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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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hoffentlich freundlich wirkte.
    »Vielleicht haben Sie es ja noch nicht gehört.« Der heimliche Sadist in ihm genoss ihr kalkweißes Gesicht, und er nutzte den Vorteil aus. »Ich denke, es wäre besser, wir gehen ins Haus – wo wir ungestörter sind.«
    Sie wich in den miefigen Flur zurück, die beiden Milchflaschen fest umklammert vor der Brust. Er folgte ihr rasch, und fast wäre ihm von dem Geruch schlecht geworden, aber er hatte die Witterung einer Exklusivstory in der Nase, und die überdeckte alles andere.
    »Paul?«
    Er nickte und nahm ihr die kalten Flaschen aus den Händen. Über die Schulter sah er einen neuen Rover in die Straße einbiegen. Die Konkurrenz nahte. Er drückte die Haustür zu und drehte den Schlüssel im Schloss.
    »Ist das Ihr Wohnzimmer?« Er versetzte ihr einen sanften Stups, und sie ging brav voraus.
    »Paul?«, sagte sie erneut. Er hörte, dass sich Hysterie in ihre Stimme schlich.
    »Die Polizei hat keine Leiche gefunden … noch nicht.« MacDonald stellte die Flaschen auf den Couchtisch und ließ die Augen durch den Raum wandern. Er registrierte die Reihen von Ordnern und den Altar für Paul. Er würde mit einem Fotografen zurückkommen müssen, vorausgesetzt, er bekam die Exklusivrechte, doch da war er recht zuversichtlich.
    »Aber sie haben jemanden wegen Mordes verhaftet.«
    »Mord?«
    »Ja, die Polizei scheint recht sicher zu sein, dass Paul tot ist, Mrs. Hill.«
    »Sie haben doch nur irgendwelche Kleidung gefunden.«
    »Mit Blut getränkt.«
    »Aber nicht unbedingt Pauls, das hat mir Julie gesagt, die ist für die Betreuung von Angehörigen zuständig. Sehr nett. Sie hat mir erklärt, dass ein bisschen Blut von Paul auf dem Hemd war, nur ein bisschen.«
    »Wie dem auch sei«, Jason merkte, dass seine Überrumpelungstaktik zu scheitern drohte, »die Polizei hat genug Beweise, um einen Mann wegen Mordes festzunehmen, und er ist bereits in Haft.«
    »Die Polizei denkt, dass Paul tot ist?«
    Er nickte.
    »Aber Julie hat gesagt …« Ihre Stimme erstarb, und er hakte nach.
    »Wissen Sie, durch diese Festnahme wird Ihr Leben sehr schwierig werden, und ich möchte Ihnen gern helfen.«
    »Tot?« Sie hatte ihm gar nicht zugehört. Er bezwang seine Ungeduld.
    »Das glaubt die Polizei jedenfalls. Und deshalb möchte ich Ihnen meine Hilfe anbieten, nicht nur praktische Hilfe, sondern auch finanzielle.«
    »Tot!«
    Ihre Haut war kalkweiß, die Beine knickten ihr ein, und sie fiel in einen Sessel. Es wäre unpraktisch gewesen, wenn sie ohnmächtig geworden wäre, deshalb drückte ihr Jason den Kopf zwischen die Knie und lief in die Küche, um ein Glas Wasser zu holen. Als er zurückkam, saß sie noch genauso da.
    »Hier, trinken Sie das, Sie stehen unter Schock«, sagte er, so sanft er konnte, obwohl er ihre Reaktion ein bisschen übertrieben fand, schließlich war der Junge schon vor fünfundzwanzig Jahren verschwunden. Er sah ungeduldig zu, wie sie ein paar Schlucke aus dem schmierigen Glas trank. Allmählich kehrte Farbe in ihr Gesicht zurück.
    »Wie ist er gestorben?« Sie hatte fest die Arme um sich geschlungen, als wollte sie sich gegen die Außenwelt abschirmen.
    Jason unterdrückte ein Seufzen.
    »Ich weiß nicht, Mrs. Hill. Dieses Detail haben sie noch nicht bekannt gegeben. Aber das machen sie bestimmt, wenn die Vernehmung des Verdächtigen abgeschlossen ist.«
    »Detail!« Das Wort klang wie ein Schuss.
    »Verzeihung?«
    Er verstand die Frau nicht. Sie war komplett irre. Er sollte zusehen, dass er ihre Unterschrift auf den Vertrag mit den Exklusivrechten bekam und dann flott mit einem Fotografen wiederkommen.
    »Wenn Sie das hier bitte unterschreiben würden, dann werden diese Mistkerle da draußen Sie auch nicht länger belästigen, und Sie hätten ein bisschen Ruhe und Frieden, um den Schock zu verarbeiten. Den finanziellen Aspekt erwähnte ich ja bereits. Natürlich möchte niemand von Pauls Tod profitieren, Sie am allerwenigsten, aber Sie sollten doch die Möglichkeit haben, sich etwas zu erholen – vielleicht mal eine Urlaubsreise machen, für die wir die Kosten übernehmen. Wir würden Ihnen«, er stellte rasch eine Kalkulation auf, »fünftausend Pfund zahlen. Ich weiß, das klingt viel für einen Erholungsurlaub, aber heutzutage ist ja alles so teuer, und vielleicht möchten Sie ja noch jemanden mitnehmen.«
    »Detail«, wiederholte sie, »Sie haben gesagt, es wäre ein Detail, wie Paul gestorben ist.«
    Der Anstieg in ihrer Lautstärke gefiel Jason nicht.
    »Raus! Sie

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