Sine Culpa
Unterkiefer runter. Er dachte nicht mal daran, es abzustreiten.
»Und falls Sie den richtigen Tipp wissen wollen, dann fragen Sie Dave am besten nach Blites Wette, dem hab ich nämlich eine Insiderinformation gegeben.«
Als Fenwick anrief, lachte sie immer noch.
»Du klingst gut gelaunt.«
»Ich hab mir nur gerade auf Bobs Kosten einen Scherz erlaubt.«
»Lass hören.«
Sie zögerte, dann dachte sie, verdammt, was soll’s, und erzählte Fenwick von ihren Gesprächen mit Blite und Bob.
»Du hast was?« Er klang entsetzt.
»Wieso nicht? Wenn man sich den Dämonen nicht stellt, fressen sie einen auf. Ich hoffe bloß, dass McPherson ordentlich Geld verliert. Er führt die Liste, und wie ich Bob kenne, sorgt er dafür, dass McPherson als Letzter die Wahrheit erfährt. Darauf freu ich mich schon.«
Fenwick schwieg.
»Andrew? Alles in Ordnung? Du bist doch nicht böse, oder?«
»Nicht auf dich. Ich habe nur gerade nachgedacht. Wir müssen beide lange arbeiten, und bis ich nach Hause komme, sind die Kinder sowieso schon im Bett. Was hältst du davon, wenn ich dich irgendwann nach neun im Präsidium abhole und wir rasch was essen gehen?«
»Gerne«, sagte sie und lachte wieder: »Und ich sorge dafür, dass McPherson es mitbekommt.«
»Genau das dachte ich auch gerade.«
28
Der »Freund« hatte ein weiteres Päckchen geschickt, diesmal direkt an A.C.C. Harper-Brown. Es enthielt einen Brief, ein Foto, das aus einem seltsamen Winkel aufgenommen worden war, wie ein hastiger Schnappschuss, sowie eine Jungenunterhose, so alt, dass sie schon ganz grau war. Harper-Brown hatte Fenwick in sein Büro bestellt, der jetzt diese neue Lieferung bestaunte.
»Das Labor ist in Wartestellung, um alles vordringlich zu untersuchen. Draußen wartet ein Fahrradkurier, um die Sachen gleich rüberzubringen, sobald Sie sie sich angesehen haben.«
Fenwick zog Latexhandschuhe an und öffnete den Beutel behutsam.
Das Foto war stümperhaft und unscharf. Es zeigte den Teil einer Mauer mit Bäumen davor und am Rand eine Art schmiedeeiserne Verzierung.
»Könnte ein Zaun sein oder ein Tor. Ich hab schon Vergrößerungen anfertigen und an die Streife verteilen lassen. Vielleicht erkennt das einer von denen.« Der A.C.C. wirkte nicht so selbstgefällig wie sonst, sondern war völlig sachlich.
»Gut, man kann ja nie wissen.« Fenwick drehte das Bild um. Auf der Rückseite stand etwas geschrieben, aber es war bis zur Unleserlichkeit verblasst. »Sind das Namen?«
»Ja, aber überanstrengen Sie Ihre Augen nicht, die Namen werden nämlich auch in dem Brief erwähnt. Bitte sehr.«
Sehr geehrter Assistant Chief Constable,
heute wende ich mich an Sie, weil Ihre ermittelnden Beamten offenbar entschlossen sind, meine Schreiben zu ignorieren und weitere kostbare Zeit damit zu vergeuden, mich zu finden. Man sagt Ihnen Tüchtigkeit und Scharfsinn nach, daher appelliere ich nun an Sie, der Gerechtigkeit Genüge zu tun.
Major Maidment hat Paul Hill nicht getötet und war auch nicht an seiner Entführung beteiligt. Das weiß ich mit absoluter Sicherheit. Paul Hill ist Maidment nie begegnet, hatte aber das Pech, durch Bryan Taylors Zuhälterei anderen ehemaligen Army-Angehörigen zu begegnen. Der Major war nicht dabei, und ich kann mir nur vorstellen, dass er irgendwie bewusst oder aufgrund eines Zufall durch andere in die Sache mit hineingezogen wurde. Ganz gleich, was für Beweise Sie haben, sie müssen ihm irgendwie untergeschoben worden sein, und ich gestehe, ich weiß nicht, wie.
Zu der Zeit, als Paul Hill verschwand, gab es viel Böses in Harlden. Sie sollten danach trachten, den Mann zu finden, der in dem Haus gewohnt hat, wo das Foto entstand, und vielleicht noch immer dort wohnt. Ich bitte, die Qualität des Bildes zu entschuldigen. Wie man mir sagte, wurde es unter recht schwierigen Umständen aufgenommen.
Fragen Sie den Mann, der dort wohnt/wohnte, nach Paul Hill und Bryan Taylor und danach, was wirklich am 7. September 1982 geschah. Er wird Ihnen nicht die Wahrheit sagen, aber Sie werden seine Lügen durchschauen. Schon allein die Tatsache, dass Sie danach fragen, wird ihm Angst einjagen, und mit Gottes Beistand werden Sie den Rest klären können.
Ich erwähnte bereits, dass Taylor Paul mit anderen Männern von der Army bekannt machte. Die Namen, die man mir genannt hat, mögen falsch sein, aber ich nenne sie Ihnen trotzdem: Der Mann, der in diesem Haus wohnte, nannte sich Nathan. Außerdem war da ein Alec und ein Joe. Alec hatte
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