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Singularität

Singularität

Titel: Singularität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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dafür, dass
genau das richtige Verhältnis physikalischer Konstanten erhalten
bleibt, um Leben zu ermöglichen.
    Unser Universum ist nicht das einzige, bei weitem nicht. Es ist
nicht einmal das einzige, in dem sich Leben entwickelt hat. Wie
lebende Organismen haben Universen ihr eigenes Gleichgewicht und
existieren am Rande des Chaos – kleine Blasen von verzerrtem
Ur-Raum, die sich zusammenquetschen, aufblähen, nach außen
drängen, sich ausdehnen, abkühlen und dabei weitere Blasen
verdichteter Raumzeit erzeugen. Ein hyperdimensionaler Kristallgarten
voller seltsamer Bäume, die noch seltsamere Früchte
tragen.
    Allerdings nützen uns die anderen Universen nicht viel. In
dieser Mischung gibt es allzu viele Variablen. Wenn die
anfänglich explodierende Energie abkühlt, welche die Geburt
eines neuen Universums anzeigt, schwächt sich das vorwärts
drängende Kraftfeld, die Triebkraft der ursprünglichen
Expansion bricht zusammen, löst sich in eine komplexe Masse
anderer Kräfte auf. Die Konstanten, die über ihre relative
Stärke entscheiden, bilden sich beiläufig und nach dem
Zufallsprinzip. Es gibt Universen, die lediglich von zwei
Kräften bestimmt werden, und andere mit tausenden. (Unser
Universum verfügt über fünf.) Es gibt Universen, in
denen das Elektron »massiv« ist: Dort kann die nukleare
Fusion so mühelos stattfinden, dass die Ära der
Sternenbildung in weniger als einer Million (unserer) Jahre nach dem
Urknall abgeschlossen ist. Chemische Prozesse können sich dort
kaum vollziehen. Und lange, ehe sich Leben entwickeln kann, enthalten
solche Universen nur noch abkühlende Pulsare und Schwarze
Löcher – die Überreste einer Schöpfung, die ein
vorzeitiges Ende gefunden hat.
    Es gibt auch Universen, in denen Photonen »Ruhemasse«
haben. Und andere, in denen es zu wenig Masse gibt, als dass sich das
Universum am Ende der Zeit schließen und im großen
kritischen Moment kollabieren könnte. Tatsächlich gibt es
da draußen unendlich viele Universen, und alle sind
unbewohnbar. Etwas kleiner, gemessen an der Unendlichkeit, ist die
Anzahl derer, die möglicherweise bewohnbar sind. In einigen
davon entwickelt sich intelligentes Leben. Aber mehr als das werden
wir vielleicht niemals erfahren. Das Hin-und-her-Reisen zwischen den
Universen ist so gut wie unmöglich. Die Stoffe, die in einem
Universum existieren mögen, können in einem anderen
instabil sein. Und so treiben wir, gefangen in unserem kleinen
Aquarium im Raum, durch den Kristallgarten von Universen. Und die
Intelligenzen in unserer eigenen Nachbarschaft, Erscheinungen wie das
Eschaton, tun ihr Bestes, um die weniger schlauen Bewohner dieses
Aquariums davon abzuhalten, das Glas von innen heraus zu
zerstören.
    All dies hatte der grau gekleidete Mann Martin vor achtzehn Jahren
ausführlich erklärt… »Das Eschaton hat ein
starkes Interesse daran, die Integrität unseres eigenen
Universums zu bewahren«, sagte er. »Und das liegt auch in
eurem eigenen Interesse. Sobald die Menschen anfangen, mit den eher
obskuren kausalen Paradoxien herumzuhantieren, kann das zu allen
möglichen tödlichen Nebeneffekten führen. Das Eschaton
ist in dieser Hinsicht ebenso verletzlich wie jedes andere Wesen im
Universum – es hat es ja nicht geschaffen, wissen Sie, es darf
nur zusammen mit uns darin leben. Das Eschaton mag eine gewaltige
übermenschliche Intelligenz oder ein Bündel von
Intelligenzen sein und über Ressourcen verfügen, die wir
kaum begreifen können, aber man könnte es wahrscheinlich
recht einfach vernichten: indem man noch vor der Singularität
ein paar Atomwaffen am richtigen Ort einsetzt, ehe es, gestützt
auf die Netzwerke des einundzwanzigsten Jahrhunderts, aus eigener
Kraft ein Bewusstsein entwickelt hat. Ohne das Eschaton wäre die
menschliche Spezies inzwischen vermutlich ausgestorben.«
    »Aber die Erkenntnistheorie kommt nicht für meine
Rechnungen auf«, bemerkte Martin trocken. »Falls Sie von
mir erwarten, Kopf und Kragen zu riskieren…«
    »Dafür werden wir uns erkenntlich zeigen.« Der Mann
in Grau nickte. »Wir brauchen Leute, die Aufträge für
uns ausführen, und nicht alle sind ohne jedes Risiko. Meistens
wird ein solcher Auftrag kaum mehr erfordern, als gewisse Dinge
festzustellen und uns davon zu berichten. Aber gelegentlich, im Fall
einer ernsthaften Bedrohung, wird man Sie auffordern einzugreifen.
Normalerweise auf subtile, unauffällige Art, aber immer auf Ihre
eigene Gefahr hin. Allerdings erhalten Sie

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