Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sinfonie des Todes

Sinfonie des Todes

Titel: Sinfonie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armin Öhri / Vanessa Tschirky
Vom Netzwerk:
aus der Welt zu schaffen war.
    Er schlug den Weg nach Hause ein, ging ohne Umweg in seine Wohnung und suchte nach Wilhelms Brief, welcher ihn in Meran veranlasst hatte, seine Kur zu unterbrechen. Doch er suchte vergebens. Das Schreiben war nicht mehr aufzufinden.

7. Kapitel
    Nach dem Besuch bei seinem ehemaligen Arbeitskollegen hatte sich Cyprian von Warnstedt eine Melange gegönnt. Das Getränk war einfach göttlich, denn der Wirt hatte es verstanden, einen verlängerten Mokka so mit warmer Milch zu versetzen, dass eine exquisite Haube aus Milchschaum entstanden war. Es war eine aromatische Offenbarung, einfach nicht zu vergleichen mit der Kombination von Kaffee und Schlagobers, die ansonsten den unkundigen Gästen von außerhalb vorgesetzt wurde. Der Beamte wärmte seine Hände an der Schale und studierte das Blatt Papier, das vor ihm auf dem Tisch lag. Die Versuchung, es einzustecken, war einfach zu groß gewesen, als er es zuvor in Fichtners Wohnung offen auf einer Kommode hatte liegen sehen.
    Dem Formellen war nichts Auffälliges zu entnehmen; alles wie gehabt, normaler Briefaufbau, Ort und Datum, Anrede, ein Gruß am Schluss. Wichtiger erschien dem Polizisten vielmehr der Inhalt des Schreibens. Wilhelm hatte geschrieben, er stecke in der Klemme, etwas beunruhige ihn, und in einer dringenden Angelegenheit, die sich auf keinen Fall aufschieben lasse, wünsche er den Rat des Bruders zu hören. Zwar wisse er um Roberts Gebrechen, doch wenn es dessen Gesundheitszustand zuließe, so möge dieser unverzüglich aufbrechen und nach Wien zurückkommen.
    Nachdenklich nahm Warnstedt einen weiteren Schluck. Der Kaffee war dampfend heiß, doch Cyprian mochte das Gefühl, wenn sich seine Zungenspitze schmerzhaft verbrühte; man war unweigerlich hellwach, und das war es, was er wünschte. Als er die Tasse geleert hatte, kramte er ein paar Münzen hervor, die er auf den Tisch warf, und stand auf. Seine Zeit war ausreichend bemessen, doch er wollte früher im Büro sein, um sich in aller Ruhe auf die erste Einsatzbesprechung vorzubereiten. Außerdem hatte er im Sinn, auf dem Hinweg noch in einer Bäckerei vorbeizuschauen.
     
    Als Sitzungsort hatte Cyprian von Warnstedt einen kleinen Raum gewählt, der an die Büros des Erkennungsdienstes grenzte. Ein ordentliches Sitzungszimmer fehlte, und wenn einmal eines provisorisch eingerichtet war, wurde es sofort von einer der anderen Abteilungen in Beschlag genommen. Warnstedt wünschte sich die Umsiedlung an die Elisabethpromenade sehnlich herbei.
    Allmählich fanden sich die Mitarbeiter ein. Oskar Werlhoff und Theodor Kronenfeldt, die beiden Polizisten, die den Tatort untersucht hatten, waren die Ersten. Cyprian nickte ihnen zu, und bald darauf klopfte der Fotograf, den Warnstedt angefordert hatte, an die Tür. Schließlich folgten zwei junge Polizeiaspiranten, denen zugetragen worden war, sich hier einmal umzusehen und etwas zu lernen. Der Gendarmerie-Inspektor blickte prüfend in die überschaubare Runde und deutete auf eine Karaffe Wasser und einige Gläser, die er zuvor bereitgestellt hatte. Daneben stand ein Korb mit Semmeln. »Bedient euch«, meinte er, und einer der Polizisten griff beherzt zu.
    Warnstedt räusperte sich und begrüßte seine Truppe. »Ich werde kurz die Ereignisse zusammenfassen«, erklärte er. »Gestern Nacht wurden wir zu einem Unglücksfall gerufen. Opfer ist ein etwa 40-jähriger Ministerialbeamter namens Wilhelm Fichtner. Die Obduktion durch die Medizinische Polizei ist noch nicht erfolgt, doch wissen wir mit Sicherheit, dass der Mann an einem Brustschuss gestorben ist. Es liegt nun an uns herauszufinden, ob es sich dabei um eine Selbsttötung oder um einen Mord handelt. So weit der Stand der Dinge, und somit möchte ich gleich weitergeben an Theodor und Oskar, die gestern zu ihrem Leidwesen noch eine Nachtschicht bestreiten mussten.«
    Werlhoff und Kronenfeldt wechselten kurz einen Blick und Ersterer gab seinem Kollegen durch ein Handzeichen den Vortritt. »Nun gut«, äußerte sich Theodor, »dann kläre ich euch mal auf: Die Witwe – Lina Fichtner – ist ein junges hübsches Ding; sie war anfangs bei Cyprian am Telefon noch etwas aufgelöst, doch als wir bei ihr ankamen, hatte sie sich bereits in einigermaßen passabler Weise gefasst, und nachdem der Arzt bei ihrem Mann nur noch den Tod feststellen konnte, machten wir noch vor Ort den Paraffintest.«
    »Warum habt ihr damit nicht abgewartet, bis der Fotograf seine Arbeit getan hatte?«, unterbrach

Weitere Kostenlose Bücher