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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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mit den Eltern des Jungen gesehen hatte. Ihre Trauer war furchtbar gewesen, sein Schuldgefühl ebenso, aber er hatte weiter geschwiegen und sich damit beruhigt, dass er den Jungen ja auch nicht wieder zurückholen konnte.
    Im Laufe der Jahre war sein Schuldgefühl schwächer geworden und damit auch der Wunsch, sein Wissen zu enthüllen. Es war ja auch nicht viel. Er hatte den Jungen nie gesehen, nur seine Kleidung. Eine blutige Schuluniform bewies noch keinen Tod, und sie war unter tonnenschwerem Schotter und Beton vergraben worden, ehe er ihre Bedeutung erkannte. Damals hatte er geglaubt, diese Art der Entsorgung sei narrensicher, jetzt wünschte er, er hätte die Sachen einfach zur Müllkippe gebracht.
    Der Sack war eingerissen, als er ihn aus dem Kofferraum gehoben hatte, und er hatte automatisch einen zweiten genommen. Es war eine mondlose Nacht gewesen, und die Lampen in der Clubanlage waren aus Kostengründen an einen Timer gekoppelt, also war er im Dunkeln Richtung Küche getappt. Dabei hatte er den Bauschutt vergessen, war gestürzt und hatte sich die Hände aufgeschürft, dadurch war sein Blut auf den neuen Sack gekommen.
    Als er zum Wagen zurückkam, hatten sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt, und er sah zum ersten Mal, was in dem Sack steckte. Das Schulwappen des Blazers war unverkennbar, ebenso wie die roten Spritzer darauf, schließlich hatte er als alter Soldat schon oft Blut auf Uniformen gesehen. Er zog den Blazer heraus, um ihn sich genauer anzusehen, und spürte die klebrige Feuchtigkeit im Stoff. Ein Schnuppern bestätigte ihm, dass es Blut war. Seine erste Reaktion war Verwirrung. Er wusste, dass es eine vernünftige Erklärung dafür geben musste, aber ihm fiel keine ein.
    Er war gebeten worden, »peinlichen Müll – damit die liebe Gattin nichts merkt« wegzuschaffen. Er hatte geglaubt, er sollte irgendein erotisches Kostüm oder Sexspielzeug beseitigen. Als er jetzt die blutige Schuluniform sah, stopfte er alles in den neuen Sack und fuhr sofort zurück zu Percy. Er wurde an der Haustür abgefangen und schnurstracks ins Arbeitszimmer gelotst. Das Radio lief, und er hörte gerade noch die Sondermeldung, dass ein Junge aus der Gegend vermisst wurde, ehe Percy es ausschaltete. Seine Gedanken wurden zu Eis, und er beschloss, keinerlei Umschweife zu machen.
    »Hast du irgendwas mit dem Verschwinden des Jungen zu tun? Ist das seine Kleidung, die ich wegschaffen soll?«
    Percy nickte nur.
    »Großer Gott, Mann, was hast du dir dabei gedacht? Wir müssen zur Polizei.«
    »Nein! Du verstehst das nicht. Dieser Junge, Paul Hill, war ein mieses Früchten. Er hat einen Freund von mir erpresst, der so dumm war, sich mit ihm einzulassen. Mein Freund hat ihn hergebracht, damit ich ihn mir mal vorknöpfe. Er hat gedacht, meine Autorität würde Eindruck auf den Jungen machen.«
    »Aber jetzt wird er vermisst und das Blut … Ist er tot?« Er sank in einen Sessel.
    Percy antwortete nicht.
    »Na?«
    »Ich glaube ja.«
    »Wie ist er gestorben?«
    »Mein Freund sagt, es war ein schrecklicher Unfall. Paul hatte ein Messer dabei, ein ziemlich gefährliches Ding, und hat damit angegeben, wahrscheinlich weil er zeigen wollte, dass er keine Angst hatte. Ich weiß nicht, was genau passiert ist, aber irgendwie hat er sich selbst damit verletzt und ist weggelaufen. Es war anscheinend kein tiefer Schnitt, aber etwa eine Stunde später war mein Freund wieder hier und hat gesagt, Paul wäre am Waldrand auf meinem Anwesen verblutet.«
    Während Percy die Geschichte erzählte, goss er ihnen zwei große Whisky ein. Maidment registrierte mit Verwunderung, dass Percys Hände nicht zitterten.
    »Ich hab versprochen, ihm zu helfen. Er war ein alter Kamerad. Ich konnte ihn unmöglich im Stich lassen.«
    »Warum seid ihr denn nicht zur Polizei gegangen, um Himmels willen? Es war ein Unfall, und bei deinem guten Ruf hätten sie euch geglaubt. Es ist noch nicht zu spät, wir können die Sache immer noch melden.«
    »Nein!« Percy begann, auf und ab zu tigern. »So einfach ist das nicht. Der Ruf eines Mannes steht auf dem Spiel, eines anständigen Mannes, der viel Gutes getan hat. Und ich hab ihm mein Wort gegeben.«
    »Aber er kann es doch erklären. Alles andere wäre Wahnsinn.«
    »Du verstehst das nicht. Ich hab dir gesagt, dass Paul ein Erpresser war. Was meinst du denn wohl, womit er meinen Freund erpresst hat?«
    »Ich hab keine Ahnung, aber das spielt keine Rolle. Wenn der Junge ein Krimineller war, ist das für deinen

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