Sind wir bald da
meiner Wahl und tue so, als hätte ich gerade sehr viel zu arbeiten. Ja, ich setze mich gerne mit dem Laptop in ein Lokal und schreibe, was ich eben zu schreiben habe. In Ermangelung der 12-Zimmer-Villa mit Garten und Pool, die mir eigentlich zusteht, muss ich eben den öffentlichen Raum nutzen. Wie ich dem Internet meines Vertrauens entnehme, soll Sacha Cohen, besser bekannt als Borat oder Ali G, für die Hauptfigur seines letzten Films Bruno Anleihen beim österreichischen Moderator, Schauspieler, Sänger und ich weiß nicht was Alfons Haider genommen haben. Das ist natürlich völlig lächerlich. Genauso gut hätte Arnold Schwarzenegger für die Rolle des Terminator Anleihen bei Otto Schenk nehmen können (was nicht heißt, dass er es nicht getan hat, nur wetten würde ich nicht darauf). Ich werde auch nicht behaupten, dass Alfons Haider dieses Gerücht selbst in die Welt gesetzt hat, leugnen werde ich es aber auch nicht.
Jedenfalls, in dem Internetforum, das ich aufmerksam lese, behaupten Poster, dass Bruno wenn überhaupt von Dominic Heinzl, dem Society Reporter, inspiriert worden sei. Das, so kommentieren andere Poster wiederum, sei nicht möglich, weil Dominic Heinzl ja gar nicht schwul sei. Ist er doch, behaupten andere. Ist er nicht, sagen andere. Ist er eben schon usw. usf., da capo al fine.
Fakt ist aber, dass ich in dem Moment genau in dem Lokal sitze, in dem Dominic Heinzl gerne seine Redaktionssitzungen abhält und wo am Nebentisch gerade ein Teil seines Mitarbeiterstabes sitzt. Was für ein schöner Zufall. Ich bin Teil der internationalen Society und Kino-Welt. Ein bisschen zumindest. Irgendwie. Und ich weiß etwas, was die am anderen Tisch nicht wissen. Gut, sicherlich wissen auch sie einiges, was ich nicht weiß... aber das ist jetzt nicht der Punkt. Anders eben. Sie wissen schon, was ich meine.
Nicht?
Gut, ich führe weiter aus: Also, was könnten die am Nebentisch wissen, was ich nicht weiß? Hm, vielleicht wie sie heißen? Was sie heute gegessen haben und welche Farbe ihre Unterwäsche hat? Sehr wahrscheinlich. Auf der anderen Seite weiß ich auch nicht, welche Farbe meine Unterwäsche heute hat. Es ist mir nicht völlig egal, aber ich neige nicht dazu, mich in diese Frage zu verbeißen.
Ja, es berührt mich nicht, und ich bin nicht feige. Okay, erläutern wir das eben auch noch: schwarz. Schwarz oder grau, das ist zumindest sehr wahrscheinlich. Ich habe gerade nachgesehen und es ist — schwarz. Zufrieden? Himmelherrgott, ich wollte ja nur beschreiben, wie sich Dinge zueinander fügen und wie schön es ist, im Bewusstsein zu leben, dass es keine Zufälle gibt.
Habe ich schon erzählt, dass ich am Samstag für einen deutschen TV-Sender den Life Ball kommentiert habe und dann nicht auf das Fest im Wiener Rathaus gegangen bin? Ich war einfach erschlagen von der Masse an Menschen, die auf mich nicht sehr entspannt gewirkt haben, und ich habe einfach keine Lust gehabt. Die Menschen haben teilweise sehr sexy ausgesehen, und ich wäre durchaus gerne Teil der illustren Gesellschaft gewesen. Aber, wie gesagt, keine Lust. Blöd.
Samstag, 23. Mai
Ich habe gestern wieder eine Lesung gehabt. Im Rahmen eines Kulturfestivals, das unter anderem der Integration von Migranten dienen soll. Na ja, ich war nicht wenig unsicher, ob das klappen würde. Würden die sehr sympathischen, aber chaotischen Veranstalter überhaupt an ein Mikrofon denken? Würden da überhaupt Menschen hinkommen? Würden sie mich, wenn sie kämen, überhaupt verstehen? Fragen über Fragen...
Fakt ist: Es war sehr, sehr nett, die Stimmung war ausgelassen heiter. Das einzige Problem, und das ist eigentlich keines: Es war zu wenig Platz. Es mussten welche auf der Straße bleiben, weil drinnen einfach kein Platz mehr war.
Wie schön. Ich fühle mich geliebt.
Danke, liebes Universum, und danke, hl. Jakob. Ihr seid zwei lässige Kerle, und ich glaube, wir drei sollten noch viele Dinge zusammen unternehmen. Das Universum, der hl. Jakob und ich. Trinkt ihr zwei eigentlich? Das Universum schon, der Jakob nicht? Macht nichts, stoßen wir trotzdem an. Darf ich vorstellen, meine neuen Freunde — Universum und Jakob. Nein, nicht verwandt mit der von Der Bulle von Tölz. Beruflich? Ja, weiß ich jetzt gar nicht. Was machst du eigentlich beruflich, Jakob? Wie? Ah ja, logisch... er ist ein Heiliger. Heiliger, hauptberuflich. Ja, selbstständig. Ist ein Familienunternehmen. Es gibt einen Älteren, den Jüngeren und den Bruder vom Herrn. Was man
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