sind große Klasse
kleinen Käferchen als Zugabe.
Als es am schönsten war, erklang der Gong zum Abendessen.
„Na gut, gehen wir“, meinte Hanni und spuckte ein paar abgemähte Gänseblümchen aus. „Ich hab sowieso Hunger.“
Petra klemmte ihr Buch unter den Arm, Bobby drückte ein Taschentuch gegen ihr Knie. Hanni wunderte sich, dass ein Marienkäferchen während der ganzen Grasschlacht auf ihrem Bein sitzen geblieben war. Sie transportierte es auf ein Löwenzahnblatt. Anne jammerte über Grasflecken am Hosenboden. Die Hose war reif für die Waschmaschine. Frau Theobald verlangte, dass die Schülerinnen selbst für ihre Kleidung sorgten. Waschen, bügeln, lose Knöpfe an- und heruntergerissene Säume aufnähen, das musste jedes Mädchen selber machen. Die Hausmutter sorgte dafür, dass diese Vorschrift auch eingehalten wurde. Damit löste sich ein Problem von ganz allein. Frau Theobald hielt bei ihren Schülerinnen nichts von extravaganter Garderobe. Manche Mädchen, die neu nach Lindenhof kamen, brachten schicke und teure Sachen mit, reinseidene Blusen, Angorapullöverchen, handbestickte Jeans und so weiter. Wenn sie ihre Kostbarkeiten zum dritten Mal mit der Hand gewaschen hatten, wenn sie Falten in ihre Blusen plätteten, entdeckten sie schnell und ohne strenge Erziehungsmethoden die Vorzüge einfacher, sportlicher Kleidung. Bald bevorzugten auch die Luxustöchter T-Shirts und Blusen, die man auch mal ungebügelt anziehen konnte, und Hosen, die es nicht übel nahmen, wenn man sie in die Waschmaschine steckte.
„Was gibt‘s denn zum Abendessen?“, wollte Jenny wissen, als die Mädchen ins Haus gingen.
„Ich habe Berge von Blaubeeren in der Küche liegen sehen“, teilte Anne mit.
Die anderen lachten. Anne war verfressen und man sah es ihr an. Doch beim Gedanken an einen zünftigen Blaubeerkuchen leckten sich alle die Lippen.
Eine neue Mitschülerin
„Ich möchte euch eine neue Mitschülerin vorstellen“, sagte Frau Theobald vor der Suppe. „Sie heißt Beatrix Fellner. Ich hoffe, ihr macht es ihr leicht, sich bei uns einzugewöhnen. Hanni und Nanni, vielleicht rückt ihr beide ein bisschen zusammen, damit Beatrix sich zu euch setzen kann. Sie wird in eure Klasse kommen. Bobby, holst du noch einen Stuhl?“
Bobby brachte den Stuhl und Beatrix setzte sich zwischen die Zwillinge, denn die waren nicht zusammen-, sondern auseinander gerückt. Den ersten Löffel Suppe verschüttete sie auf ihren Rock. Sie war nervös. Kein Wunder, vierzehn Augen richteten sich auf sie. Es war ein Achtertisch, wie alle Tische in Lindenhof. Die Mädchen schauten sie neugierig an, begutachteten sie, beurteilten sie. Wie man eben eine Neue abschätzt, um festzustellen, ob sie dazupasst und ob man sie gern haben kann.
Beatrix aß ihre Suppe hastig und merkte gar nicht, wie gut sie schmeckte. Sie hatte Angst. Sie wusste, dass es in ihrer Situation normal war, Angst zu haben, aber es störte sie. Sie wollte mutig und vor allem selbstsicher sein und ärgerte sich darüber, dass sie es nicht war.
Die Eltern hatten sie nach Lindenhof geschickt, weil sie der Ansicht waren, sie hätten zu wenig Zeit für ihre jüngere Tochter. Sie waren beide Geschäftsleute. Der Vater leitete eine Möbelfirma, die Mutter war Kosmetikerin. Ihr gehörten zwei Salons und im letzten Jahr hatte sie dazu noch eine Parfümerie übernommen. Die Eltern Fellner verdienten viel Geld, es fehlte an nichts, außer an Zeit. Gemeinsame Mahlzeiten fanden nur am Wochenende statt. Zum Miteinanderreden reichte es auch dann oft nicht. Papa wollte ausschlafen, danach ging er gern angeln. Das entspannte, fand er. Mutti schlief ebenfalls lange, dann machte sie meistens die Abrechnungen, die während der Woche liegen geblieben waren.
Der Blaubeerkuchen unterbrach Beatrix‘ Erinnerungen an zu Hause. Was heißt da der Blaubeerkuchen ... Es war ein ganzes Regiment von Kuchen, einer saftiger und üppiger als der andere. Es gab Sonderapplaus für die Hausmutter, die in der Tür zur Küche erschien und dankend winkte.
„Lasst es euch schmecken, Kinder!“, rief sie und verschwand wieder, mit hochroten Wangen und im verblüffenderweise immer fleckenlos weißen Kittel. Wenn ihre Helferinnen zwei Stunden am Herd gewerkelt hatten, sahen die meisten aus, als hätte man sie aus der Gemüsesuppe gezogen. Sie selbst blieb sauber, frisch, tadellos. Sie war toll, die Hausmutter!
Nach dem zweiten Stück Kuchen fand Hanni, jetzt müsste man mal mit der Neuen reden. Bisher hatten sich alle aufs
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