Sind wir bald da
auch nicht, aber ich habe sie geschenkt bekommen. Danke an dieser Stelle. Könnte ein sehr schönes Erlebnis werden. Ich bin gespannt.
Montag, 25. Mai
Von wegen »Karten nicht leisten«... 54.000 Menschen, und keineswegs ausschließlich männliche Akademiker oder Webdesigner. Woher haben die alle so viel Taschengeld? Ich meine, achtzig Euro sind achtzig Euro. Halleluja... Wenn AC/DC als politische Partei antreten würden, hätten die gute Chancen auf ein paar Mandate. Ich bin baff. Und taub. Vielleicht hätte ich die mitgebrachten Ohrenstöpsel nicht nur in der Hosentasche mit mir herumtragen sollen. Wenn man unmittelbar vor der PA-Anlage in einem Stadion steht und die Rockband schlechthin ihre Marshals durchbläst, ist der Placebo-Effekt von Ohrenstöpseln in der Hosentasche zu vernachlässigen.
Die sanitären Zustände im und ums Stadion waren schlicht katastrophal. Auf dem Weg zu den Stehplätzen musste man durch Pisse waten. Und das meine ich im Wortsinn. Es waren einfach zu wenige Dixie -Klos da, und so haben die Leute einfach in die Stadion-Einfahrt gepisst. Sicherheitshalber ist die gut betoniert und hat keinen Abfluss. Warum auch? Innen regnet es ja eher selten. Es kann also kein Urin versickern oder abrinnen. Lecker. Gut, dass ich keine Flip-Flops getragen habe.
Stunden vor dem Konzert sind die Getränke ausgegangen, mussten nachgeliefert werden... Muss man als Veranstalter ein Volltrottel sein oder hilft es nur? Ich meine, es ist ja nicht so, dass das eine Newcomer-Band ist, die da spielt, und dass man das zum ersten Mal veranstaltet. Und ein bisschen Geld werden die alle wohl auch verdienen. Achtzig Euro mal 54.000 plus noch mal so viel für Merchandising und Bier. Ja, da könnte eine Kleinigkeit übrig bleiben. Darf man da nicht erwarten, dass das alles ein bisschen besser organisiert ist und jemand an Toiletten denkt?
Andrerseits, warum sollten sie etwas ändern und auf Geld verzichten, wenn die Leute so blöd sind und sich das alles gefallen lassen? Warum lasse ich es mir gefallen? Weil es mir gefällt? Weil ich meine, es gäbe keine Alternative? Warum funktioniert das bei den Amis besser? Dort würde sich kein Veranstalter trauen, Tausende Menschen durch zentimetertiefe Pisse waten zu lassen, nachdem sie rund hundert Euro für ein Ticket, Bier und eine Breze bezahlt haben. Würde das amerikanische Publikum rebellieren? Oder würden sie wie die Schafe akzeptieren, was man ihnen vorsetzt? Würden sie es akzeptieren, dann hätten das die Veranstalter schon längst ausgenutzt, weil sie dann noch mehr Kohle machen könnten. Also muss das amerikanische Publikum emanzipierter sein.
Ist ja egal.
Ich habe mir überlegt, ob Alkohol ein Weg aus der Krise sein könnte. Sie wissen schon, die Finanz- und Wirtschaftskrise. Vielleicht wäre alles leichter, wenn alle sturzbesoffen wären. Durchgehend. Das fällt nicht immer leicht, das gebe ich zu, aber wenn es hilft... why not? Nach einigen Bieren habe ich mir noch nie große Sorgen um meine Zukunft gemacht, um den Job und überhaupt. Wenn es also staatlich verordnete Vollräusche gäbe, würde sich niemand groß sorgen. Die Investitionen würden wieder anspringen, und die Wirtschaft würde bald schon brummen wie ein Trafo. Also, Prost.
Ach ja, AC/DC war großartig. Furios, möchte ich fast sagen. Eigentlich streckenweise auch langweilig. Das kann aber auch an mir liegen. Ich sehe mir kaum jemals ganze Filme an, weil ich sofort wegzappe , sobald mir langweilig wird. Und das geht eben nicht so gut bei einem Konzert. Also sagen wir einfach, es war spitze!
Nur falls wer danach fragt: Nach der Show bin ich mit Freunden hinter die Bühne gegangen und habe den Sänger und den Gitarristen kennengelernt. Wir haben ein wenig gesmalltalkt , Fotos gemacht und Autogramme geholt. Ich war naturgemäß aufgeregt, weil das natürlich schon lebende Legenden sind. Der Sänger hat mir erzählt, dass er zum ersten Mal in seinem Leben Goldfischli gegessen hat. In Australien würden sie das nicht kennen. Da gebe es Kartoffel-Chips und basta. Aber heute in Wien, Weltpremiere für Goldfischli . Ich bin beeindruckt. Dass ich das noch erleben darf! Beim Bühnenausgang haben einige Damen gewartet, deren Erscheinung nicht darauf schließen ließ, dass sie den Abend enthaltsam verbringen wollen. Die bloße Tatsache, dass wir Backstage-Pässe hatten, hat uns scheinbar sehr attraktiv gemacht. Ich war drauf und dran, eine promiskuitive Phase in meinem Leben einzuleiten, habe mich dann aber
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