Singularität
um
Ihre Aufmerksamkeit bitten dürfte, Sir.«
»Hä? Re… reden Sie schon, junger Mann.«
»Heute Abend erreichen wir die Position, in der wir das
entscheidende Gefecht mit dem Feind austragen werden«, erwiderte
Bauer geduldig. »Vorher müssen wir eine letzte
Lagebesprechung durchführen, Sir, um die kommende taktische
Situation zu erörtern. Wenn wir diese Schlacht durchführen
sollen, müssen Sie meine Befehle unterzeichnen.«
»Also gut.« Admiral Kurtz versuchte sich in seinem
Lehnsessel aufzusetzen. Der stets hilfreiche Robard stützte ihn,
indem er ihm unter die zerbrechlichen Schultern griff. »Haben
Sie die Befehle dabei?«
»Sir.« Bauer schob eine dünne Mappe über den
glänzenden Eichentisch. »Wenn Sie sie sehen
möchten…?«
»Nein, nein.« Der Admiral winkte mit seiner zarten Hand
ab. »Sie sind ein vernünftiger Mann und werden den
Eingeborenen schon die Hölle hei… heiß machen, nicht
wahr?«
Bauer starrte seinen Vorgesetzten voller Verzweiflung und
gleichzeitig mit Erleichterung an. »Ja, Sir, das werde
ich«, versprach er. »Noch eine Stunde, dann sind wir so
nahe an der Planetenoberfläche, dass wir Lidar-Impulse einsetzen
können. Damit müssten wir die Schlachtordnung des Feindes
einigermaßen exakt bestimmen können. Einsatztrupp vier
wird das übernehmen und die ersten Ergebnisse sondieren,
während sich die Artillerie noch zurückhält. Erst wenn
wir so nah dran sind, dass wir denen Breitseite geben können,
wird die Artillerie auf alles schießen, was uns vor die Flinte
kommt. Meine Zerstörungsgeschwader sind darauf vorbereitet, alle
Geschützstellungen anzugreifen, die wir im geostationären
Orbit ausmachen können. Und die Torpedoboote sind für
alles, was flüchtet, mit superschnellen Abfängern
ausgestattet.«
»Gib den Eingeborenen Saures«, sagte Kurtz
verträumt. »Errichte einen Schädelberg auf deren
Marktplatz. Lass den Zug seine Geschosse abfeuern. Bombardiere diese
Mistkerle.«
»Ja, Sir. Wenn Sie jetzt so gut wären, hier zu
unterschreiben…«
Robard steckte dem Admiral den Füller zwischen die Finger,
doch sie zitterten so heftig, dass ein riesiger roter Tintenfleck,
der wie frisches Blut aussah, die Unterschrift fast unlesbar
machte.
Bauer salutierte. »Sir, mit Ihrer Erlaubnis werde ich diese
Befehle sofort umsetzen.«
Als Kurtz den Geschwaderführer von unten herauf ansah,
funkelte in seinen eingesunkenen Augen für den Bruchteil einer
Sekunde eine Spur des alten Kampfgeistes auf. »Tun Sie das! Der
Sieg ist un… unser, denn unser Herr im Himmel wird nicht
zulassen, dass denen, die ihm folgen, etwas…« Ein Ausdruck
tiefster Verwirrung huschte über sein runzliges Gesicht, dann
sackte er nach vorn.
»Sir! Sind Sie…« Der Geschwaderführer beugte
sich vor, doch Robard hatte den Sessel des Admirals bereits vom Tisch
weggezogen.
»Er ist schon seit Tagen erschöpft«, bemerkte
Robard und brachte den Lehnstuhl seines Schützlings in
Liegestellung. »Ich bringe ihn zurück in die Schlafkammer.
Angesichts der Tatsache, dass wir uns jetzt dem Feind
nähern…« Er straffte sich. »Entschuldigen Sie,
Sir, aber könnten Sie den Schiffsarzt rufen?«
Eine halbe Stunde später, zehn Minuten zu spät für
die Stabsbesprechung, die er selbst angesetzt hatte, eilte
Geschwaderführer Bauer ins Konferenzzimmer. »Meine Herren,
bitte setzen Sie sich.«
Die Offiziere, die zwei Reihen füllten, nahmen vor dem Podium
Platz, von dem aus der befehlshabende Admiral zu seinen Stabs- und
Linienoffizieren zu sprechen pflegte. Jetzt hatte Bauer diesen Platz
eingenommen. »Ich habe eine sehr schwer wiegende Mitteilung zu
machen«, begann er und hielt dabei die Mappe unter seinem
rechten Arm so angespannt an sich gedrückt, dass sie einknickte.
»Der Admiral…« Ein Meer von Gesichtern, von
vertrauensvollen, wartenden Gesichtern, wandte sich ihm zu. »Der
Admiral ist unpässlich«, sagte er schließlich.
Unpässlich war er allerdings, wenn man es so nennen wollte…
Und dabei berücksichtigte, dass der Schiffsarzt, der sich um den
Admiral kümmerte, ihm nur eine zehnprozentige
Überlebenschance eingeräumt hatte. Beim Unterzeichnen der
letzten Befehle hatte der Alte plötzlich eine Gehirnblutung
erlitten.
»Ähm… Der Admiral hat mir aufgetragen, unseren
Einsatz wie geplant durchzuführen. Ich werde dabei als sein
Bevollmächtigter agieren, er selbst jedoch wird auch weiterhin
das Oberkommando innehaben. Außerdem bat er mich, Ihnen
mitzuteilen, er wisse, dass jeder Mann
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