Sind Sie hochsensibel?
seien Sie mit allem vorsichtig, das alsunkompliziert dargestellt wird oder auf jeden bezogen werden kann. Mittlerweile gibt es einige Hinweise darauf, dass es â wieder einmal â darauf ankommt, wie chronisch übererregt Sie sind.
Einige Menschenaffen werden mit der Neigung geboren bei neuen Geräuschen und visuellen Eindrücken in Hab-Acht-Stellung zu gehen. 116 Ãhnlich wie es sich mit unserer Eigenschaft verhält. Die Affen besitzen allerdings nicht die menschlichen Vorteile das Vergangene und Zukünftige zu verstehen und keine Möglichkeit, die Hab-Acht-Stellung rational zu überdenken. Diese Primaten benehmen sich die meiste Zeit genauso wie ihre Artgenossen. Als Jungtiere waren sie aber langsamer in ihren Entdeckungen, zeigten mehr und stärker variierende Herzschläge und eine gröÃere Ausschüttung an Stresshormonen. Sie ähneln den Kindern, die von Jerome Kagan beschrieben wurden (2. Kapitel). Merken Sie sich an diesem Punkt aber, dass diese Menschenaffen nicht weniger Serotonin als ihre Artgenossen besitzen.
Der wesentliche Unterschied zeigt sich, wenn diese Affen über längere Zeit in hohem MaÃe gestresst (übererregt) sind. Dann sind diese sonst eher reaktiven Affen, verglichen mit anderen, anscheinend ängstlich, depressiv und zwanghaft. Sind sie wiederholt übererregt, zeigen sie dieses Verhalten häufiger und an diesem Punkt verringert sich dann auch die Anzahl der Neurotransmitter in ihrem Gehirn.
Dieses Verhalten und die körperlichen Veränderungen zeigen sich auch bei jedem anderen Affen, der in seiner Kindheit durch die Trennung von der Mutter traumatisiert wurde. 117 Interessanterweise steigt kurz nach der Traumatisierung der Pegel von Stresshormonen wie Cortisol. Auf der anderen Seite verringert sich der Serotoninspiegel nach einer gewissen Zeit â besonders dann, wenn Stressfaktoren wie Isolation hinzukommen. Dann verhalten sich diese Affen lange Zeit überdurchschnittlich reaktiv.
Aus diesen beiden Studien lässt sich Folgendes ableiten: Die Ursache für das Problem ist chronische Ãbererregung, Stress oder ein Kindheitstrauma, aber nicht das ererbte Persönlichkeitsmerkmal.Dasselbe haben wir im 2. Kapitel gesehen. Sensible Kinder erfahren mehr Ãbererregung, wenn bereits ein gesteigerter Adrenalinspiegel erreicht ist, aber es geht ihnen gut, wenn sie sich geborgen fühlen. Wenn ein empfindsames Kind (oder irgendein anderes) sich unsicher fühlt, wird aus kurzfristiger Erregung eine langfristige Ãberreizung mit einem dauerhaft angestiegenen Cortisolspiegel. Das Serotonin verringert sich (wie bei der Studie mit den Affen).
Diese Untersuchung ist wichtig für HSM. Sie macht deutlich, warum wir chronische Ãbererregung vermeiden müssen. Wenn unsere Kindheit uns so programmiert hat, dass wir uns von allem bedroht fühlen, dann müssen wir die innere Arbeit aufnehmen, normalerweise mithilfe einer Therapie, und diese Programmierung rückgängig machen. Selbst wenn es Jahre dauert. Kramer legt Gutachten vor, die zeigen, dass sich eine starke Anfälligkeit gegenüber Ãbererregung und Depressionen entwickeln kann, wenn der Serotoninspiegel seinen normalen Stand nicht wieder erreicht. Eine ausgewogene Anzahl von Neurotransmittern verhilft uns dazu, die Vorteile unseres Wesenszugs, unser Feingefühl, zu genieÃen. Es bedeutet, dass die unvermeidlichen Momente kurzfristiger Ãbererregung nicht unbedingt eine Steigerung des Cortisolwertes hervorrufen müssen, die über Tage andauern kann. Ebenso sollte der Anstieg von Serotonin, der über Monate und Jahre anhält, vermieden werden. Wenn wir es vermasselt haben, können wir die Situation immer noch korrigieren. Das dauert aber seine Zeit und wir möchten vielleicht eine gewisse Zeit lang Medikamente einnehmen, um uns bei der Durchführung dieser Korrektur zu helfen.
Serotonin und Opferverhalten
Eine weitere Tatsache ist, dass dominante Affen â oder zumindest solche mit dominanten Anlagen â mehr Serotonin besitzen. 118 Die bloÃe Erhöhung des Serotoninspiegels bei Affen dieser Art bedingt ein dominantes Verhalten gegenüber seinen Artgenossen,deren Serotonin man verringert hat. Stellt man einen solchen Affen an die Spitze der Dominanzhierarchie, verstärkt sich die Serotonin-Ausschüttung in seinem Gehirn. Nimmt man ihm diesen Status, vermindert sich das Serotonin. 119 Dies ist ein anderer Grund,
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