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Sind wir bald da

Sind wir bald da

Titel: Sind wir bald da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Haipl
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sie seien zu blöd, eine Türe aufzudrücken... die Frau kann einiges. Halleluja! Dass sie sich wenigstens dem Bürgerpaar anbiedert und auch einige freundliche Worte für den mittlerweile anwesenden Rabbi übrig hat (wie sich herausstellt, besitzt er einige Häuser in der Umgebung), zeigt zumindest, dass sie nicht wahllos unhöflich ist, sondern nur zu jenen Menschen, wo sie es sich leisten kann. Oder die sie nicht für wichtig genug hält, und das sind nun mal die meisten. Ich bin begeistert. Wirklich spitze. Wer diese Sprechstundenhilfe überstanden hat, braucht in jedem Fall einen Internisten. Denn entweder hat man dann Bluthochdruck, oder man entleibt sich an Ort und Stelle und holt sich gleich den Totenschein ab.
    Ich bleibe beim Bluthochdruck und komme trotz Termin schon nach einer Stunde dran. Am PC blinkt die Seite mit meinen Patientendaten. Ich lese: »Spielt im TV mit Erwin Steinhäuser. Nervös, aber sonst normal.« Ist das nicht schön? Das Wichtigste im Zusammenhang mit meiner Gesundheit ist, dass ich im TV spiele! Und auch noch mit Erwin Steinhauser! Dass ich nervös bin, aber sonst normal, ist fast schon nebensächlich.
    Es stellt sich dann heraus, dass mein Blutdruck eh nicht so hoch ist, eigentlich alles in Ordnung, und ich gehe nach Hause. Glücklich, eineinhalb Stunden hier gewesen zu sein.
    Ich lerne: Es zahlt sich aus, den Papa zu kennen, reich zu sein oder mit Erwin Steinhäuser im TV zu spielen.

Dienstag, 5. Mai
    Ich war arbeiten. Kann mich nicht immer um die Rettung der Welt kümmern.

Mittwoch, 6. Mai
    Es ist schon erstaunlich: Da jammern die Printmedien herum, dass ihnen die Werbekunden wegbrechen und dass es ihnen schlecht geht, und was machen die Deppen? Sie sparen beim Content. Also Text. Sprache, Worte usw., genau das, weswegen man Magazine kauft. Ich muss nicht verstehen, wie Menschen in verantwortlicher Position auf die Idee kommen, ein Lesemedium retten zu wollen, indem sie dafür sorgen, dass der Lesestoff weniger und schlechter wird. Oder? Aber wundern darf ich mich schon darüber. Und schadenfroh lachen, wenn in ein paar Monaten genau das eintritt, was ich jetzt Voraussage: Es wird einen Wiener weniger geben. Wetten?
    Am Abend beim Surfen im Internet eine Comedy-Sendung aus dem Staatsfernsehen gefunden. Wir sind Kaiser, mit einer EU-Politikerin als Gast. Wirklich lustig, muss man schon sagen. Respekt. Und zwar beide, die Dame und der Host, also der Kaiser. Möchte nicht tauschen, aber ab und zu ein bisschen rüberschauen, was die anderen so machen, kann durchaus erhellend sein.

Dienstag, 12 . Mai
    Wie soll ich sagen... die letzten Tage waren auch eine Art Pilgerreise. Also nicht direkt, eher ein Exzess in der Welt der Unterhaltungsbranche, mit reichlich Unterstützung der Tabak- und Getränkeindustrie. Aber wenn man einen negativen Gottesbeweis als Gottesbeweis anerkennt (weil es ihn angeblich nicht gibt), dann darf man auch einen Rock’n’Roll-Exzess eine Pilgerfahrt nennen. Wenigstens eine negative Pilgerfahrt. Ich habe zum Thema »Gottesbeweis« wieder kurz gegoogelt . Also, Descartes, Thomas von Aquin... für die Bildungsbürger unter den Lesern. Zufrieden?
    Meine Pilgerfahrt machte am Donnerstag Station in der Kleinstadt Ballermann auf Mallorca. Es ist nämlich so: Ich habe mich mit einem Verleger und einem Musikmanager getroffen, weil ich beschlossen habe, meine Sünden abzubüßen. Lachen Sie nicht, das muss auch einmal sein. Ich habe mich so lange »ironisch gebrochen« mit Volksmusik und Ballermann-Techno beschäftigt, dass ich nicht mehr genau sagen kann, ob ich das ernst meine oder nicht. Oder bin ich einfach nur deppert? Natürlich war das alles ursprünglich als Scherz gemeint. Natürlich war ich der Meinung, dass es ein Zeichen ganz besonders exquisiten Humors ist, als ich vor Jahren freiwillig und als zahlender Gast zum Musikantenstadl gegangen bin. Selbstverständlich habe ich mir nichts Besonderes gedacht, als ich mit Freunden zu Fernsehaufzeichnungen von DJ Ötzi, den Paldauern und den Kastelruther Spatzen gegangen bin. Genauso wenig wie ich mir Sorgen darüber gemacht habe, dass ich für Freunde und Gleichgesinnte in meiner Wohnung (!!!) Schlager- und Volksmusikabende veranstaltet habe. Florian Silbereisen habe ich mittlerweile auch schon zweimal live gesehen, doch dazu später. Ich will jetzt kein Mitleid und brauche auch keine Selbsthilfegruppe, aber derb ist das schon. Jedenfalls habe ich mich mit Verleger und Musikmanager getroffen und beschlossen, einen

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