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Singularität

Singularität

Titel: Singularität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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aufhören könntest, dir
selbst dafür in den Hintern zu treten, würde ich mich gern
bei dir bedanken.«
    »Wenn irgendjemand da draußen ist und wir ihn im Stich
lassen…«
    »Die Rettungsmannschaften werden ihn bergen. Vertrau mir in
dieser Sache. Ich schätze, die haben die Tür aufgesprengt,
um in deine Kabine zu gelangen. Haben das Loch erst nicht bemerkt und
wurden dann ein bisschen weiter als erwartet hinausgezogen. Für
solche Fälle haben Kriegsschiffe Trupps, die außerhalb
operieren können, und Jollen. Wir sollten uns jetzt eher
über etwas anderes Sorgen machen. Hoffen wir, dass uns niemand
vor dem Entscheidungskampf bemerkt.«
    »Mhm.« Rachel schüttelte den Kopf, aber ihre Miene
entspannte sich leicht, und ihre düstere Stimmung schien sich
ein wenig zu heben. »Trotzdem sind wir nach meinem Geschmack
immer noch zu nah dran. Wir haben noch einen Kaltgastank in Reserve,
der uns zusätzliche zehn Meter pro Sekunde bescheren
könnte. Wenn ich ihn jetzt benutze, bedeutet das, dass wir etwa
zweihundertundfünfzig Kilometer vom Schiff wegtreiben
können, ehe wir in Planetennähe geraten. Aber eigentlich
müssten sie schon vorher mit ihren Manövern beginnen und
den Abstand beträchtlich vergrößern. Wir haben
genügend Wasser und Luft für eine Woche. Ich hab schon
überlegt, ob wir alle Kraft voraus legen sollen, damit wir
schneller nach unten kommen, während sie damit beschäftigt
sind, auf die feindliche Verteidigung zu achten, worin sie auch
bestehen mag. Falls es überhaupt eine gibt.«
    »Ich tippe auf Waffen, die ihre Form verändern und sie
einfach schlucken können.« Martin nickte kurz, hielt den
Kopf aber gleich darauf ruhig, da sich die Welt ringsum zu drehen
schien. Das war doch nicht etwa die Raumkrankheit? Der Gedanke, eine
Woche lang in diesem Kabuff eingepfercht zu sein, womöglich noch
mit schlimmem Durchfall, war zu ekelhaft, um ihn weiterzuverfolgen.
»Vielleicht Antikörper. Jedenfalls nichts, was die Neue
Republik begreifen könnte. Wahrscheinlich haben wir gar nicht
viel Mühe, denen auszuweichen, aber falls du irgendetwas
zündest…«
    »Tja.« Rachel gähnte.
    »Du siehst erschöpft aus«, stellte er besorgt fest.
»Wie, zum Teufel, hast du das nur angestellt? Ich meine das auf
dem Schiff. Sicher rächt sich das jetzt und raubt dir die letzte
Kraft…«
    »Stimmt.« Sie beugte sich vor und fummelte an einem
blauen Fischernetz herum, das sich an der Stelle befand, die man als
den »Boden« der Kabine bezeichnen konnte. Verblüffend
vertraute Saftbehälter, die ihn an die Heimat erinnerten,
schwebten heraus und überschlugen sich im freien Fall. Sie griff
sich einen und saugte gierig an der Tülle. »Bedien
dich.«
    »Nicht, dass ich irgendwie undankbar erscheinen
möchte«, fuhr Martin fort, während er sich einen
vorbeischwebenden Vitaminsaft mit Mango und anderen asiatischen
Früchten aus dem Gesicht schlug. »Aber… warum?«
    Sie sah ihn lange an. »Oh«, sagte er.
    Sie ließ die leere Saftpackung los, sodass sie
davonschwebte, und wandte sich ihm zu. »Ich würde dir ja
lieber irgendeinen Mist über Vertrauen und Pflicht und so weiter
erzählen, aber…« Sie zuckte verlegen mit den Achseln,
die von Gurten festgezurrt waren. »Ist ja auch egal.« Als
sie die Hand ausstreckte, griff Martin danach und drückte sie
wortlos.
    »Du hast deine Mission nicht vermasselt«, sagte er mit
Nachdruck. »Da draußen hattest du gar keine Mission.
Jedenfalls nicht, wenn man es realistisch betrachtet. Es war
keineswegs so, wie dein Chef… wie heißt er doch
gleich…«
    »George. George Cho.«
    »… wie George Cho angenommen hat. Unzureichende
Informationen, stimmt’s? Was hätte er denn getan, wenn er
über das Festival genauer Bescheid gewusst hätte?«
    »Möglicherweise nichts anderes.« Sie lächelte,
sah dabei mit leerem Blick auf die entschwebende Saftpackung und
griff sich eine weitere aus der Luft. »Du liegst völlig
falsch. Ich hab immer noch etwas zu erledigen, wenn und falls wir
ankommen. Und die Chancen dafür haben sich wegen dieser Eskapade
gerade um… oh… runde fünfzig Prozent
verringert.«
    »Ha! Sag mir Bescheid, wenn ich irgendwie helfen kann,
ja?« Martin streckte sich und zuckte gleich darauf zusammen,
weil ihm eine schmerzliche Sache eingefallen war. »Du hast wohl
nicht zufällig mein Notebook gesehen, oder?
Nachdem…«
    »Es ist unter deinem Sitz verstaut, zusammen mit einer
Zahnbürste und Unterwäsche zum Wechseln. Ich hab deine
Kabine gefilzt, nachdem sie

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