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Sind Sie hochsensibel?

Sind Sie hochsensibel?

Titel: Sind Sie hochsensibel? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mvg verlag
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älteren, kräftigen Frau, die ihr langes graues Haar zu einem Knoten zusammengebunden trug.
    Bis zu jener Unterhaltung hatte Ellen diese Frau nie beachtet, die in ihrer Gemeinde als ziemlich exzentrisch galt. Doch es stelltesich heraus, dass diese Frau Rechtsanwältin war und es verstand, mit Einfühlungsvermögen zuzuhören. Am nächsten Tag merkte Ellen, dass sie ständig an diese Frau denken musste. Sie wollte wieder mit ihr zusammen sein. Die Frau fühlte sich durch die Freundschaft mit einer bekannten Künstlerin geschmeichelt und ihre Beziehung wurde enger.
    Für Ellen war es aber mehr als Freundschaft. Es war ein eigenartiges verzweifeltes Bedürfnis. Zu ihrem eigenen Erstaunen entwickelte sich zwischen beiden eine sexuelle Beziehung, und Ellens Ehe geriet völlig aus den Fugen. Zum Wohle ihres Mannes und ihrer Kinder entschloss sie sich zwar die Beziehung zu beenden, aber sie konnte es nicht. Es war ihr einfach unmöglich.
    Nach einem Jahr voll turbulenter Szenen zwischen den dreien, bemerkte Ellen einige Charakterschwächen an der anderen Frau, die sie nicht tolerieren wollte – hauptsächlich ihr hitziges Temperament. Die Beziehung endete und Ellens Ehe überlebte, aber sie verstand nie, was mit ihr geschehen war – erst Jahre später in der Psychotherapie.
    Bei Nachforschungen, die ihr helfen sollten ihre Kindheit zu verstehen, erfuhr Ellen von ihrer älteren Schwester, dass ihre viel beschäftigte Mutter wenig Zeit und Muße für die Kinder gehabt hatte. Ellen wurde von diversen Tagesmüttern aufgezogen. Sie konnte sich an eine erinnern, eine Frau North, die später ihre erste Sonntagsschullehrerin war. Frau North war ganz besonders lieb und warmherzig gewesen. Tatsächlich hatte die kleine Ellen geglaubt, Frau North wäre Gott selbst. Und Frau North war eine kräftige, bodenständige Frau gewesen, die ihr graues Haar zu einem Knoten zusammengebunden getragen hatte.
    Ellen war als Kind unbewusst programmiert worden. Zuerst darauf, dass sie es besser vermied sich an andere zu binden, da ihre Bezugspersonen so oft gewechselt hatten. Des Weiteren hatte sich ihr eingeprägt, sie müsse Ausschau halten nach einer Person wie Frau North, um dann alles zu riskieren, damit sie sich wieder sicher fühlen könne – so wie sie es täglich für einige Stunden inihrer Kindheit in Anwesenheit der wirklichen Frau North getan hatte.
    Irgendwie sind wir alle programmiert: Wir klammern uns an den erstbesten Menschen, der verspricht uns zu lieben und zu beschützen, und tun alles, um ihn zufrieden zu stellen. Wir suchen den perfekten Partner und vergöttern den Auserwählten total. Wir sind äußerst vorsichtig bevor wir uns überhaupt an jemanden binden oder suchen jemanden, der so ist, wie der Mensch, der uns beim ersten Mal abgelehnt hat (um zu sehen, ob wir ihn dieses Mal umstimmen können) oder der uns daran hinderte erwachsen zu werden oder der einer vertrauten Person aus unserer Kindheit gleicht.
    Denken Sie an Ihre Liebesgeschichten zurück. Ergeben diese unter Berücksichtigung Ihrer frühkindlichen Bindungen einen Sinn? Haben Sie grundlegende Bedürfnisse aus Ihrer Kindheit mit in Ihre Beziehungen gebracht? Bei einigen dieser Bedürfnisse handelt es sich um ganz normale Sehnsüchte, die auch Beziehungen zwischen Erwachsenen ausmachen. Doch wir können die Erfüllung dieser Bedürfnisse durch einen anderen Erwachsenen auch nur in ganz bestimmten Maße erwarten. Jemand, der eigentlich nach einem Erwachsenen mit kindlichen Bedürfnissen sucht (und zum Beispiel selbst den Wunsch hat, den anderen nicht aus den Augen zu lassen), trägt auch etwas Unbewältigtes aus seiner Vergangenheit mit sich herum. Psychotherapie ist so gut wie die einzige Möglichkeit zu erfahren, was man verloren hat, es zu beklagen und damit seine überwältigenden Gefühle zu kontrollieren.
    Doch was ist mit der ganz normalen romantischen Liebe, die das Leben zeitweise so herrlich anormal macht?
    Zwei Dinge, die eine wechselseitige Liebe braucht
    Nachdem ich Hunderte von Abhandlungen zum Thema studiert hatte, verfasst von Menschen aller Altersstufen, stießen mein Mann (ein Sozialpsychologe, mit dem ich gemeinsam vieleUntersuchungen durchgeführt habe) und ich auf zwei Gesichtspunkte, die uns als sehr wichtig für enge Beziehungen erschienen: 97 Zunächst einmal ist es offensichtlich, dass der Verliebte

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