sind immer dagegen
drehte sich im Kreis, aber je länger sie sich drehte, umso mehr verstrickte sie sich, und schließlich bekam sie Angst. Sie rannte im Schrank hin und her, miaute jämmerlich und kratzte an der Schranktür. Die Lehrerin hörte die seltsamen Geräusche, nur konnte sie sich nicht erklären, woher der Lärm kam. Die Mädchen versuchten, nicht zu lachen. Die Katze geriet immer mehr in Panik, sie sprang an der Tür hoch und miaute durchdringend.
„Was, um alles in der Welt, ist in diesem Schrank?“, fragte die Kennedy schließlich.
„Die Handarbeitssachen“, antwortete Tessie.
„Das weiß ich wohl“, erwiderte die Kennedy gereizt. „Aber seit wann machen Handarbeiten Lärm? Woher können diese Geräusche nur kommen? Vielleicht Mäuse?“
Natürlich waren es keine Mäuse. Es war nur die arme Katze, die weder ein noch aus wusste. Wie verrückt rannte sie in dem Schrank herum und suchte sich von den Bastfäden zu befreien. Die beiden Klassen begannen zu kichern.
„Jetzt reicht’s mir!“ Die Lehrerin wurde böse. Sie ging zum Handarbeitsschrank und riss die Tür auf. Die verängstigte Katze fauchte und sprang mit einem gewaltigen Satz ins Freie. Dabei riss sie ein ganzes Bündel Bast mit heraus. Als Frau Kennedy das große schwarze Tier sah, stieß sie einen Schrei des Entsetzens aus und stürzte zur Tür. Die Katze rannte ihr nach, weil sie glaubte, man wolle sie hinauslassen. Zu allem Unglück rieb sie auch noch ihren Kopf an Frau Kennedys Knöcheln. Die arme Lehrerin wurde totenbleich und zitterte am ganzen Körper.
Voller Panik rannten Katze und Lehrerin aus dem Raum, aber beide entflohen in entgegengesetzte Richtungen. Die Mädchen schütteten sich vor Lachen aus.
Frau Kennedy tauchte nicht mehr auf. Sie saß in einem leeren Arbeitszimmer und trank ein Glas Wasser. Sie sah blass aus und war reichlich mitgenommen.
Ich werde einfach mit den Schülerinnen nicht fertig, dachte sie. Niedergeschlagen stellte sie das Glas auf den Tisch. Es ging alles sehr gut, als ich ein oder zwei Mädchen Privatstunden gab, aber diese Stellung hier übersteigt meine Kräfte. Was mache ich bloß? Das Geld brauche ich dringend, gerade jetzt, wo meine Schwester krank ist. Trotzdem bleibt mir nichts anderes übrig, als zu kündigen. Ich schaffe es einfach nicht!
Frau Kennedy beschloss, in die Stadt zu gehen und sich mit ihrer Freundin zu verabreden. Sie musste unbedingt mit jemandem über die ganze Angelegenheit sprechen. Noch am gleichen Nachmittag trafen sie sich.
Die beiden Lehrerinnen gingen in ein kleines Café. Rein zufällig waren auch Katrin und die Zwillinge dort, die sich bei Kaffee und Kuchen einen schönen Nachmittag machten. Das Café war in kleine Nischen unterteilt und die drei Mädchen saßen bereits an einem der runden Tischchen, als Frau Kennedy mit ihrer Freundin, Frau Roper, hereinkam.
Sie wählten die angrenzende Nische. Die Mädchen sahen die Lehrerinnen nicht, aber sie hörten ihre Stimmen.
„Kaum zu glauben! Nebenan sitzt die alte Kenny! Ich wette, dass sie über die schwarze Katze spricht“, kicherte Katrin. Und wie sie vermutet hatten, begann Frau Kennedy von dem „schwarzen“ Morgen zu erzählen.
Aber sie sprach noch von etwas anderem – von ihrer kranken Schwester, von dem Geld, das sie in Lindenhof verdiente und das sie so dringend brauchte. Traurigkeit schwang in ihrer Stimme, als sie davon sprach, dass ihr die Schülerinnen über den Kopf wuchsen.
„Ich bin eine Versagerin“, sagte sie zu ihrer Freundin. „Ich bekomme Geld, um Kinder zu unterrichten, aber niemand lernt etwas, weil ich mich nicht durchsetzen kann. Die ganze Zeit vergeht mit dummen Scherzen. Soll ich das der Direktorin sagen? Die Geschichtslehrerin ist immer noch krank und kann nicht vor Ende dieses Schuljahres zurückkommen, doch ich weiß nicht, wie ich sie bis dahin mit gutem Gewissen vertreten kann.“
„Gib nicht auf. Du weißt doch, dass du das Geld brauchst, um deine Schwester zu unterstützen“, versuchte Frau Roper sie zu ermutigen.
Die drei Mädchen hörten sprachlos zu. Sie waren entsetzt. Nie hätten sie gedacht, dass sie mit ihren Streichen anderen Menschen Leid zufügen würden.
„Gehen wir“, flüsterte Hanni.
Unbemerkt schlichen sie aus dem Café und gingen zurück zur Schule.
Alle drei hatten ein schlechtes Gewissen. Auf keinen Fall wollten sie, dass Frau Kennedy ihre Stellung aufgab. Sie war zwar in mancher Beziehung ein wenig unbeholfen und sie konnte sich keinen Respekt verschaffen, aber sie
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