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Singularität

Singularität

Titel: Singularität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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der Republik haben Sie
vorsätzlich ein Kommunikationsgerät mit an Bord der Lord
Vanek genommen. Genauer gesagt einen Kausalkanal, und zwar ohne
Genehmigung Ihres vorgesetzten Offiziers oder auch nur irgendeines
anderen Schiffsoffiziers. Das verstößt gegen Artikel
sechsundvierzig der Kriegsstatuten. Gerichtsdiener, präsentieren
Sie das Beweismaterial.«
    Mit versteinertem Gesicht trat ein Rekrut mit einem kleinen
Papierbeutel vor. Er schüttete den Inhalt auf die Tischplatte:
eine kleine schwarze Kassette. »Beweismittel eins: ein
Kausalkanal des Modells zwölf, eingelassen in eine
Zusatzkassette des Standardmodells CX, wie es in Notebooks innerhalb
der dekadenten Erdsphäre benutzt wird. Dieses Beweismittel wurde
vom angehenden Prokurator Wassily Muller am zweiunddreißigsten
Tag des Monats Harmonie, wie bereits erwähnt, sichergestellt. Es
befand sich im persönlichen Notebook des Angeklagten. Prokurator
Muller wurde vom Büro des Kurators beauftragt, das Verhalten des
Angeklagten zu überwachen. Wir verfügen über eine
beeidete Aussage des Prokurators. Will jemand die Zulässigkeit
dieses Beweismittels vor Gericht anfechten? Nein? Also
gut…«
    »Ich fechte es an.« Rachel deutete auf die kleine
schwarze Kassette. »Zum Ersten möchte ich hier
anführen, dass die Durchsuchung der persönlichen Habe des
Angeklagten durch den angehenden Prokurator gesetzwidrig war und
daher auch jedes Beweismittel, das sich darauf stützt, nicht
zulässig ist. Denn der Angeklagte ist Zivilist und hat – im
Unterschied zu einem dienenden Soldaten, der den Treueeid geschworen
hat – seine Bürgerrechte nicht aufgegeben. Und diese
Bürgerrechte, einschließlich des Rechtes auf Eigentum,
dürfen vom Gesetz her nicht ohne einen richterlichen
Durchsuchungsbefehl oder den Befehl eines mit höchsten
Vollmachten nach Artikel zwölf ausgestatteten Offiziers
aufgehoben werden. Falls der angehende Prokurator einen solchen
Befehl nicht vorweisen kann, war seine Durchsuchung gesetzwidrig und
kann sogar den Tatbestand des Einbruchs erfüllen. Jede
Information, die im Laufe einer gesetzwidrigen Durchsuchung gewonnen
wurde, ist aber vor Gericht nicht zulässig. Zweitens: Wenn das
Ding ein Kausalkanal ist, bin ich selbst ein Bananenstecker. In
Wirklichkeit handelt es sich um eine Standard-Speicherkassette
für Quantencomputer. Falls Sie einen kompetenten
Elektroingenieur dazu befragen, wird er dasselbe sagen. Drittens: Sie
haben überhaupt nicht die Vollmacht, diese Farce eines Prozesses
durchzuführen. Ich habe es in den Kriegsstatuten nachgelesen.
Diese Statuten halten recht eindeutig fest, dass ein Kriegsgericht
nur auf Anordnung des Oberbefehlshabers an Bord zusammentreten kann.
Wo ist der schriftliche Befehl des Admirals?« Sie
verschränkte die Arme und starrte zur Richterbank
hinüber.
    Sauer schüttelte den Kopf. »Der angehende Prokurator hat
gültige Anweisungen, gegen Springfield zu ermitteln. Deshalb
sind aus Sicht des Kuratorenbüros all seine Unternehmungen
legal. Und ich muss doch mein außerordentliches
Missvergnügen darüber äußern, dass die
Verteidigung mir unterstellt, ich hätte keine Befugnis, dieses
Gericht zusammenzurufen. Ich habe die Vollmacht von meinem
vorgesetzten Offizier erteilt bekommen und werde sie auch
nutzen.« Er unterließ es sorgsam, genauer zu
spezifizieren, über welche Art von Vollmacht er
verfügte.
    »Was die Missdeutung des Beweismittels betrifft, so haben wir
eine Aussage des Angeklagten aufgezeichnet, die besagt, dass es sich
um einen Kausalkanal handelt, den er auf Bitten ausländischer
Parteien mit an Bord nehmen sollte. Genauer gesagt im Auftrag der
Werft. Da die Kriegsstatuten sich spezifisch auch mit der
bloßen Absicht befassen, tut es nichts zur Sache, ob das
Beweismittel tatsächlich funktionsfähig ist oder nicht: Der
Angeklagte ist dennoch schuldig, insofern er der Ansicht war, ein
Kommunikationsmittel mit an Bord zu nehmen.«
    Er schwieg einen Augenblick. »Für das Protokoll soll
festgehalten werden, dass das Beweismittel vom Gericht zugelassen
wurde.« Er warf Rachel einen finsteren Blick zu. Hab dich am
Haken, alte Hexe. Was wirst du jetzt tun?
    Rachel sah zu Martin hinüber und blinzelte schnell. Gleich
darauf wandte sie sich wieder der Richterbank zu. »Es ist eine
Frage des Gesetzes, Sir. Zufällig wird das Denken im Allgemeinen
nicht als dasselbe betrachtet wie die Tat. Ihre Nation, die sich
weigert, die Nutzung gedankengesteuerter Maschinen auch nur in
Betracht zu ziehen,

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