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Sinfonie des Todes

Sinfonie des Todes

Titel: Sinfonie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armin Öhri / Vanessa Tschirky
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wörtlich so mitteilen.«
    »Nun gut«, meinte der Oberkommissar. »Dann will ich euch nicht mehr weiter aufhalten. Ich altes Fossil stehe hier eh bloß im Wege herum. Gott zum Gruße, die Herren.« Er nickte den Polizisten wohlwollend zu, als er den Raum verließ, und schloss die Tür.
    »Welch hohe Ehre«, bemerkte Theodor respektvoll. »Das gibt’s nicht alle Tage, dass einen der Alte besucht.«
    Warnstedt pflichtete ihm bei und warf die Bemerkung in den Raum, sich nun dem Fall widmen zu wollen. Er nahm in seinem Bürosessel Platz und streckte die Beine unter dem Tisch aus. »Wir waren nochmals bei Frau Fichtner«, fing Oskar Werlhoff an. »Sie hat ihre Aussage wiederholt, dass die Eingangstür nicht verschlossen war, als sie das Haus betrat. Wer auch immer sich Zutritt in das Gebäude verschafft hat, besaß einen Schlüssel oder kannte Wilhelm Fichtner.«
    Kronenfeldt schüttelte den Kopf. »Angenommen, ein Freund der Familie klingelt an der Tür, damit ihm aufgemacht wird … In diesem Fall wäre Wilhelm nicht an seinem Schreibtisch erschossen worden.«
    Der Inspektor stimmte den Überlegungen zu. »Da ist was dran«, meinte er. »Und somit wären wir schon bei der nächsten Frage: Was hat es mit diesem Kassenbuch auf sich?«
    »Das haben wir gleich abgeklärt, nachdem wir die Fichtner verlassen haben«, sagte Kronenfeldt. »Wir haben uns mit einem Stephan Schrader unterhalten, dem engsten Mitarbeiter des Toten, und ihm das Buch beschrieben. Laut seinen Aussagen ist es ein ganz normales Kassenbuch, das für Buchhaltungszwecke verwendet wird, unter anderem auch an ihrer Arbeitsstätte im Kriegsministerium. Ich glaube, Fichtner hat so was Ähnliches studiert wie das, was früher die Kameralwissenschaften waren. Jedenfalls war er dafür zuständig, die Kriegsanleihen am Laufen zu halten und für den Staat neue Einnahmen ins Leben zu rufen.«
    »Das ist eine leidlich armselige Ausgangslage, die wir hier vor uns haben«, konstatierte Cyprian, »aber ich frage mich, weshalb das Buch bei Fichtner rumlag. Es irritiert mich ein wenig, dass ein Ministerialbeamter seine Arbeit mit nach Hause nimmt. Erzieher und Lehrkräfte machen so etwas, aber doch nicht Vermögensverwalter. Ich glaube, denen ist dies sogar auf Strafe untersagt.«
    Eine kleine Weile schwiegen sie nachdenklich, bis Werlhoff ein anderes Thema ansprach: »Vor unseren Besuchen bei Schrader und Frau Fichtner waren wir natürlich noch bei den Nachbarn.«
    »Und?«
    »Das Gebäude zur Rechten steht leer. Vorübergehend. Eine Familie Reck hat sich dort eingemietet, lässt das Haus aber gerade renovieren. Von dieser Seite können also keine Zeugenaussagen kommen.«
    »Und rechts?«
    »Dieses Haus gehört den Stinzings. Doch leider weilen die zurzeit zur Kur in Bad Ischl im Salzkammergut.« Er zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Winterferien«, schob er erklärend nach.
    »Das sind ja schöne Neuigkeiten«, seufzte Warnstedt auf. »Und an der rückwärtigen Seite gibt es keine Nachbarn, oder? Dort ist der Wienerwald.«
    Die beiden Polizisten nickten gleichzeitig, und Cyprian klärte sie seinerseits über seine Erlebnisse mit Schlözer und Wissel auf. Er ging weniger ins Detail, sondern sprach vielmehr von Ahnungen und Eindrücken, welche die schmuddelige Kaisermühle bei ihm hinterlassen hatte. Schließlich setzte er seine Mitarbeiter auf den Wirt und auf Lina an. »Macht euch ein wenig kundig, was sie so alles treiben. Ich selbst werde nach Kurt Leyser suchen«, erklärte er. »Vielleicht ergeben sich ja da einige Anhaltspunkte.«
     
    Kurt Leyser selbst besaß keinen Telefonanschluss. Wie sich herausstellte, war die ältere Dame, die sich unter der von Lina angegebenen Nummer meldete, die Vermieterin von Leysers Wohnung. Ihre Stimme war nicht ganz näselnd, aber mit einem Timbre, das einer Gräfin Kinsky zur Ehre gereicht hätte. Er sei momentan nicht anwesend, beteuerte sie, zumindest habe sie ihn nicht im Treppenhaus gesehen.
    »Dann darf ich um seinen Arbeitsort bitten?«
    »Der ist auf der Burg«, antwortete die Frau.
    »Er ist Schauspieler?«, entfuhr es Warnstedt ungläubig.
    Ein verhaltenes Lachen war am anderen Ende der Leitung zu vernehmen.
    »Aber nicht doch, werter Herr. Da sind Sie einem Irrtum unterlegen. Herr Leyser ist für die Requisite zuständig.«
    Der Inspektor warf einen Blick auf seine Taschenuhr. Er wusste um das ungeschriebene Gesetz der Wiener Schauspielwelt, dass die Aufführungen am Burgtheater nie länger als 23 Uhr dauern

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