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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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Aasgeier. Paul und ich sind Ihnen doch völlig egal.«
    »Na, na, Mrs. Hill, Sie dürfen sich nicht so aufregen. Natürlich sind Sie jetzt sehr aufgewühlt …«
    »RAUS!«
    Sie griff nach dem Wasserglas und schnellte hoch. Jason erhob sich rasch, hatte aber doch die Geistesgegenwart, den Vertrag mit seiner Karte auf den Tisch zu legen.
    »Sie können es sich ja noch überlegen, Mrs. Hill«, sagte er, während er rückwärts aus dem Zimmer ging.
    »RAUS!«
    Das Glas flog haarscharf an seinem Kopf vorbei, prallte gegen die Wand und dann gegen seine Schulter, sodass er nass wurde.
    »Ich ruf Sie an«, rief er, rannte zur Haustür, und verfluchte sich dafür, dass er sie vorhin eigenhändig abgeschlossen hatte.
    Als er sich bückte und nach dem Schlüssel griff, segelte eine Flasche über seinen Kopf und krachte gegen den Türrahmen. Im selben Moment war er mit Milch besudelt. Dann bekam er das Schloss auf, öffnete die Tür mit einem Ruck und rannte nahezu in Panik den kleinen Pfad zu dem niedrigen Holztor, über das er genau in dem Moment flankte, als die zweite Milchflasche hinter ihm auf dem Pflaster zerplatzte.
    Das Geschrei aus dem Haus mischte sich mit spöttischem Gelächter, und als er sich umschaute, sah er, dass er von amüsierten Gesichtern umringt war, von denen einige seinen Rivalen von anderen großen Zeitungen gehörten.
     
    Im Innern des Hauses schaffte Sarah es gerade noch, die Haustür wieder abzuschließen, ehe sie zusammenbrach. Sie kroch auf allen vieren zurück ins Wohnzimmer, zog die Vorhänge zu und drückte sich ein Kissen an die Brust. Den ganzen Morgen über saß sie weinend da, wie gelähmt von der Trauer, die sie übermannte. Jedes einzelne Jahr ohne Paul hatte ihren Schmerz nur noch größer werden lassen. Ein letzter Rest Hoffnung, die dadurch genährt wurde, dass weder sein Verschwinden aufgeklärt noch seine Leiche gefunden wurde, hatte ihre Verzweiflung einigermaßen im Zaum gehalten.
    Binnen zehn Minuten hatte ein gefühlsrohes Journalistenego diese jahrzehntealte Hoffnung zunichte gemacht, so unbedacht wie ein Kind einen Luftballon platzen lässt. Und in dieses Vakuum hinein brandete nun der wilde Schmerz, der sich über zwanzig Jahre lang aufgebaut hatte. Für jeden Tag, an dem sie aufgewacht war und Pauls Abwesenheit als nur vorübergehend definiert hatte, für jeden Abend, an dem sie mit der Erwartung zu Bett gegangen war, dass Paul sich am nächsten Morgen melden würde, gab es einen schneidenden Splitter aus Trauer, und sie alle hagelten jetzt auf ihre ungeschützte Seele nieder und zerfetzten sie bis zur Unkenntlichkeit.
    Ein unaufhörliches Pochen und Klingeln bohrte sich in ihr Gehirn, verschlimmerte das Kopfweh, das sie, wie sie jetzt erst merkte, schon eine Weile hatte, denn ihre Knochen schmerzten vom Rückgrat aufwärts durch den Kiefer bis in die Augenhöhlen hinein.
    Das Klingeln war ihr Telefon, das Pochen die Haustür. Die Vorhänge waren noch immer geschlossen, aber dahinter sah sie Schatten. Bei ihrem Anblick kehrte die Erinnerung zurück, um sie zu verschlingen, und sie stöhnte.
    Paul … Paul …
    Irgendwie schaffte sie es ins Wohnzimmer, wo sie den Fernseher einschaltete. Der Mord an Paul kam zur vollen Stunde als Hauptnachricht. Sie sah sein Schulfoto auf dem Bildschirm, und dann riss sie verblüfft die Augen auf, als ein Foto von Major Maidment erschien.
    Sie hatten den Major festgenommen! Er war Pauls Mörder. Sie hatte ihm vertraut, ihn sogar gebeten, Paul zu finden, und die ganze Zeit hatte er gewusst, dass er tot war! Bei dem Gedanken wurde ihr schlecht, aber als das Würgen nachließ, fühlte sie sich besser im Kopf.
    In der Küche trank sie ein Glas Milch von gestern, ließ aber wie immer noch etwas für Paul in der Flasche … nur dass es jetzt sinnlos geworden war. Ein Mann saß wegen Mordes an Paul im Gefängnis. Wozu also noch hoffen? Sie ging nach oben und legte sich auf ihr ungemachtes Bett. Die Geräusche von draußen verklangen, und sie schlief ein.
    Es war ein seltsamer Traum. Paul kam in ihr Schlafzimmer und trat ans Bett. Aber er war nicht mehr der vierzehnjährige Paul, sondern ein erwachsener Mann mit einer Narbe im Gesicht, aber noch immer attraktiv. Er legte eine Hand auf ihre Stirn, und sie war kühl und beruhigend. » Mach dir keine Sorgen mehr , Mum , es geht mir gut «,sagte er.
    » Was ist mit deinem Gesicht passiert , Paul , das ist eine schlimme Narbe? War das der Major , als er dich getötet hat? «
    Der erwachsene Paul

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