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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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Die Zeit im Krankenhaus war fast eine Gnade, weil sie ihm Gelegenheit bot, in Ruhe nachzudenken. Jetzt, wo er sich einen ganzen Tag ausgeruht hatte, würde man die Polizei bald zu ihm lassen. Und bis dahin musste er sich über einiges klar werden. Er erinnerte sich genau an die letzte Vernehmung. Jedes Wort hatte ihn tief getroffen und das Schuldgefühl geweckt, das er in sich trug. Inspector Nightingale war geschickt. Zuerst hatte sie ihn praktisch von jeder Beteiligung an Pauls Tod freigesprochen, und dann hatte sie ihn überrumpelt. Ihre Behauptung, er habe einem Kinderschänder und Mörder geholfen, hatte ihm schon den Atem geraubt, ehe seine Lunge kollabierte. Falls sie Recht hatte, dann wäre seine Schuld niemals wiedergutzumachen, auch nicht durch noch so viele gute Taten.
    Hatte sie Recht? Seine Telefonate waren unbesonnen und vor allem nutzlos gewesen. Ohne das Mienenspiel, das ihm einen Hinweis hätte liefern können, war er auf den Tonfall angewiesen gewesen, hatte gelauscht, ob er Schuld oder Ausflüchte heraushörte. Mit der Folge, dass er jedes Wort, jede Pause, jedes rasche Atemholen analysiert hatte.
    Die Sache mit dem Ersatzparkausweis hatte ihn am meisten verstört. Spindschlüssel gingen öfter mal verloren, aber nicht die Parkausweise, die man innen an die Windschutzscheibe klebte. Nur im August, wenn neue ausgegeben wurden, waren sie noch lose. Malcolm Eagleton war im August entführt und getötet worden, offenbar von einem Mitglied des Golfclubs. Und es gab nur einen Mann im Golfclub, von dem er mit Sicherheit wusste, dass er mit Pauls Tod zu tun hatte. War es denn denkbar, dass in einem einzigen Golfclub gleichzeitig zwei solcher Männer waren? Wohl kaum, und das bedeutete …
    Der Major musste sich mit aller Gewalt konzentrieren. Es gab nur eine entscheidende Frage, so sagte er sich, und die anderen Sorgen lenkten ihn lediglich ab: War er schuldig, einen Kindesmörder zu schützen, der danach noch mehr Jungen missbraucht und getötet hatte?
    Diese Frage kreiste ihm im Kopf. Als D.C.I. Fenwick ihn wegen des Todes von Malcolm Eagleton zur Rede gestellt hatte, hatte er das guten Gewissens abgetan. Er war unschuldig und sah damals noch keine Verbindung zwischen den Morden an Malcolm und Paul, aber in der Untersuchungshaft war die Saat des Zweifels aufgegangen.
    Im Rückblick erkannte er, dass sein naives Vertrauen in einen Offizierskameraden verlogen gewesen war. Das Pflichtgefühl und die Loyalität, womit er seine Handlungsweise begründet hatte, waren doch nur der schönfärberische Zuckerguss auf einem bitteren, dunklen Kuchen aus Schuld. Percy hatte ihn geschickt manipuliert. Er hatte gewusst, dass Maidment ihm den Gefallen tun würde, die belastenden Gegenstände verschwinden zu lassen, weil er, Percy, ihn in der Hand hatte, seit er von seiner Bigamie erfahren hatte. Dieses Wissen hatte Percy noch während ihrer Militärzeit dazu genutzt, seine eigene Karriere voranzutreiben und gelegentlich auch Maidments Aufstieg zu hemmen. Daher war es ein Leichtes gewesen, ja zu sagen, als Percy anrief und ihn bat, ein paar peinliche Dinge zu entsorgen, ehe seine Frau zurückkam.
    Percys fast unverhohlene Drohung, seine Bigamie bekannt zu machen, war der eigentliche Grund für sein anhaltendes Schweigen gewesen, als er allmählich begriff, dass er geholfen hatte, den Tod eines Kindes zu verschleiern. Und jetzt hatte ihn die Polizei der Möglichkeit beraubt, seinen schützenden Selbstbetrug aufrechtzuerhalten. Als Detective Nightingale zu ihrer letzten Attacke ansetzte, war ihm der Panzer blinder Unschuld abhanden gekommen. Er stöhnte.
    »Alles in Ordnung, Major? Möchten Sie ein Schmerzmittel?« Die charmante Krankenschwester blieb am Fußende seines Bettes stehen. In der Hand hielt sie eine Urinflasche.
    »Nein, danke, Schwester Shah, mir geht’s gut.«
    »Hier bei uns müssen Sie nicht tapfer sein, wissen Sie?« Sie lächelte ihn so lieb an, dass er plötzlich einen Kloß im Hals hatte, und er verfluchte diese Schwächemomente, die er in letzter Zeit andauernd erlebte.
    »Vielen Dank, aber nein.« Er hüstelte verlegen und versuchte, nicht zusammenzuzucken, als seine Rippen schmerzhaft protestierten.
    Du liebe Güte, er musste sich wirklich wieder in den Griff bekommen. Es gab wichtige Entscheidungen zu treffen, und zwar schnell. Er hatte sein Wort gegeben, niemals mit irgendwem über Pauls Tod zu sprechen, und das hatte er auch nie, nicht mal mit seiner Frau, nicht mal, als er die Pressekonferenz

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