Sine Culpa
Freund doch nur umso besser.«
»Mein Gott, du kannst so verdammt begriffsstutzig sein. Denk doch mal nach! Was kann zwischen einem erwachsenen Mann und einem Teenager sein, das den Erwachsenen erpressbar macht?«
Maidment erinnerte sich noch an den Schock, den er bei diesen Worten empfunden hatte, an die Verlegenheit und den Ekel, der ihm auch anzusehen war.
»Genau. Wenn das rauskommt, ist mein Freund erledigt.«
»Wie alt war Paul?«
»Das ist egal. Er war ein Teenager. Ein durchtriebener, verlogener Dreckskerl aus schlechtem Hause, der bekommen hat, was er verdient, und ich werde nicht zulassen, dass er das Leben eines anständigen Mannes ruiniert.«
»Aber es war doch ein Unfall. Das wird die Polizei feststellen, wenn die Leiche obduziert wird.«
»Wir haben die Leiche beseitigt. Was glaubst du, wie die das deuten werden?«
»Beseitigt? Aber das wirkt wie ein Schuldgeständnis. Warum denn?«
»Es war eine Panikreaktion. Ich gebe zu, dass unschuldige Menschen sich normalerweise anders verhalten, aber mein Freund bestand darauf, und ich hab mitgemacht.«
»Das kannst du alles der Polizei erklären.«
»Du bist wirklich ein Einfaltspinsel. Ziemlich ungewöhnlich für einen Mann in deiner Position. Aber wie gesagt, wir haben die Leiche beseitigt.«
»Grabt sie wieder aus.«
»Geht nicht, wir haben sie verbrannt.«
»Was? Aber … aber …« Ihm fehlten die Worte.
»Genau. Jetzt gibt es keinen Beweis mehr dafür, dass sein Tod ein Unfall war. Denkst du wirklich, die Polizei würde uns glauben?«
Maidment überlegte lange. Sein Whiskyglas wurde neu gefüllt, und er leerte es, ohne nachzudenken.
»Trotzdem müssen wir zur Polizei«, sagte er schließlich.
»Und was genau sollen wir denen sagen?«
»Das, was du mir erzählt hast. Das wird nicht leicht werden, aber eine andere Möglichkeit gibt es nicht.«
»Wie soll ich meine Geschichte beweisen?«
»Ich werde dich natürlich unterstützen, ihnen sagen, was passiert ist.« Maidment sah Percy in die Augen, um sein Angebot zu bekräftigen. Doch was er da sah, ließ ihn frösteln. Percy betrachtete ihn mit einer Mischung aus Verachtung und Amüsement.
»Was zählt dein Wort denn schon, Jeremy? Wenn die von deiner Vergangenheit erfahren, dass du selbst eine kleines Abenteuer mit einem Mädchen hattest, das noch minderjährig war …«
»War sie nicht, nicht nach den Gesetzen ihres Stammes. Und ich hatte keine Ahnung …«
Maidment schauderte, als er sich an seine eigenen lahmen Ausreden erinnerte. Percy genoss diesen sterbenspeinlichen Augenblick, dann sagte er mit einer Kälte, die Maidment einen kalten Schauer über den Rücken jagte: »Und überhaupt, wieso soll ich da mit reingezogen werden?«
»Ich verstehe nicht.«
»Überleg doch mal. Du tauchst mitten in der Nacht völlig aufgelöst bei mir auf. Im Kofferraum deines Autos hast du einen Sack mit blutgetränkter Jungenkleidung, auf dem überall deine Fingerabdrücke sind. Meine wirst du da nicht finden, ich hab Handschuhe getragen. Was die Sachbeweise angeht, und du weißt ja, wie sehr unsere Polizei die mag, bist du schuldiger als ich.«
»Aber du würdest dich ja für mich verbürgen.«
»Kann ich nicht. Hab mein Wort schon gegeben. So gern ich dir helfen würde, mein Alter, ich muss die Klappe halten. Sollen wir jetzt die Polizei verständigen? Ich vermute, du hast ein Alibi für den ganzen Nachmittag und Abend?«
Hatte er nicht. Percys Hand schwebte über dem Telefon.
»Warte. Lass mich nachdenken.«
»Jetzt kriegst du wohl doch Bedenken, ob unser Rechtssystem so unfehlbar ist, was?« Percy lachte.
»Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
»Ganz einfach, gar nichts. Ich gebe dir mein Wort, von mir erfährt keiner, was du getan hast, und du musst mir das ebenso schwören. Fahr nach Hause, lass den Sack verschwinden, mach dein Auto sauber und nimm ein schönes Bad, ehe du ins Bett gehst.«
»Aber der Junge ist tot.«
»Es war ein Unfall, nicht deine Schuld, und er ist kein Verlust, glaub mir, für niemanden.«
»Seine Eltern … die werden daran zerbrechen. Sie müssen es erfahren. Diese Ungewissheit …«
»Was willst du ihnen denn sagen? Der Junge ist tot, aber eine Leiche gibt’s nicht? Du warst nicht mal dabei, als es passiert ist. Nein, Jeremy, das Beste ist, nichts zu unternehmen und den Mund zu halten.«
Er brachte kein Wort heraus, aber er nickte, und sie gaben sich die Hand darauf. Er redete sich ein, dass es keine andere Möglichkeit gab.
Auf der Rückfahrt rechnete er
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