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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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bloßstellen.
    Er war so dumm gewesen, sich einmal täuschen zu lassen, und das würde nicht wieder vorkommen. Über Nacht hatte er beschlossen, den Mund zu halten und die Angelegenheit auf seine eigene Art zu regeln.
    »Meine erste Frage ist einfach. Wissen Sie, wer Paul Hill getötet hat?«
    In der daraufhin einsetzenden Stille wirkten die Krankenhausgeräusche lauter als zuvor: das Klappern von Essenstabletts, das Quietschen von Gummisohlen auf Linoleum und irgendwo ein unterdrücktes Stöhnen.
    »Glauben Sie, dass diese Person fähig wäre, Verbrechen an anderen Jungen im Teenageralter zu begehen?«
    Sie war energisch, das musste er ihr lassen, aber er ließ sich nicht mal anmerken, ob er sie überhaupt gehört hatte.
    »Können Sie mir irgendwas sagen, das uns helfen würde, den Mann zu finden und seiner gerechten Strafe zuzuführen?«
    Und sie war beherrscht. Obwohl sie die Vernehmung hatte verschieben müssen, zeigte sie keinerlei Emotion, während sie die nächste Schweigeminute abwartete.
    »Wir wissen, was in Borneo passiert ist, Major. Wir haben Ihre ›Ehefrau‹ gefunden – denn so muss man sie wohl nennen. Es war leicht. Sie benutzt noch immer Ihren Namen, und die regelmäßigen Überweisungen von Ihrem Bankkonto haben uns direkt zu ihr geführt.«
    Maidment starrte sie schockiert an. Schon wieder hatte sie ihn auf dem falschen Fuß erwischt.
    »Bigamie wird mit Gefängnis bestraft, wissen Sie, ebenso wie Sex mit einer Minderjährigen.«
    »Das ist vierzig Jahre her!«, brachte er heraus, obwohl er kaum atmen konnte.
    »Sie hat nie wieder geheiratet, trotz des Geldes von Ihnen. Anscheinend hat sie nie die Hoffnung aufgegeben, dass Sie zu ihr und Ihrem Sohn zurückkehren würden.«
    Er musste den Blick abwenden, weil er die Verachtung in ihrem Gesicht nicht ertrug. Wenn sie sein Geheimnis schon kannten, hieß das, dass Percy es ihnen erzählt hatte? Oder waren sie bei der Überprüfung seiner Kontoauszüge drauf gekommen? Er wusste nicht, was er tun sollte, und versuchte verzweifelt, die Ruhe zu bewahren.
    »Was ist hier los?« Der Arzt stand hinter ihnen und sah Maidment bestürzt an. »Ich habe gesagt, fünf Minuten schonende Vernehmung, kein regelrechtes Verhör. Schwester!«
    Schwester Shah eilte an das Bett des Majors und fühlte ihm den Puls. Der Blick, den sie Nightingale zuwarf, hätte Maidment zum Lachen gebracht, wenn er nicht so geschwächt gewesen wäre.
    »Er hatte eine sehr unruhige Nacht«, sagte sie zu dem Arzt und stellte sich so, dass sie Nightingale die Sicht auf ihren Patienten versperrte.
    »Sie müssen jetzt gehen«, befahl der Arzt.
    »Aber dieser Mann verfügt über Informationen, die für eine Mordermittlung wichtig sind. Es ist zwingend erforderlich, ihn jetzt zu vernehmen.«
    »Sehen Sie denn nicht, dass er zu krank ist? Ich lasse nicht zu, dass Sie ihn in dem Zustand weiter befragen. Raus.«
    »Aber er muss …«
    »Es interessiert mich nicht, was er Ihrer Ansicht nach tun muss. Solange er im Krankenhaus ist, habe ich die Verantwortung, und ich entscheide, wann und ob er irgendwelche Fragen beantwortet. Für heute haben Sie schon genug Schaden angerichtet.«
    Nightingale sah ein, dass er nicht nachgeben würde, nickte Constable Stock zu und verabschiedete sich. »Wir kommen morgen wieder, Major. Strengen Sie sich an, dass Sie wieder gesund werden, ja? Wir brauchen Sie lebend.«
    Schwester Shah legte dem Major beschützend eine Hand auf den Arm.
    Draußen auf dem Parkplatz konnte DC Stock sich nicht länger beherrschen. »Das war ja nun die totale Zeitverschwendung.«
    Nightingale überging die unausgesprochene Kritik, weil Stocks Meinung sie nicht interessierte. Aber sie hatte gelernt, Fehleinschätzungen dieser Art richtigzustellen. »Wir hätten ihn fast gehabt. Ein Jammer, dass wir unterbrochen worden sind. Egal.« Sie ging zur Fahrerseite des Wagens. »Werfen Sie die Schlüssel rüber, ich fahre. Sein Gewissen hätte ihn fast dazu gebracht, sein Wort zu brechen. Im letzten Moment hat er noch die Kurve gekriegt, aber es wird ihm keine Ruhe lassen. Er spricht nicht mit uns, weil er beschlossen hat, den Mörder auf seine eigene Art zur Rechenschaft zu ziehen. Und dann werden wir zur Stelle sein. Steigen Sie ein.«
    Sobald sie wieder im Präsidium waren, ging sie zu Cooper.
    »Bob, ich möchte, dass Maidment auch nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus weiter rund um die Uhr beschattet wird. Kümmern Sie sich persönlich darum. Er soll noch ein paar Tage im Krankenhaus

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