Sind wir bald da
schicken zweisitzigen Cabrio (ich gestehe, es hat einen Namen, und ich behandle es wie einen guten Freund) wäre es vorbei, wenn ich mich vermehren würde. Meine schöne Frau und ich passen zu zweit gerade hinein — Gepäck ist da für maximal eine Woche drin, wenn man sich nicht oft umzieht. Aber mit Kind kann man das dann vergessen. Da muss ein Windelbomber her. Kleinkinder haben sicher was gegen die steife Brise, die einem beim flotten Dahingleiten bei offenem Verdeck auf der Autobahn entgegenbläst. Vor allem wenn sie keinen Sitzplatz haben. Langer Rede kurzer Sinn: Wenn ich mich anlässlich meines beginnenden fünften Lebensjahrzehnts fortpflanze, dann könnte dies das letzte Jahr mit meinem Freund Bruce werden. (Himmelherrgott, jetzt ist es heraußen! Bruce spricht sich » Brutsche « und ist ein roter Mazda MX5. Bruce, weil er Japaner ist, so ähnlich wie Bruce Lee, und ein cooler Hund wie Bruce Willis. » Brutsche «, weil es ein bisschen italienisches Lebensgefühl verströmt. Ist ja auch wichtig.)
Ich muss mich kurz hinsetzen und mich beruhigen. Wenn das meine letzte Saison mit Bruce wird, dann brauche ich tatsächlich göttlichen Beistand, und da kommt so eine Pilgerfahrt im Cruising Style gerade recht. Nicht falsch verstehen: Ich hatte nie ernsthaft vor, da irgendwo zu Fuß und unter Entbehrung jeglicher zivilisatorischer Errungenschaften die Landstraße entlang zu büßen. Meinetwegen Bahn, aber weil die meisten St. Jakobs keinen Bahnanschluss haben, eben Auto. Und wenn Auto, dann Bruce. Also » Brutsche «. Jetzt wo ich erwachsen werde, muss ich mir bald sowieso ein anderes Auto besorgen.
»Besorgen«, weil ich den Ausdruck »kaufen« scheue. Er ist untrennbar mit der Herausgabe von Geld verbunden, und das mag ich ja schon gar nicht. Als freischaffender Künstler mit einer kleinen Mindestanstellung sind mir hohe Investitionen und Fixkosten ein Gräuel (man weiß ja nie, wann man den Zaster noch brauchen könnte). Wenn jemand weiß, wie man lässiges Single Feeling mit Sonnenbrille ohne Dach für vergleichsweise wenig Geld mit Familie und Funktionalität in PKW-Form verbindet — zögern Sie nicht, an den Verlag zu schreiben! Ihr Brief könnte zum Beispiel lauten: »Guten Tag, ich bin sehr reich und würde gerne ein paar Millionen loswerden. Wenn Ihr Autor Clemens Haipl Zeit und Interesse hätte, würde ich mich sehr freuen usw .«
War jetzt nur ein Vorschlag. Wie Sie das im Einzelnen umsetzen, ist Ihre ganz persönliche Entscheidung. Ich nehme das Geld (aber auch Ihr schönes Auto und Ihre geräumige Villa) auch ohne umständliches Begleitschreiben, kein Problem.
Etwas anderes: Habe ich schon erzählt, wie ich, ein Wespenallergiker der übelsten Sorte, mitten im Herbst am Klo gesessen bin und auf einmal um mein nacktes Leben bangen musste? Nein? Nicht in diesem Buch? Aha, dann habe ich es sicher woanders schon erzählt. Müssen Sie sich halt den Back Catalogue kaufen. Geben Sie dazu auf www.amazon.de » Haipl « ein und schlagen Sie großräumig zu (irgendwer muss es ja tun). Mehr kann ich jetzt auch nicht machen...
Gut, meinetwegen, das eine Mal noch.
Also, wie gesagt, auf Wespen bin ich allergisch wie ein Großer. Kein Scherz, es ist nicht der rote Fleck, nicht der Juckreiz und nicht die Schwellung, die ich fürchte, sondern dass ich sang- und klanglos ersticke. Meine Sorge ist nicht einmal unrealistisch, sollte sich eines dieser schwarzgelben Biester dazu entschließen, seinen Unterleib per Stachel mit meiner Oberhaut zu verbinden. Ich verlasse darum nie das Haus ohne entsprechende Tabletten und eine Notfallspritze mit Adrenalin, die ich mir dann, wenn es so weit ist, wohl selbst in meinen zitternden Leib jagen müsste.
Wie es der Teufel will, nehme ich diese Spritze nicht mit auf die Toilette, nicht daheim und schon gar nicht, wenn es zirka Ende Oktober ist. Also zu einer Zeit, wo Wespen entweder tot oder im Winterschlaf sein sollten. Ich sitze da auf meinem persönlichen Porzellanthron und mache einen auf Wespe, indem ich einen veritablen und übel riechenden Stachel aus meinem Unterleib fahre. Doch plötzlich... ssssssummmmmmm — eine Wespe. Scheiße! Aufstehen und davonlaufen geht nicht, weil mein Stachel noch nicht völlig entbunden ist. Sitzen bleiben und den Stachel weiter ausfahren geht schon gar nicht — dazu fehlt es mir in dem Zustand unbedingt an Entspannung. Den Stachel zurückfahren, das ist ein netter Gedanke, aber physiologisch unmöglich und nur bei sehr speziellen
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