sina blickte sich um. Mikes Kammer war inzwischen genauso finster wie der Rest des Hauses. Aber sein Wagen stand noch im Hof neben Sues Offroader. Das bedeutete, dass er hier auf der Ranch war.
Sina hatte seine Tür fast schon erreicht, als ein weiterer Wagen auf den Hof fuhr. Der Lichtkegel der Scheinwerfer erfasste und blendete sie, bevor das Auto zum Stehen
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