Sine Culpa
immer eine Riesenhilfe, und ich weiß, Sie tun Ihr Bestes. Ich sag Nightingale Bescheid.«
Er rief sie an, erklärte die Sachlage und setzte eine gemeinsame Teambesprechung der Sokos Chorknabe und Hill/Eagleton für fünf Uhr in Harlden an.
Im Besprechungsraum drängten sich fast zwanzig Beamte, darunter auch Superintendent Quinlan. Fenwick und Nightingale standen vor drei großen Tafeln mit Fotos. Gemeinsam erklärten sie den Teams die Sachlage und die vermuteten Zusammenhänge zwischen dem Fall Chorknabe und den Morden an Paul Hill und Malcolm Eagleton. Fenwick und Nightingale wechselten sich bei der Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse so nahtlos ab, dass der Eindruck einer engen, erfolgreichen Zusammenarbeit entstand, der allmählich auch die beiden Teams erfasste.
Nightingale übernahm die Information über die neuesten Laborergebnisse.
»Letzte Woche konnten wir einen Freund von Paul ausfindig machen, der damals nicht vernommen worden war. Oliver Anchor erzählte uns, dass er an dem Abend, an dem Paul verschwand, in der Nähe der Farm seiner Eltern ein brennendes Auto bemerkt hat, das Taylors rotem Kombi ähnlich sah. Nachdem kürzlich wieder über Paul Hill in den Medien berichtet wurde, hat Ball am Sonntagnachmittag vor seinem Tod genau diese Stelle aufgesucht. Wir konnten Zigarettenkippen sichern, an denen seine DNA war, und Spuren menschlichen Blutes, das nicht von ihm stammt.«
Diese Neuigkeit elektrisierte die beiden Teams.
»Mit wem hat er sich dort getroffen?«
»Warum ist er dort gewesen?«
»Was hat er da gemacht?«
»Ist der junge Anchor in die Sache verwickelt?«
Fenwick wartete ab, bis sich die Aufregung gelegt hatte.
»Auf all diese Fragen und noch viel mehr müssen wir Antworten finden – und zwar schnell. Von jetzt an werde ich die beiden Ermittlungen als eine gemeinsame leiten, aber mit unterschiedlichen Schwerpunkten: Wir müssen andere Missbrauchsopfer finden. Vielleicht wurden sie von Taylor verführt, oder sie sind in den Pädophilenring geraten oder beides. Daher werden wir in den nächsten Tagen mit Chorknabe an die Öffentlichkeit gehen, und Alison Reynolds wird Reaktionen aus der Bevölkerung bearbeiten.
Die Stelle, wo das Auto gebrannt hat, muss genau untersucht werden, und wir müssen Gooding weiter unter Druck setzen. Beides soll Clive übernehmen.
Vor allem müssen wir diesen Nathan identifizieren, bei dem es sich möglicherweise um die Person handelt, die von Maidment gedeckt wird. Nightingale hat bereits Bob Cooper darauf angesetzt, und er wird sich weiterhin ausschließlich damit befassen.
Zudem müssen wir sämtliche Laborergebnisse miteinander abgleichen, auch diejenigen, die im Laufe der Woche zu den neuen Materialien des ›Freundes‹ eingehen. Das wird Nightingale koordinieren, und zwar in Zusammenarbeit mit dem Team in Harlden und dem M.C.S.
Ich werde inzwischen weiter versuchen, den ›Freund‹ ausfindig zu machen, und Kontakt zu den Kollegen von Scotland Yard halten; die lassen ein Haus beobachten, das Ball letzte Woche aufgesucht hat. Ich brauche über alle Arbeitsbereiche tägliche Berichte, und es wird regelmäßige Koordinationsmeetings geben. Wir sind in einer kritischen Phase, und ich bitte Sie inständig, ganz gleich, wo Sie eingesetzt sind, behandeln Sie nichts als Routine, wie banal es Ihnen vielleicht auch erscheint. Was immer Sie herausfinden, es könnte von größter Wichtigkeit sein.«
Das kriminaltechnische Labor arbeitete rund um die Uhr und schaffte es bis Freitagnacht zwölf Uhr, DNA aus Pauls Unterhose zu isolieren und abzugleichen. Eine Ausfertigung des Berichts wurde per Kurier zur Privatadresse des A.C.C. gebracht, eine andere zu Fenwick nach Hause.
Fenwick las den Bericht gründlich durch und rief dann Nightingale an, obwohl es fast zwei Uhr morgens war. Sie klang erstaunlich wach.
»Der Bericht liegt vor, und der A.C.C. hat für morgen früh eine Besprechung angesetzt. Ich möchte, dass wir uns vorher in Harlden treffen, sagen wir halb sieben?«
»Kein Problem. Dann bis morgen.«
Kurz bevor der Hörer aufgelegt wurde, meinte er mit ziemlicher Sicherheit eine Männerstimme im Hintergrund zu hören, die »Wer war das?« fragte. Sie kam ihm irgendwie bekannt vor. Er stellte den Wecker auf halb sechs, fand aber keinen Schlaf mehr. Er redete sich ein, dass er nur über die Laborergebnisse nachgrübelte, aber in Wahrheit ging ihm der Klang dieser Stimme nicht aus dem Kopf und trieb ihn schließlich dazu, in aller
Weitere Kostenlose Bücher