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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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bleiben, aber ich wette, er verdrückt sich früher, also passt gut auf, dass ihr ihn nicht gleich zu Anfang verliert. Ich denke, er wird uns zum Täter führen.«

33
    Fenwick bekam zwölf Minuten Sendezeit in CrimeNight. Die BBC und das M.C.S. hatten zwei Tage für die Vorbereitungen gebraucht – vier Stunden pro Sendeminute –, aber es hatte sich gelohnt.
    In den Beitrag eingebettet waren Hinweise auf das brennende Auto, das Oliver Anchor in der Nacht von Pauls Verschwinden gesehen hatte, und auf den Missbrauch von Jungen in Sussex zu Beginn der Achtzigerjahre. Er appellierte an die Opfer von damals, sich zu melden, und versprach, dass alles absolut vertraulich behandelt werden würde. Der Höhepunkt war die Bitte an den Verfasser der anonymen Briefe, sich zu melden.
    Innerhalb von dreißig Minuten gingen fünfzig Anrufe ein, und bis Mitternacht waren es über einhundert. Viele waren von Leuten, die Nachbarn oder Arbeitskollegen verdächtigten, Kinder zu missbrauchen; jeder einzelne Hinweis wurde so behandelt, als könnte er zu den Mördern von Paul oder Malcolm führen. Es riefen aber auch Frauen an, die den Verdacht hatten, dass ihr Partner als Kind missbraucht worden war. Die meisten wollten anonym bleiben, doch der Polizeipsychologe, den Fenwick besorgt hatte, konnte ihnen so manches Detail entlocken, das in den kommenden Tagen überprüft werden sollte. Und drei Anrufer gehörten nach eigener Aussage selbst zu den Missbrauchsopfern. Ein durchgängiges Charakteristikum war, dass sie bei der ersten Gelegenheit aus Sussex weggezogen waren.
    Einer gestand, zum dritten Mal in einer Klinik einen Drogenentzug zu machen; ein anderer war arbeitslos und kurz davor, wegen Überschuldung aus seiner Wohnung geworfen zu werden; der Dritte war gerade Vater geworden und hatte panische Angst, er könnte anfangen, sein eigenes Kind zu missbrauchen. Deshalb hatte er seine Frau kurz nach der Geburt des Babys verlassen und lebte jetzt in einem Obdachlosenasyl. Während Fenwick den behutsamen Fragen der speziell dafür ausgebildeten Mitarbeiter lauschte, wuchs sein Zorn auf die unbekannten Täter. Sie hatten den Männern nicht nur die Kindheit geraubt, sondern ihnen auch die Chance auf ein zufriedenes Leben genommen.
    Alle drei bestätigten, dass sie in den Achtzigerjahren in oder um Harlden gewohnt hatten und dass Taylor sie irgendwelchen Männern zugeführt hatte, zu denen sie aber sonst kaum etwas sagen konnten. Taylor war es auch gewesen, der sie, wie Jeff, der verängstigte junge Vater, es formulierte, »anlernte«, ehe er sie an eine Reihe von Kunden weitergab, die oftmals maskiert waren und fast immer falsche Namen trugen, um ihre Identität zu verbergen. Mit allen drei Opfern wurden Termine für den folgenden Tag vereinbart.
    Fenwick blieb in der speziell eingerichteten Telefonzentrale, um für besonders interessante Anrufe zur Stelle zu sein. Kurz vor ein Uhr morgens rief ihn eine Mitarbeiterin zu sich.
    »Der Anrufer sagt, er habe die Briefe geschrieben.«
    »Das wäre dann der Neunte, Abby.« Beim ersten Mal war er aufgeregt gewesen, aber nach den wiederholten Enttäuschungen nahm er die Nachricht skeptisch auf.
    »Aber er weiß Dinge, die wir zurückgehalten haben. Irgendwie hab ich bei dem ein anderes Gefühl.«
    »Gut.« Fenwick seufzte und setzte sich das Headset auf.
    »Hier spricht Chief Inspector Fenwick, wie ist Ihr Name?«
    »Mein Name spielt keine Rolle. Ich habe Ihre Sendung heute Abend gesehen. Sie erwähnten meine Briefe. Warum müssen Sie mich sprechen?« Die androgyne Stimme war gedämpft, als hielte der Anrufer ein Taschentuch über die Sprechmuschel.
    Die Frage löste bei Fenwick einen Adrenalinstoß aus. Schwindler und Trittbrettfahrer prahlten normalerweise und stellten irgendwelche Forderungen, ganz anders als in diesem Fall. Fenwick signalisierte, dass der Anruf zurückverfolgt werden sollte.
    »Aus den genannten Gründen. Wir glauben, dass der Mann, der für Pauls Tod verantwortlich ist, möglicherweise noch immer eine Gefahr für Kinder darstellt.«
    »Sie haben Bryan Taylor erwähnt.«
    »Er ist nach wie vor ein möglicher Verdächtiger.«
    »Um ihn müssen Sie sich keine Gedanken machen. Taylor ist tot. Er ist vor langer Zeit gestorben.« Jetzt klang die Stimme eher männlich.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich sah ihn sterben, oder genauer gesagt, ich sah ihn im Sterben liegen. Da lebte er noch, aber er war so schwer verletzt, dass er das unmöglich überlebt haben kann.«
    »Wie wurde er

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